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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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tanzten die Positionslichter der Fischerboote.
    Um sieben Uhr stand ich auf, weil es keinen Grund gab, länger im Bett zu bleiben. Ich hatte praktisch nicht geschlafen, auch aus Furcht vor Alpträumen. Ich bestellte ein Frühstück und zog die Vorhänge auf. Der Tag war stahlgrau, Meer und Himmel waren kaum zu unterscheiden. In der Ferne flogen Wildgänse in der exakten Form einer Pfeilspitze. Der Schnee war in Regen übergegangen. Obwohl ich wußte, daß so früh noch nicht viele Lokale offen waren, konnte mich nichts davon abhalten, es zu versuchen. Um acht stand ich draußen vor dem Hotel mit einer Liste beliebter Kneipen, Pubs und Restaurants in der Hand, die mir der Portier gegeben hatte.
    Eine Weile wanderte ich die Kais entlang. Die Seeleute hatten sich zum Schutz gegen das nasse Wetter in gelbe Windjacken und Latzhosen aus Ölzeug gehüllt. Jeden, der mir zuhören wollte, fragte ich nach Lucy. Es war immer dieselbe Frage, und auch die Antworten waren stets dieselben. Ich beschrieb meine Nichte, aber niemand wußte, ob er sie gesehen hatte. Hier an der Promenade arbeiteten so viele junge Frauen.
    Ich hatte keinen Schirm mit, und der Schal, den ich mir um den Kopf gebunden hatte, hielt den Regen nicht ab, trotzdem ging ich unbeirrbar weiter, vorbei an eleganten Segelbooten und Jachten, die mit schweren Plastikplanen winterfest gemacht worden waren, und an einem Berg schwerer, zerbrochener Anker, an denen der Rost fraß. Viele Leute waren nicht auf der Straße, aber die meisten Läden waren schon geöffnet. Ich hatte ganz vergessen, daß Halloween war; erst als ich die Kobolde, Gnome und Gespenster in den Schaufenstern am Brick Market Place sah, fiel es mir wieder ein.
    Stundenlang wanderte ich über das Kopfsteinpflaster der Thames Street und sah mir die Auslagen der Geschäfte an, die alles feilboten, von Muschelwerk bis zu feiner Kunst. Weiter ging es durch die Mary Street zum Inntowne Inn. Der Mann hinter der Theke hatte den Namen meiner Nichte noch nie gehört. Auch bei Christie's kannte man ihn nicht. Dort setzte ich mich mit einem Kaffee an einen Fenstertisch und sah auf die Narrangansett Bay hinaus. Die Docks waren naß und von Seemöwen bevölkert, die alle in die gleiche Richtung schauten. Zwei Frauen gingen zum Wasser vor und blickten aufs Meer. Sie hatten Hüte auf und Handschuhe an, und irgendwie wirkten sie, als wären sie mehr als nur gute Freundinnen. Ich mußte an Lucy denken und brach wieder auf.
    Am Bannister Wharf suchte ich das Black Pearl auf, dann Anthony's, den Brick Alley Pub und dann das Inn im Castle Hill. Auch in Callahan's Cafe Zelda und einem drolligen Laden, wo es Strudel mit Sahne gab, kam ich nicht weiter. Ich ging in so viele Bars, daß ich bald den Überblick verlor und in manchen zweimal auftauchte, doch von Lucy fehlte jede Spur. Niemand konnte mir helfen. Ich war nicht sicher, ob es überhaupt jemanden kümmerte. Verzweifelt ging ich weiter den Bowden Wharf entlang. Der Regen wurde stärker. Er fiel in Schwaden von einem schiefergrauen Himmel.
    Eine Frau eilte vorbei und lächelte mir zu. »Machen Sie keine Dummheiten, meine Liebe«, sagte sie. »So schlimm kann's gar nicht sein.«
    Am Ende des Kais betrat sie den Laden der Aquidneck Lobster Company, und ich beschloß, ihr zu folgen, weil sie so nett gewesen war. Ich sah sie hinter einer Glaswand in einem kleinen Büro verschwinden. Es war so verraucht und die Scheiben waren so dicht mit Rechnungen tapeziert, daß man dahinter nur noch die gefärbten Locken der Frau und ihre gestikulierenden Hände erkennen konnte. Um zu ihr zu gelangen, mußte ich vorbei an grünen Wassertanks, so groß wie Boote, voller Hummer, Muscheln und Krebse. Die Tanks erinnerten mich an die übereinander geschichteten Leichenboxen im Leichenschauhaus. Auch die Tanks waren bis unter die Decke gestapelt. Von oben wurde Meerwasser hineingeleitet, am Boden floß es wieder heraus. Im Innern des Hummerhauses roch es nach See, und es rauschte wie im Urwald zur Regenzeit. Die Gesichter der Männer in orangefarbenen Latzhosen und hohen Gummistiefeln waren vom Wetter gegerbt wie draußen die Docks. Alles redete laut durcheinander.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich unter der schmalen Bürotür. Erst jetzt sah ich, daß die Frau nicht allein war. Bei ihr saß ein Fischer mit derben roten Händen rauchend auf einem Plastikstuhl.
    »Sie sind völlig durchnäßt, meine Liebe. Kommen Sie herein, und wärmen Sie sich auf.« Wieder lächelte die Frau mir zu. Sie war

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