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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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und neidische Liputin gab nur zweimal im Jahr eine Gesellschaft, war dann aber nicht knauserig. Der wichtigste Ehrengast, Stepan Trofimowitsch, hatte sich krankheitshalber entschuldigt. Es wurde Tee gereicht, eine üppige Sakuska und Wodka standen bereit; an drei Tischen wurde Karten gespielt, die Jüngeren vertrieben sich die Zeit bis zum Abendessen mit Tanzen zu Klavierbegleitung, Nikolaj Wsewolodowitsch forderte Madame Liputin auf – ein ausnehmend hübsches, in seiner Gegenwart schrecklich schüchternes Frauchen –, tanzte mit ihr zwei Runden, setzte sich neben sie, brachte sie zum Plaudern und auch zum Lachen. Als ihm schließlich auffiel, wie reizend sie war, wenn sie lachte, faßte er sie plötzlich vor sämtlichen Gästen um die Taille und küßte sie auf den Mund, nach Herzenslust, dreimal hintereinander. Die arme erschrockene Frau fiel in Ohnmacht. Nikolaj Wsewolodowitsch nahm seinen Hut, trat an den inmitten der allgemeinen Verwirrung erstarrten Ehemann heran, wurde bei seinem Anblick gleichfalls verlegen, murmelte durch die Zähne: »Seien Sie mir nicht böse« und ging. Liputin lief ihm nach, half ihm im Vorzimmer in den Pelz und begleitete ihn unter Verbeugungen die Treppe hinunter. Aber bereits am nächsten Tag wurde diese vergleichsweise harmlose Geschichte durch ein Nachspiel ergänzt, das Liputin sogar einen gewissen Respekt verschaffte, den er von nun an zu seinem Vorteil bestens auszunutzen verstand.
    Gegen zehn Uhr morgens erschien in Frau Stawroginas Haus Liputins Magd Agafja, ein munteres, flinkes, rotbackiges Frauenzimmer von etwa dreißig Jahren, die in seinem Auftrag Nikolaj Wsewolodowitsch etwas bestellen sollte und darauf beharrte, »den jungen Herrn höchstpersönlich« zu sprechen. Er hatte starkes Kopfweh, kam aber doch zu ihr heraus. Warwara Petrowna gelang es, bei dieser Bestellung zugegen zu sein.
    »Sergej Wassiljitsch (das heißt Liputin)«, plapperte Agafja munter, »lassen Ihnen als erstes beste Grüße ausrichten und sich nach Ihrem Wohlbefinden erkundigen, und ob Euer Gnaden nach dem Gestrigen wohl geruht haben und wie Euer Gnaden sich heute befinden, nach dem Gestrigen?«
    Nikolaj Wsewolodowitsch lächelte.
    »Ich lasse grüßen und danken, und richte außerdem deinem Herrn von mir aus, daß er der klügste Mann in der ganzen Stadt ist.«
    »Mein Herr befahlen, darauf zu antworten«, entgegnete Agafja noch munterer, »daß der Herr das auch ohne Euer Gnaden wissen und Euch das gleiche wünschen.«
    »So etwas! Wie konnte er denn wissen, was ich dir sagen würde?«
    »Das kann ich nicht wissen, auf welche Manier der Herr das wußten, aber als ich aus dem Haus ging und schon die ganze Gasse hinter mir hatte, da hörte ich, wie der Herr mir nachliefen, ohne Mütze: ›Weißt du, Agafja‹, sagten der Herr, ›wenn’s ihm nicht anders überbleibt und er dir sagt: Richte, wird er sagen, deinem Herrn aus, daß er der Klügste in der ganzen Stadt ist, dann mußt du ihm sogleich sagen, merk’s dir: Das wissen der Herr selber und wünschen Euch das gleiche …«
    III
    ENDLICH fand auch eine Aussprache mit dem Gouverneur statt. Unser lieber, weichherziger Iwan Ossipowitsch war eben erst zurückgekehrt und hatte eben erst die hitzige Beschwerde des Clubs zur Kenntnis genommen. Zweifellos mußte er handeln, aber er war in Verlegenheit. Auch unserem gastfreundlichen alten Herrn schien sein junger Verwandter nicht ganz geheuer zu sein. Er nahm sich jedoch vor, ihm zuzureden und ihn zu veranlassen, sich beim Club und bei dem Beleidigten zu entschuldigen, und zwar in zufriedenstellender Form, auf Wunsch sogar schriftlich; ihm alsdann in aller Milde nahezulegen, uns zu verlassen, zum Beispiel, um eine Studienreise nach Italien oder sonst irgendwohin ins Ausland zu unternehmen. In dem Saal, in dem er diesmal Nikolaj Wsewolodowitsch zu empfangen gedachte (der zu anderen Zeiten mit dem Rechte eines Verwandten sich ungehindert im ganzen Haus bewegte), war der wohlerzogene Aljoscha Teljatnikow, ein Beamter, der aber auch im Hause des Gouverneurs ein und aus ging, damit beschäftigt, an einem Tisch in der Ecke die Amtspost zu öffnen; und im anstoßenden Zimmer saß an dem der Saaltür zunächst gelegenen Fenster ein Fremder, ein korpulenter, vor Gesundheit strotzender Oberst, ein alter Freund und ehemaliger Regimentskamerad von Iwan Ossipowitsch, und las im » Golos «, selbstverständlich ohne das Geschehen im Saal auch nur im mindesten zu beachten; kehrte er doch dem Saal sogar den Rücken

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