Bodycheck (German Edition)
rangen eine Weile miteinander, bis Manfred kurz entschlossen und fast mühelos Malte zu Boden legte.
Dann ließ Paul die vier in den Liegestütz gehen. «Jetzt spreizt ihr die Beine und versucht, dem Gegner die Arme wegzuziehen.» Weil der Student Mühe mit dem Liegestütz hatte, trat Paul gegen den Friseur an. Manfred stützte sich mit Leichtigkeit auf nur einen Arm und setzte Malte gehörig zu. Malte ging zu Boden, und Manfred triumphierte: «Ha, zwei zu eins für mich!»
«Zum Abschluss jetzt noch etwas mehr Körperkontakt», versprach Paul. Er wies auf den Boden. «Manfred, leg dich mal hierhin auf den Bauch. Du …», er wies auf den Studenten, «legst dich auf Manfreds Rücken. Manfred wird jetzt aufstehen, und du sollst versuchen, das zu verhindern.» Zögernd nahm der Student auf Manfreds Rücken Platz. Er kicherte schüchtern. «Los!», kommandierte Paul. Manfred erhob sich, völlig unbeeindruckt von dem Studenten, der sich hilflos an seinen Rücken klammerte. «Noch mal, diesmal mit Malte», befahl der Coach. Malte war kein Leichtgewicht wie der Student. Dennoch gelang es Manfred, sich aufzurappeln. Malte markierte glucksend Beckenbewegungen. «Das ist unfair!», schimpfte Manfred und keuchte dabei ganz ordentlich. Schließlich schüttelte er Malte ab. Alles lachte.
Wie immer klang das Training der Ringergruppe in einer benachbarten Kneipe aus. Alle bestellten Bier, nur Manfred entschied sich für Mineralwasser und ein Bauernfrühstück.
«Nur noch nächste Woche, dann ist die Schule aus für Summer Holidays», informierte Paul in seinem schottischen Akzent, «Training startet dann erst wieder nach die Summer Holidays.» Die Runde nickte lächelnd.
Malte wandte sich den Neuen zu. «Und … hat’s euch gefallen?»
Die beiden waren ebenso aufgekratzt wie körperlich erschöpft. Sie nickten heftig, ganz Feuer und Flamme. Der Größere meinte: «Als Schüler hab ich ja mal ’ne Weile Judo gemacht. War nicht schlecht.»
Manfred horchte auf. «Und warum hast du aufgehört?»
«Hab dann mit Handball angefangen, da war keine Zeit mehr für noch ’ne Sportart.»
Manfred nickte. Man sah dem Großen den Handballer an. «Und du?», wandte er sich an den Kleinen.
Der Kleine wurde rot. «Um ehrlich zu sein, ich bin eher der unsportliche Typ. Zufällig bin ich auf eure Website gestoßen und fand das mit dem Ringen irgendwie aufregend.» Mit glänzenden Augen sah er Manfred an.
«Aufregend? Inwiefern?», fragte Manfred.
Der Student wurde noch röter. «Hat das nicht was mit Machtausübung zu tun, mit Unterwerfung und Dominanz?»
Manfred zog die Stirn in Falten. «Das ist mir zu hoch. Hier geht’s doch ums Ringen.»
«Eben», erwiderte der kleine Student, «im Ringkampf unterwirft sich am Ende der Schwächere dem Stärkeren. Das hat doch auch eine ganz starke sexuelle Komponente. Sexualisierte Gewalt als Beweis von Männlichkeit …»
Die Falten auf Manfreds Stirn vertieften sich. Da mischte sich der große Friseur ein: «Also ich finde, dass Kerle einfach viel geiler aussehen, wenn sie sich stark anstrengen. Wenn du die angespannten Muskeln direkt vor deiner Nase siehst und die Kraft dann sofort spürst. Ist doch völlig egal, wer gewinnt oder verliert.»
«Ganz ehrlich», antwortete der Student mit gedämpfter Stimme, «das stelle ich mir schon sexuell erregend vor, so besiegt zu werden und unter einem kräftigen Kerl zu liegen.» Seine großen Augen hingen unverwandt an Manfred.
«Na ja …», brummte Manfred nur. Auf seiner Stirn erschienen wieder Falten. Malte lachte und gab dem Kleinen einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, um die Situation zu entschärfen.
Der Kleine geriet ins Stottern. «Ist das irgendwie falsch?»
«Unser Manfred zieht es vor, wenn der Ausgang des Matchs offen ist», antwortete Malte, «er hat keine Lust auf körperlich unterlegene Gegner. Ich übrigens auch nicht.»
Die Diskussion verlief gar nicht nach Manfreds Geschmack. Er brummte nur: «Das ist doch grad der Reiz daran!»
«… das Kräftemessen …», ergänzte Malte zur Bestätigung.
Dem Kleinen stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Mit gespieltem Ernst fuhr Malte in seinen Ausführungen fort: «Natürlich ist es auch geil, jemand zu besiegen. Wenn Manfred zum Beispiel unter mir liegt, wenn ich ihn am Boden fixiert habe und er dann keine Chance mehr hat …»
«Du willst mich wohl foppen», fiel ihm Manfred ins Wort und wandte sich dem kleinen Studenten zu. «Glaub ihm kein Wort, das schafft
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