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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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den Ermittler dazu zu kriegen, das verdammte Ding auszufüllen und weiterzuschicken.«
    »Jetzt hat er die Wahl«, sagte Wesley. »Er kann sich entweder ein einfaches Terminal ins Revier stellen, sich davorsetzen und das Formular online ausfüllen. Oder er kann, sollte er der Maschine nicht trauen, echtes Papier benutzen - einen Ausdruck oder das Originalformular, das dann wie gewohnt verschickt oder gefaxt wird.«
    »Außerdem arbeiten wir an einer Technik für Schriftanalysen«, fuhr Lucy fort. »Der Ermittler kann damit ein CAD-Zeichenbrett benutzen, wo immer er sich befindet: im Auto, im Revier oder im Gerichtssaal beim Warten auf seine Vernehmung. Und alles, was auf Papier festgehalten ist - handschriftlich oder nicht - läßt sich in das System scannen. Der interaktive Teil setzt ein, wenn CAIN durch eine Nachricht dazu aufgefordert wird oder es Zusatzinformationen benötigt. Er kommuniziert regelrecht mit dem Ermittler, per Modem oder per sprachliche Mitteilung bzw. E-Mail.«
    »Das Potential ist enorm«, bekräftigte Wesley. Mir war klar, warum er mich hergebracht hatte. Dieser Glaskasten schien weit, weit weg von all den Polizeistationen in der Stadt, weg von Banküberfällen und Drogenrazzien. Wesley wollte mich davon überzeugen, daß Lucy sicher war, wenn sie für das Bureau arbeitete. Doch ich wußte es besser, denn ich kannte die Hinterhältigkeit des menschlichen Verstandes.
    Die unausgefüllten Seiten, die mir meine junge Nichte auf ihrem jungfräulichen Bildschirm zeigte, würden bald Namen und Personenbeschreibungen enthalten, die Gewalt zur Realität werden lassen. Lucy würde eine Data Base erstellen, die sich zu einem Konglomerat von Körperteilen, Foltermethoden, Waffen und Verletzungen entwickeln würde. Und eines Tages würde sie doch die stummen Schreie hören, würde in einer Menschenmenge Gesichter von Opfern zu erkennen glauben.
    »Ich nehme an, das hat nicht nur für die polizeiliche Ermittlungsarbeit Bedeutung, sondern auch für uns«, sagte ich zu Wesley.
    »Selbstverständlich sind Gerichtspathologen diesem Netzwerk angeschlossen.«
    Am Beispiel anderer Monitore verbreitete sich Lucy über weitere Wunderwerke, in einer Sprache, die sogar ich nur schwer verstand. Für mich waren Computer ein modernes Babylon. Je höher der technologische Standard, desto größer die Sprachverwirrung.
    »Das hier ist das Programm für die Analyse von Sprachstrukturen«, erklärte sie. »Es heißt Structured Query Language und ist eher beschreibend als navigierend angelegt. Das heißt, der Benutzer spezifiziert, was er aus der Datenbasis zugänglich gemacht haben will, nicht wie er dorthin gelangt.«
    Ich wurde mittlerweile durch eine Frau abgelenkt, die auf uns zukam. Sie war groß und bewegte sich mit anmutigen und zugleich kräftigen Schritten. Ein langer Laborkittel schwang um ihre Knie, während sie langsam mit einem Pinsel in einer kleinen Aluminiumdose rührte.
    »Steht schon fest, worunter das einmal laufen wird?« Wesley unterhielt sich weiter mit meiner Nichte. »Unter einer Zentraleinheit?«
    »Der Trend geht eindeutig zu großen Rechnern, die Datenbanken verwalten und als Dienstleister den kleineren Rechnern als ihren Klienten Informationen zur Verfügung stellen. Alles wird kleiner.«
    Die Frau betrat unseren Glaskasten. Sie sah mir mit durchdringendem Blick einen kurzen Moment direkt ins Gesicht. »Findet hier ein Treffen statt, von dem ich nichts wußte?« fragte sie mit kühlem Lächeln und stellte die Dose auf ihren Schreibtisch. Ich hatte den deutlichen Eindruck, daß ihr unser Eindringen mißfiel.
    »Carrie, um unser Projekt müssen wir uns nachher wieder kümmern. Tut mir leid«, sagte Lucy und fügte dann hinzu: »Ich glaube, Benton Wesley kennst du schon. Das ist Dr. Kay Scarpetta, meine Tante. Und das ist Carrie Grethen.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Carrie Grethen zu mir, aber ihr Blick strafte sie Lügen. Ich beobachtete, wie sie in ihren Sessel glitt und sich abwesend über das dunkelbraune Haar strich. Es war lang und zu einem altmodischen französischen Knoten gesteckt. Ich schätzte sie auf Mitte Dreißig. Ihre glatte Haut, die dunklen Augen und die ebenmäßigen Züge verliehen ihrem Gesicht eine ebenso auffallende wie seltene patrizische Schönheit. Als sie ein Aktenregister aufzog, fiel mir auf, wie ordentlich ihr Arbeitsplatz war, im Vergleich zu dem meiner Nichte. Lucy lebte schon viel zu sehr in ihrer abgeschotteten Welt, als daß sie sich noch Gedanken

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