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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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spät am Abend gesehen habe. Ich bin fast davon ausgegangen, dass Sie gar nicht da sind, als ich Sie anrief, dass Sie nach einer bestimmten Uhrzeit aufhören zu existieren.«
    »Da bin ich«, sagte Loogan.
    »Ich rede zu viel. Achten Sie nicht darauf. Danke, dass Sie gekommen sind. Möchten Sie etwas trinken? Nein, Sie möchten keinen Drink. Ich wollte einen, und ich hatte einen. Aber einer war genug.«
    Sie waren ins Wohnzimmer gegangen. Auf der Lehne eines Ledersofas stand ein leeres Glas. Über ihnen kreuzten sich Holzbalken, und eine Tischlampe warf den Schatten der Balken an die Decke. Der Fußboden war mit Steinplatten ausgelegt, und |28| in einer Ecke stand ein alter Ofen, hinter dessen Eisengitter ein Feuer brannte.
    Kristoll lief auf Socken hin und her. Er trug eine Anzughose in einem dunklen Grau mit feinen Streifen. Sein weißes Hemd war zerknittert und hing ihm zum Teil aus der Hose. An seinem Kinn sah man den Anflug eines dunklen Schattens. Dadurch wirkte sein Gesicht hager.
    »Vielleicht sollten Sie sich hinsetzen«, sagte Loogan.
    Kristoll erstarrte. Plötzlich schien er sich bewusst zu werden, wie er aussah. Er stopfte sich die Hemdzipfel in die Hose und rieb sich mit den Händen übers Gesicht.
    »Wir haben jetzt keine Zeit zum Hinsitzen, David.«
    »Also gut. Dann sollten Sie mir die Sache jetzt mal zeigen.«
    Kristoll führte Loogan durch das dunkle Haus. Sie erreichten den Eingang zum Arbeitszimmer, und Kristoll tastete mit der Hand nach dem Lichtschalter.
    Loogan war schon einmal in dem Zimmer gewesen, und in dem Augenblick, als es noch dunkel war, sah er es vor sich: am hinteren Ende ein Schreibtisch, davor ein Stuhl mit hohem Rücken. Drei Bogenfenster hinter dem Schreibtisch. An den Wänden Bücherregale, auf beiden Seiten. Vier Polstersessel auf der freien Fläche zwischen den Regalen. Die Sessel standen einander gegenüber, zwei auf jeder Seite, und bildeten die Ecken eines perfekten Quadrats.
    Das Licht ging an. Kristoll blieb stehen. Das Erste, was Loogan sah, war, dass einer der Sessel umgekippt war. Das Zweite, was er sah, war die Leiche.
     
    »Es gibt ein paar Dinge, die ich Sie fragen muss«, sagte Loogan.
    Er stand da, die Hände in den Hosentaschen, und sah auf die Leiche hinunter. Kristoll wartete in der Zimmertür.
    »Fragen Sie«, sagte Kristoll.
    »Das Naheliegendste zuerst: Sind Sie sicher, dass er tot ist?«
    »Er ist tot.«
    |29| »Es wäre grauenhaft, wenn er es nicht ist.«
    »Keine Atmung. Kein Puls. Er ist tot.«
    Er sah tot aus. Er lag auf dem Rücken, sein Gesicht der linken Schulter zugewandt. Die Augen geöffnet, starrer Blick. Blut an der Schläfe. Linker Arm ausgestreckt, Hand geöffnet. Rechter Arm am Körper. Fahle Fingerspitzen berührten das dunkle Holz des Fußbodens. Linkes Bein gebeugt, rechtes Bein ausgestreckt. Jetzt musste nur noch jemand die Umrisse in Kreide nachzeichnen.
    »Und Sie wissen nicht, wer es ist«, sagte Loogan. »Sie haben ihn noch nie gesehen?«
    »Nie«, sagte Kristoll.
    »Und er ist eingebrochen. Er war ein Dieb.«
    »Er ist nicht im wörtlichen Sinne eingebrochen, hat nichts kaputt gemacht. Die Terrassentür war nicht abgeschlossen. Aber, ja, ich vermute, dass er ein Dieb war.«
    Möglich, dass er ein Dieb war, dachte Loogan. Er sah aus, als wäre er Anfang dreißig, zierlich, mit schütter werdendem, blondem Haar. Sein Gesicht war rasiert. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover, die passende Kleidung für einen Dieb. Dazu khakifarbene Hosen und braune Halbschuhe. Auf seinem linken Handgelenk war eine Tätowierung: zwei verschlungene Ringe.
    »Wie ist er hierhergekommen?«, fragte Loogan.
    »Er hatte einen Wagen«, sagte Kristoll.
    »Ich habe keinen Wagen gesehen.«
    »Er hat ihn unten am Hügel stehen gelassen, am Straßenrand. Ich habe ihn in die Garage gebracht.«
    Loogan ging im Halbkreis um die Leiche herum.
    »Sind Sie sicher, dass Sie es so machen wollen   … wie wir es machen werden?«
    »Hier kann er nicht bleiben«, sagte Kristoll.
    »Aber es ist noch nicht zu spät, die Polizei anzurufen. Es war Notwehr.«
    »Natürlich war es das.«
    |30| »Sie werden dann wissen wollen, warum Sie sie nicht gleich angerufen haben«, sagte Loogan. »Aber darauf können Sie eine Antwort geben. Sie waren aufgewühlt, durcheinander. Das ist verständlich.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mich darauf verlassen will, was die Polizei verstehen wird.«
    Kristolls Stimme klang leise. Er lehnte am Türrahmen und starrte auf den

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