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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Bleistiftbecher, Plüschtier und orangefarbenen Papierstößen. Es wollte mir nicht in den Kopf, wie jemand oder etwas in einem solchen Zimmer arbeiten konnte. Es war, als entdeckte man plötzlich eine Otterfamilie in seinem Schuh.
    Falls Ihnen so was schon mal passiert ist.
    »Sie werden erwartet«, sagte sie und breitete beide Arme schützend über ihren Tisch, aus Angst, wir könnten etwas verschieben.
    »Danke, Madam«, sagte Solomon und quetschte sich am Tisch vorbei.
    »Platzangst?«, fragte ich, als ich ihm folgte, und mit etwas mehr Platz hätte ich mich in den Bauch beißen können, denn das bekam sie garantiert fünfzigmal am Tag zu hören.
    Solomon klopfte an die Innentür, und wir gingen hinein.
     
    Jeder Quadratmeter, den man im Sekretariat gespart hatte, war im Büro verschwendet worden.
    Hier gab es eine hohe Decke, Fenster auf zwei Seiten, vor denen wie in allen Regierungsstellen Tüllgardinen hingen, und zwischen den Fenstern einen Schreibtisch von der Größe eines Squashfeldes. Hinter dem Schreibtisch sah man einen schütteren Kopf, der sich konzentriert vorbeugte.
    Solomon ging zur Mittelrose des Perserteppichs, und ich stellte mich neben seine linke Schulter.
    »Mr O’Neal?«, sagte Solomon. »Lang ist da.«
    Wir warteten.
    O’Neal – wenn das sein richtiger Name war, was ich bezweifelte – sah wie alle Menschen hinter großen Schreibtischen aus. Man sagt immer, Hundebesitzer ähnelten ihren Hunden, aber ich finde seit jeher, mindestens dasselbe gilt für Schreibtischbesitzer und ihre Schreibtische. Er hatte ein großes, flaches Gesicht mit großen, flachen Ohren und viel Platz zur Aufbewahrung von Büroklammern. Selbst sein Bartmangel paßte zu der blendenden Schellackpolitur. Er saß in teuren Hemdsärmeln da, ein Jackett war nirgends zu sehen.
    »Ich dachte, wir hatten halb zehn vereinbart«, sagte O’Neal, ohne hoch oder auf die Uhr zu sehen.
    Diese Stimme war schlichtweg unfaßbar. Sie bemühte sich um patrizische Lethargie und verfehlte sie meilenweit. Sie war fest und näselnd, und unter anderen Umständen hätte Mr O’Neal mir leid getan. Wenn das sein richtiger Name war. Was ich bezweifelte.
    »Verkehr; tut mir leid«, sagte Solomon. »Sind hergekommen, so schnell wir konnten.«
    Er sah aus dem Fenster, als wollte er sagen, er habe sein Bestes getan. O’Neal starrte ihn an, warf mir einen Blick zu und widmete sich dann wieder seiner Darbietung »Ich lese brisante Akten«.
    Da Solomon mich sicher abgeliefert hatte und ich ihm keine Suppe mehr einbrocken konnte, fand ich, daß ich mir ein wenig Gehör verschaffen konnte.
    »Guten Morgen, Mr O’Neal«, sagte ich übertrieben laut. Die Worte hallten von den fernen Wänden wider. »Tut mir leid, daß der Zeitpunkt so ungelegen kommt. Mir paßt er übrigens auch schlecht. Am besten sag’ ich meiner Sekretärin, sie soll mit Ihrer Sekretärin einen neuen Termin ausmachen, ja? Oder noch besser, die beiden gehen zusammen Mittag essen. Da können sie nach Strich und Faden die Welt verbessern.«
    O’Neal knirschte kurz mit den Zähnen, dann sah er mich mit etwas an, was er wohl für einen durchdringenden Blick hielt.
    Nachdem er das übertrieben hatte, ließ er die Papiere sinken und die Hände auf dem Tischrand ruhen. Dann zog er sie weg und legte sie in den Schoß. Dann ärgerte er sich, weil ich diese komische Prozedur mitangesehen hatte.
    »Mr Lang«, sagte er, »sind Sie sich eigentlich im klaren darüber, wo Sie sich befinden?« Er stülpte routiniert die Lippen vor.
    »Das bin ich, Mr O’Neal. Ich befinde mich in Zimmer C188.«
    »Sie sind im Verteidigungsministerium.«
    »Mmm. Hübsch ham Sie’s. Gibt’s hier auch Stühle?«
    Er funkelte mich wieder an und gab Solomon ein Zeichen, der daraufhin zur Tür ging und ein imitiertes Regency-Etwas in die Teppichmitte zog. Ich blieb, wo ich war.
    »Bitte nehmen Sie Platz, Mr Lang.«
    »Danke, ich stehe lieber«, sagte ich.
    Das warf ihn endgültig aus der Bahn. In der Schule haben wir dieses Spielchen immer mit einem Erdkundelehrer gespielt. Nach zwei Trimestern ging er ab und wurde Geistlicher auf den Western Isles.
    »Was können Sie mir bitteschön über Alexander Woolf sagen?« O’Neal stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch, und ich sah eine sehr goldene Uhr schimmern. Viel zu golden für Gold.
    »Welchen?«
    Er runzelte die Stirn.
    »Was soll das heißen, ›welchen‹? Wie viele Alexander Woolfs kennen Sie denn?«
    Ich bewegte die Lippen und mimte

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