Bobby Z
einfach«, sagt er. »Sie bringen mir Bobby Z.«
»Ganz einfach!« Johnson lacht.
»Sie bringen mir Bobby Z innerhalb von, na, sagen wir dreißig Tagen«,
sagt Huertero. »Oder die Urteile werden vollstreckt.«
Huertero lächelt, steht auf und geht hinaus,
einfach so. »Hab gar nicht gewusst, dass Sie mit seiner Tochter so dick
befreundet waren«, sagt Johnson zu Elisabeth. »Mhm-mhm.“
»Und sie ist gestorben?“
»Sie haben's ja gehört.“
»Was ist passiert?«
Elizabeth zieht den Morgenmantel enger um ihre Schultern und steht
auf. »Sie hat sich umgebracht«, sagt sie und macht Anstalten zu gehen.
»Warum?«, ruft ihr Johnson nach.
»Weil sie nicht mehr leben wollte, nehme ich an.«
Johnson geht zur Bar hinüber und versorgt sich mit einer neuen Flasche
Tequila aus Brians Bestand. Brian braucht wohl sowieso keinen mehr. Er geht
hinaus auf die Veranda, setzt sich hin und legt die Füße auf das Geländer.
Sie haben den alten Brian nackt in der Sonne liegen lassen. Stehen um
ihn herum mit diesen süßen kleinen Maschinenpistolen und passen auf, dass er
nicht wieder aufsteht. Der alte Brian liegt da und heult und jammert, seine
Haut hat bereits einen rosa Schimmer angenommen. Jedesmal wenn er versucht,
sich zusammenzukauern, gibt ihm einer der Jungs einen Tritt, damit er sich
wieder ausstreckt. Wasser geben sie ihm aber schon, ein paar Schluck ab und zu,
denn sterben soll er schließlich nicht.
Mexiko ist ein hartes Land, denkt Johnson.
Etwa eine Stunde später tritt Don Huertero aus dem Haus und sieht
Johnson auf der Veranda sitzen.
»Ich weiß nicht, was Brian an diesem alten Film findet«, sagt
Huertero. »Hab ihn mir gerade angesehen. Er ist lausig schlecht.“
»Diesen Gary Cooper mag ich schon.“
»Gary Cooper ist in Ordnung, ja«, gibt Huertero zu. »Aber die ganze
Geschichte ...“
»Ziemlich blöd.“
»Sehr blöd.«
»Brian mag einfach diesen arabischen Scheiß, denke
ich.«
»Glauben Sie eigentlich, wenn Sie sich jetzt hier betrinken, finden
Sie Bobby Z leichter, Mr. Johnson?«
»Ich glaube jedenfalls nicht, dass es im Moment
schadet.«
Huertero ruft ein paar Befehle auf Spanisch, und in seine Leute kommt
Bewegung. Ein paar Minuten später fahren sie Brians kleinen Toyota-Geländewagen
vor den Eingang und binden Brian mit den Handgelenken an die hintere Stoßstange.
Huertero beugt sich über Brian. Brian hat bereits schlimme
Verbrennungen. Sein Gesicht ist schrecklich geschwollen und hat fast die rote
Farbe seines Brillantinehaarschopfs.
»Ich kann einen Mann nicht ertragen, der die Hand gegen eine Frau
erhebt«, sagt Huertero. »Und der Bauern in dreckigen Erdlöchern hält.«
Huertero spuckt Brian ins Gesicht und brüllt einen weiteren Befehl.
Der Toyota fährt los, und Johnson sieht ihnen hinterher, wie sie hinausfahren
in den Busch, wo es Biberschwänze und Opuntien und andere Kakteen gibt.
Johnson hievt sich aus seinem Stuhl hoch und macht sich langsam auf
den Heimweg. Er wird sich einen Kaffee kochen, seine Sachen packen, und dann
wird er diesen Mr. Bobby Z aufspüren, bevor die dreißig Tage um sind. Er wirft
noch einen letzten Blick auf das Haus, bevor er verschwindet. Das Leben hier
ist wohl zu Ende, denkt er.
Ein popeliger Toyota, denkt er, als er durch den Staub davonschlurft.
In der guten alten Zeit haben sie das immer mit Pferden gemacht.
Elizabeth sitzt vor dem Spiegel und schminkt sich.
Sie spürt immer noch die Linie, die Don Huerteros Fingernagel über ihr
Gesicht gezogen hat. Sie spürt immer noch den weichen Abdruck seiner
Fingerknöchel auf ihrer Wange, ihrer Nase und den Augen.
Sie schaut einen langen Augenblick in den Spiegel, dann nimmt sie
einen roten Lippenstift und zieht eine dicke vertikale Linie von ihrer Stirn
bis zum Kinn. Betrachtet ein paar Minuten lang reglos ihr Spiegelbild und denkt
über sich selbst nach, und über Olivia und Angelica.
Was für ein Dreiergespann. Die drei Busenfreundinnen. Die
Mascaratiere, wie sie sich selbst nannten. Playgirls. Damals.
Und jetzt: sie selbst eine heimatlose Nutte, Olivia ein Junkie auf
Entzug, Angelica tot.
Angelica, Huerteros kleiner Engel. Ein großartiges Mädchen, zum
Niederknien schön. Angelica, die Überfliegerin.
Aber Bobby hat ihr die Flügel gebrochen.
Sie hatte keine Erfahrung im Fallen, also fiel sie hart.
Hatte nie gelernt, sich abzurollen, traf also voll auf dem Boden auf.
Du fällst mit ausgebreiteten Armen, dachte Elizabeth damals, und landest auf
deinem Herzen.
Die Überdosis,
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