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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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wir wollen doch den Wertgegenstand nicht verlieren.« Mit diesen Worten hielt Pjotr Stepanowitsch die Laterne Liputin vors Gesicht. »Aber wir haben uns doch gestern alle verabredet, daß keine wirkliche Übergabe stattfinden soll. Er muß Ihnen nur die Stelle zeigen, wo er die Druckerpresse vergraben hat; später werden wir sie selbst ausgraben. Ich weiß, sie ist zehn Schritte von irgendeiner Ecke dieser Grotte entfernt … Aber, zum Teufel, wieso haben Sie das vergessen, Liputin? Wir haben doch verabredet, daß Sie ihm allein entgegengehen und wir erst dann herauskommen … Sonderbar, daß Sie danach fragen, oder tun Sie nur so?«
    Liputin schwieg finster. Alle schwiegen. Der Wind bewegte die Wipfel der Kiefern.
    »Ich hoffe jedenfalls, meine Herren, daß jeder seine Pflicht erfüllt«, brach Pjotr Stepanowitsch ungeduldig ab.
    »Ich weiß, daß Schatows Frau zu ihm zurückgekehrt und mit einem Kind niedergekommen ist«, begann plötzlich Wirginskij, erregt, überstürzt, mühsam artikulierend und mit vielen Gesten. »Nach allem, was man über das menschliche Herz weiß … kann man sicher sein, daß er jetzt nicht denunzieren wird … weil er im Glück ist … Deshalb habe ich vorhin alle aufgesucht, aber niemand angetroffen … so daß jetzt möglicherweise gar nichts mehr nötig ist …«
    Er verstummte: der Atem stockte ihm.
    »Wenn Sie, Herr Wirginskij, sich plötzlich sehr glücklich fühlen würden«, begann Pjotr Stepanowitsch und machte einen Schritt auf ihn zu, »würden Sie dann – nicht auf eine Denunziation, davon kann nicht die Rede sein, sondern auf eine risikoreiche politische Aktion verzichten, eine Aktion, die Sie vor dem Glück geplant und die Sie für Ihre Pflicht und Schuldigkeit gehalten haben, ungeachtet des Risikos und des Verlusts Ihres Glücks?«
    »Nein, ich würde um keinen Preis darauf verzichten!« sagte Wirginskij auffahrend, mit irgendwie unangemessenem Eifer.
    »Würden Sie es vorziehen, wieder unglücklich zu werden, statt ein Schurke zu sein?«
    »O ja, o ja … Ich würde sogar, ganz im Gegenteil … Ich würde es vorziehen, ein regelrechter Schurke … Nein, anders … Keineswegs ein Schurke, sondern, ganz im Gegenteil, lieber todunglücklich als ein Schurke …«
    »Dann müssen Sie wissen, daß Schatow diese Denunziation als eine politische Aktion versteht, als höchsten Ausdruck seiner Überzeugung, und der Beweis dafür – er geht persönlich vor der Regierung ein Risiko ein, obgleich ihm natürlich für die Denunziation vieles verziehen wird. So einer wird nie aufgeben. Der läßt sich von keinem Glück umstimmen; am nächsten Tag kommt er wieder zu sich, macht sich Vorwürfe, geht hin und tut’s. Außerdem kann ich kein Glück darin sehen, daß seine Frau, nach drei Jahren, zurückkommt, um bei ihm das Kind Stawrogins zur Welt zu bringen.«
    »Aber noch hat kein Mensch die Anzeige gesehen«, sagte plötzlich Schigaljow mit Nachdruck.
    »Ich habe die Anzeige gesehen«, rief Pjotr Stepanowitsch, »sie liegt bereits vor, das ist doch alles dummes Zeug, meine Herren!«
    »Und ich«, brauste plötzlich Wirginskij auf, »ich protestiere … ich protestiere ausdrücklich … Ich will … Ich will folgendes: Ich will, daß wir alle, wenn er kommt, ihm gegenübertreten und ihn fragen: Ist es wahr – dann muß er vor uns bereuen, und wenn er sein Ehrenwort gibt, muß er freigelassen werden. Jedenfalls – ein Gericht; ein Gericht. Es geht nicht an, daß alle aus dem Hinterhalt über ihn herfallen.«
    »Gegen ein Ehrenwort die Sache der Allgemeinheit aufs Spiel setzen – das ist der Gipfel der Dummheit! Weiß der Teufel, wie dumm das ist, meine Herren! Und wie wollen Sie Ihre Rolle im Augenblick der Gefahr erfüllen?«
    »Ich protestiere, ich protestiere!« wiederholte Wirginskij unbeirrt.
    »Jedenfalls brauchen Sie nicht so zu brüllen, sonst überhören wir das Signal. Meine Herren, Schatow hat … (Teufel, dieser Blödsinn, ausgerechnet jetzt!) Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß Schatow ein Slawophiler ist, das heißt einer der dümmsten Zeitgenossen … Das tut jedoch nichts zur Sache, Schwamm drüber! Sie bringen mich nur aus dem Konzept! … Schatow, meine Herren, war ein verbitterter Mensch, und da er nun einmal zu uns gehörte, ob er wollte oder nicht, hatte ich bis zum letzten Augenblick gehofft, man könnte ihn für die Sache der Allgemeinheit einsetzen, eben als einen verbitterten Menschen. Ich habe ihn geschont und Gnade walten lassen,

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