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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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praktisch ohne Spuren von Insekten oder anderen Tieren.«
    »Das schließt die Möglichkeit, daß Gault sich in so einer Touristenfalle von Motel aufgehalten hat, weitgehend aus«, sagte Marino. »Er wird die Leiche wohl kaum in seine Minibar gestopft haben.«
    Wesley führte jeden Löffel seiner Muschelsuppe formvollendet und mit exakten Bewegungen zum Mund, ohne einen Tropfen zu verschütten.
    »Was hat die Spurensicherung gefunden?« fragte ich.
    »Ihren Schmuck und ihre Socken«, antwortete Wesley. »Und das Gewebeband, das leider entfernt wurde, bevor es auf Fingerabdrücke überprüft worden war. Man hat es im Leichenschauhaus sauber abgeschnitten.«
    »Meine Güte«, murmelte Marino.
    »Aber das Band ist so ungewöhnlich, daß es noch etwas hergeben könnte. Ich glaube nicht, jemals solch ein grell orangefarbenes Gewebeband gesehen zu haben.« Er sah mich an.
    »Ich sicher auch nicht«, sagte ich. »Weiß Ihr Labor schon Näheres darüber?«
    »Noch nicht, bis auf die Fettspuren, die darauf hinweisen, daß die Rolle, von der das Band stammt, an den Rändern eingefettet war, wozu auch immer das gut sein mag.«
    »Was hat das Labor sonst noch?« fragte ich.
    »Wattetupfer. Erde, auf der ihr Körper lag. Das Laken und den Sack, mit denen sie vom See wegtransportiert wurde«, sagte Wesley.
    Mein Frust nahm mit jedem seiner Worte zu. Was war übersehen worden? Welche mikroskopisch kleinen Beweisstücke mochten für immer vernichtet sein? »Ich hätte gern Abzüge der Fotos von der Leiche und Kopien der Berichte und Laborergebnisse, sowie sie eintreffen«, sagte ich.
    »Was wir erhalten, geht an Sie weiter«, antwortete Wesley. »Das Labor setzt sich direkt mit Ihnen in Verbindung.«
    »Wir brauchen die genaue Todeszeit«, sagte Marino. »Es paßt alles nicht zusammen.«
    »Die Klärung dieses Punktes ist äußerst wichtig«, pflichtete ihm Wesley bei. »Könnten Sie dem noch nachgehen?«
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte ich. »Ich müßte längst in Hogan's Alley sein.«
    Marino stand vom Tisch auf und sah auf die Uhr. »Ich fürchte, sie haben schon ohne mich angefangen.«
    »Ich hoffe aber, Sie ziehen sich noch um«, sagte Wesley zu ihm. »Sweatshirt mit Kapuze.«
    »O je. Dann trifft mich der Hitzschlag.«
    »Besser, von dem umgehauen zu werden, als von einem Neun-Millimeter-Farbgeschoß«, sagte Wesley. »Das tut höllisch weh.«
    »Aber sonst habt ihr keine Probleme, oder?« Wir sahen ihm nach. Er knöpfte den Blazer über dem dicken Bauch zu, strich sich das dünne Haar glatt und zog im Gehen die Hose zurecht. Beim Betreten oder Verlassen eines Raumes wirkte Marino immer ein wenig verlegen, wie eine Katze, die sich zuerst rasch noch ein wenig putzt. Wesley starrte auf den schmutzigen Aschenbecher an Marinos Platz. Dann sah er mich an. Seine Augen erschienen mir ungewohnt dunkel, und sein Mund sah aus, als habe er noch nie gelächelt.
    »Sie müssen sich um ihn kümmern«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte das, Benton.«
    »Nur Sie kommen nahe genug an ihn heran, um etwas ausrichten zu können.«
    »Das ist beängstigend.«
    »Beängstigend ist der rote Kopf, den er während unserer Besprechung bekam. Er verhält sich in keinem Punkt vernünftig. Fette, gebratene Speisen, Zigaretten, Schnaps.« Wesley sah zur Seite. »Seit Doris ihn verlassen hat, geht es mit ihm bergab.«
    »In einigem hat er sich gebessert«, sagte ich.
    »Kurzlebige Fortschritte.« Er sah mich wieder an. »Im Grunde bringt er sich nach und nach um.«
    Eigentlich hatte Marino das sein ganzes Leben lang getan. Und ich wußte nicht, was man dagegen tun konnte.
    »Wann fahren Sie zurück nach Richmond?« erkundigte er sich, und ich fragte mich, was wohl in seinen eigenen vier Wänden vor sich ging und was mit seiner Frau war.
    »Das ist noch nicht sicher«, antwortete ich. »Ich hatte gehofft, ein bißchen Zeit mit Lucy verbringen zu können.«
    »Hat sie Ihnen gesagt, daß wir sie wiederhaben wollen?«
    Ich sah hinaus auf den sonnenbeschienenen Rasen und die Blätter, die im Wind raschelten. »Sie ist ganz begeistert«, sagte ich.
    »Aber Sie nicht.«
    »Nein.«
    »Ich verstehe, Kay. Sie wollen nicht, daß Lucy teilhat an Ihrer beruflichen Wirklichkeit.« Fast unmerklich bekam er einen weicheren Gesichtsausdruck. »Ich sollte erleichtert sein, daß Sie zumindest auf einem Gebiet weder ganz rational noch objektiv sind.«
    Ich war auf mehr als einem Gebiet weder ganz rational noch objektiv, und das wußte Wesley nur zu gut. »Ich

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