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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf das dort oben, was ich Ihnen geschildert habe. Ich habe den Polizeiarzt gerufen, und der Einsatzleiter sieht zu, wen er herschicken kann.«
    »Immer mit der Ruhe, Lieutenant«, sagte Wesley noch einmal in seiner gewohnten stoischen Ungerührtheit. Ich hörte Mote schwer atmen.
    »Lieutenant Mote? Hier ist Dr. Scarpetta«, sagte ich. »Ich möchte, daß Sie alles genau so lassen, wie Sie es vorgefunden haben.«
    »Großer Gott«, stieß er hervor. »Ich habe ihn abgeschnitten...«
    »Ist schon okay...«
    »Als ich hineinkam, konnte ich. mein Gott, ich konnte ihn so nicht hängen lassen.«
    »Ist schon in Ordnung«, beruhigte ich ihn. »Aber es ist sehr wichtig, daß ihn jetzt niemand mehr anrührt.«
    »Was ist mit dem Polizeiarzt?«
    »Nicht einmal der.«
    Wesleys Blick war auf mich gerichtet. »Wir kommen hinaus«, sagte er ins Telefon. »Allerspätestens um zehn Uhr sind wir da. Sie rühren sich so lange nicht vom Fleck.«
    »Ja, Sir. Ich bleibe hier in diesem Sessel sitzen und warte, bis die Schmerzen in meiner Brust aufhören.«
    »Wann haben sie angefangen?« wollte ich wissen. »Als ich hier ankam und ihn fand. Da fingen diese Schmerzen in der Brust an.«
    »Haben Sie so etwas schon mal vorher gehabt?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. So nicht.«
    »Beschreiben Sie, wo der Schmerz ist.« Langsam machte ich mir Sorgen. »Direkt in der Mitte.«
    »Strahlt er in die Arme oder den Nacken aus?«
    »Nein, Ma'am.«
    »Ist Ihnen schwindelig? Schweißausbrüche?«
    »Ich schwitze ein bißchen.«
    »Tut es weh, wenn Sie husten?«
    »Ich habe nicht gehustet. Ich kann es also nicht sagen.«
    »Hatten Sie schon mal irgendwelche Herzbeschwerden oder hohen Blutdruck?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Rauchen Sie?«
    »Im Moment, ja.«
    »Lieutenant Mote, hören Sie mir bitte genau zu. Drücken Sie die Zigarette aus und beruhigen Sie sich. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, weil Sie einen schlimmen Schock erlitten haben und weil Sie Raucher sind. Das kann zum Herzinfarkt führen. Sie sind da unten, und ich bin hier oben. Ich möchte, daß Sie jetzt gleich einen Krankenwagen rufen.«
    »Der Schmerz läßt ein wenig nach. Und der Polizeiarzt muß jede Minute hier sein.«
    »Ist das Dr. Jenrette?« fragte Wesley. »Wir haben nur ihn hier.«
    »Ich möchte nicht, daß Sie mit Schmerzen in der Brust weiter dortbleiben, Lieutenant Mote«, sagte ich mit Nachdruck.
    »Nein, Ma'am, tue ich nicht.«
    Wesley notierte Adressen und Telefonnummern. Er hängte ein und wählte erneut.
    »Ist Pete Marino in der Nähe?« fragte er ins Telefon. »Sagen Sie ihm, wir haben eine Notsituation. Er soll sich etwas für die Nacht einpacken und so schnell wie möglich zu uns zum HRT kommen. Ich erkläre ihm dann alles weitere.«
    »Hören Sie, ich hätte gern noch Katz dabei«, sagte ich, während Wesley von seinem Schreibtisch aufstand. »Für den Fall, daß die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen, müssen wir unbedingt die Haut nach Fingerabdrücken absuchen.«
    »Gute Idee.«
    »Ich bezweifle, daß Katz so spät noch in der Body Farm ist. Vielleicht erreichen Sie ihn per Piepser.«
    »Gut. Ich versuche, ihn zu erwischen«, sagte er. Katz war mein Kollege von der Gerichtsmedizin in Knoxville. Als ich eine Viertelstunde später in die Lobby kam, war Wesley bereits dort, mit einer Tasche über der Schulter. Ich hatte gerade genug Zeit gehabt, in meinem Zimmer die Pumps gegen vernünftigere Schuhe auszutauschen und die allernötigsten Dinge zusammenzusuchen, darunter auch meine Arzttasche.
    »Dr. Katz macht sich von Knoxville bereits auf den Weg«, sagte Wesley. »Wir treffen ihn vor Ort.« Es wurde Nacht, eine schmale Mondsichel stand am Himmel, und das Rauschen der Bäume im Wind klang wie Regen. Wesley und ich gingen die Auffahrt zum Jefferson-Gebäude hinunter und überquerten eine Straße, die den Academy-Komplex von den Außenstellen und Schießständen trennte. Ganz in der Nähe, auf einem Freizeitgelände mit Grillplätzen und Picknicktischen, entdeckte ich unter Bäumen plötzlich eine vertraute Gestalt. Sie paßte für mich so wenig dorthin, daß ich einen Moment lang dachte, ich hätte mich geirrt. Dann fiel mir Lucys Bemerkung ein, sie gehe manchmal nach dem Abendessen hier spazieren, um nachzudenken. Ich freute mich, denn möglicherweise hatte ich so die Gelegenheit, etwas gutzumachen. »Benton«, sagte ich, »ich bin gleich wieder da.« Als ich mich den Bäumen näherte, hörte ich jemanden leise sprechen, und seltsamerweise war mein

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