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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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du immer verehrt hast. Also?«
    Dascha sah sie noch fragender an, nun nicht nur verwundert, sondern auch merklich errötend.
    »Warte, sag nichts; du sollst nichts überstürzen! Natürlich hast du Geld, das steht in meinem Testament, aber laß mich einmal sterben, was soll dann aus dir werden, selbst mit dem Geld? Man wird dich betrügen und dich um das Geld bringen, und dann bist du verloren. Wenn du ihn aber heiratest, bist du die Frau eines angesehenen Mannes. Und dann die andere Seite: Laß mich heute sterben – auch wenn ich ihn reichlich bedacht habe –, was soll dann aus ihm werden? Auf dich aber kann ich mich verlassen. Warte, ich habe noch nicht alles gesagt: Er ist leichtsinnig, ein Waschlappen, grausam, egoistisch, er hat triviale Gewohnheiten, aber du mußt ihn achten, schon allein deswegen, weil es noch viel Schlimmere gibt. Ich werde dich doch nicht einem Schuft geben, nur um dich loszuwerden, das wirst du doch wohl nicht denken? Und vor allem mußt du ihn achten, weil ich dich darum bitte«, brach sie plötzlich gereizt ab, »hörst du? Warum schweigst du?«
    Dascha schwieg immer noch und hörte zu.
    »Halt, warte noch. Er ist ein altes Weib – um so besser für dich. Übrigens ein erbärmliches altes Weib, er verdient es eigentlich gar nicht, von einer Frau geliebt zu werden. Aber weil er so schutzbedürftig ist, verdient er es doch, und du mußt ihn um seiner Schutzbedürftigkeit willen lieben. Du verstehst mich doch? Verstehst du mich?«
    Darja nickte zustimmend.
    »Wußte ich es doch, ich habe nichts anderes von dir erwartet. Er wird dich lieben, weil er soll, weil er dich lieben soll; er soll dich vergöttern!« entfuhr es Warwara Petrowna irgendwie besonders schrill und gereizt. »Übrigens wird er sich auch ohne alles Sollen in dich verlieben, ich kenne ihn doch. Außerdem werde ich auch noch dasein. Mach dir keine Sorgen, ich werde immer auch noch dasein. Er wird sich über dich beklagen, er wird dich verleumden, er wird mit dem ersten besten hinter deinem Rücken tuscheln, und er wird jammern, ewig jammern; er wird dir Briefe schreiben, aus einem Zimmer ins andere, zwei Briefe täglich, aber er wird ohne dich nicht leben können, und das ist die Hauptsache. Bring ihn dazu, dir zu gehorchen: wenn du ihn nicht dazu bringst, dann bist du die Dumme. Will er sich eines Tages aufhängen und droht dir damit, glaub ihm nicht: alles dummes Zeug! Glaub ihm nicht, aber hab immer ein Auge auf ihn, am Ende hängt er sich doch auf; das kommt bei solchen Menschen vor; sie hängen sich auf, nicht weil sie stark, sondern weil sie schwach sind; darum treib ihn nie bis zum Äußersten – das ist die erste Regel in der Ehe. Und vergiß nie, daß er ein Dichter ist. Hör zu, Darja: Es gibt kein größeres Glück, als sich aufzuopfern. Außerdem würdest du mir einen großen Gefallen tun, das ist die Hauptsache. Denke nicht, ich wüßte nicht, was ich rede; ich weiß sehr wohl, was ich rede; ich bin eine Egoistin, sei du auch eine Egoistin. Ich will dich ja nicht zwingen; alles soll nach deinem Willen geschehen, du brauchst es nur zu sagen. Warum sitzest du da, sag etwas!«
    »Mir ist doch alles gleich, Warwara Petrowna, wenn ich schon unbedingt heiraten muß«, sagte Dascha mit Entschiedenheit.
    »Unbedingt muß?! Was willst du damit sagen?« fragte Warwara Petrowna und sah sie streng und prüfend an.
    Dascha schwieg und kratzte mit der Nadel am Stickrahmen.
    »Du bist zwar klug, aber jetzt hast du Unsinn geredet. Es stimmt zwar, daß ich mir vorgenommen habe, dich unbedingt zu verheiraten, aber keineswegs, weil es unbedingt sein muß, sondern nur, weil ich es mir so ausgedacht habe, und auch nur mit Stepan Trofimowitsch. Wäre nicht Stepan Trofimowitsch, dann käme ich gar nicht auf den Gedanken, dich jetzt zu verheiraten, obwohl du immerhin schon zwanzig bist … Also?«
    »Ich tue nach Ihrem Gefallen, Warwara Petrowna.«
    »Das heißt, du bist einverstanden! Warte, sei still, sei nicht so voreilig, ich bin noch nicht fertig: In meinem Testament habe ich dich mit fünfzehntausend Rubeln bedacht. Ich gebe sie dir jetzt sofort, nach der Trauung. Davon wirst du ihm achttausend geben, das heißt nicht ihm, sondern mir. Er hat Schulden, achttausend Rubel; ich werde sie bezahlen, aber er soll wissen, daß es dein Geld ist. Siebentausend behältst du in der Hand, davon darfst du ihm nie auch nur einen Rubel geben. Seine Schulden darfst du nie bezahlen. Tust du es einmal, so kommst du nie mehr davon los.

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