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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Brian Elizabeth die
Schuld. Brian sagte mir, Elizabeth habe Bobby vor meinen Plänen mit ihm
gewarnt. Wenn das wahr ist - und das ist es wohl -, dann kann ich Brian nur
sagen, es war unvorsichtig von ihm, Elizabeth in diese Pläne einzuweihen,
besonders, da er wusste, dass sie und Bobby einmal liiert waren. Wenn das
stimmt, dann haben sowohl Brian als auch Elizabeth einen Fehler gemacht.«
    Huertero stellt seine Tasse und Untertasse auf dem Beistelltischchen
ab und befiehlt Elizabeth in scharfem Ton: »Steh auf!«
    Sie erhebt sich aus dem Sessel, und Johnson sieht, dass ihr dabei ein
Schauder über den Körper läuft, wie ein Schatten über die Wüste.
    »Dreh dich um!«
    Elizabeth wendet ihnen den Rücken zu. »Der Morgenmantel.«
    Sie zuckt die Achseln und lässt den Morgenmantel langsam von ihren
Schultern gleiten. Johnson erschrickt: Der ganze Rücken und das Hinterteil der
Frau sind ein wüstes Schlachtfeld aus Striemen und Blutergüssen.
    Huertero sagt ganz ruhig: »Brian ist ein strohdummer junger Mann, der
nicht begreift - vielleicht nicht begreifen kann -, aus
welchem Holz diese Frau hier geschnitzt ist. Ich kenne Elizabeth, wissen Sie,
Mr. Johnson. Sie war eine gute Freundin meiner verstorbenen Tochter. Ihre beste
Freundin vielleicht. Etwa nicht, Elizabeth? Jedenfalls kenne ich Elizabeth
seit Jahren, sie war häufig Gast in meinem Haus. Elizabeth ist warmherzig,
liebenswert, charmant, intelligent und faul. Sie hat den Körper einer Kurtisane
- und das ist ihr großes Glück. Aber sie hat auch die Seele einer Kurtisane -
und das ist ihr Fluch. Was Brian nicht begriffen hat, ist, dass eine solche
Frau den Schmerz nicht fürchtet. Natürlich mag sie ihn nicht - das will ich
damit nicht sagen -, aber sie fürchtet ihn auch nicht. Sie würde eine Liebe
niemals verraten aus Furcht vor Schmerz. - Dreh dich wieder um.«
    Johnson sieht zu, wie sich die Frau wieder zu ihnen herumdreht. Ihre
Stimme klingt ruhig und kühl, als sie fragt: »Darf ich meinen Morgenmantel
wieder anziehen?«
    »Bitte.«
    Sie hat keine Eile damit. In einer langsamen, fließenden Bewegung
bückt sie sich, nimmt den Mantel auf und schlüpft mit den Armen hinein. Sie
zuckt leicht zusammen, als die Seide ihren Rücken berührt.
    »Was eine solche Frau tatsächlich fürchtet«, sagt Huertero, »ist
Entstellung.«
    Huertero steht von seinem Sessel auf und geht zu ihr hinüber.
»Schauen Sie sich dieses Gesicht an«, sagt er. »Bildschön. Was eine solche
Frau fürchtet, ist, hässlich zu sein.« Er fährt mit dem Zeigefinger langsam von
ihrer Stirn bis zum Kinn. »Eine tiefe Narbe von hier bis hier vielleicht. Beigebracht
mit der Klinge eines stumpfen Messers, damit kein Chirurg, mag er noch so
geschickt sein ...«
    Er ballt seine große Hand zur Faust und berührt Elisabeths Gesicht
sanft mit den Knöcheln. »Man könnte ihr aber auch die Wangenknochen
zertrümmern, oder die Nase. Schmerzhaft? O ja, aber es ist nicht die Angst vor
dem Schmerz, die sie dazu bringen würde, einen Liebhaber zu verraten, o nein.
Nur die Angst vor Entstellung könnte das bewirken. Die Angst davor, hässlich zu
sein. Stimmt's, Elizabeth?«
    »Ja.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    »Bitte setz dich.«
    Sie nehmen beide wieder Platz.
    »Mit einem Mann wie Ihnen ist es einfacher«, sagt Huertero. »Sie
wollen leben, nicht wahr?“
    »Ja.«
    Huertero nickt und hängt wieder eine Weile seinen Gedanken nach,
lässt die Stille ihre Wirkung tun. Johnson gibt es nicht gerne zu, aber sie
wirkt tatsächlich auf ihn. Er steht kurz davor durchzudrehen, als Huertero
endlich wieder zu sprechen beginnt.
    »Also ... für deinen Verrat und deine Fehler verurteile ich dich«, er
nickt Elizabeth zu, »zur Entstellung. Und Sie, Mr. Johnson, zum Tode.«
    Johnson sieht, wie Elizabeth kreidebleich wird, und ihn selber
fröstelt auch ein bisschen. »Aber ich setze die Urteile aus"«, sagt
Huertero. »Sie sind ausgesetzt, wobei euch beiden eins bewusst sein muss: Wenn
ich euch haben will, brauche ich bloß mit dem kleinen Finger zu winken, denn
die Welt ist nicht groß genug, um sich vor mir zu verstecken. Auf Bewährung,
sagen wir, als Ausdruck gegenseitigen Vertrauens?«
    »Und wie kriegen wir unsere Bewährung?«, fragt Johnson. Sein Ton ist
ruppig, widerborstig, weil er langsam genug hat von dieser Hidalgo-Masche und weil sein Arm weh tut.
    Huertero spürt diese Widerborstigkeit, schert sich aber offensichtlich
nicht besonders darum, sonst hätte er ihn an die Wand geklatscht wie eine
Fliege. »Ganz

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