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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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ein Umstand übrigens, der durch die Tatsachen bestätigt wurde. Hieraus ergab sich, daß Liputin als erster das Rätsel gelöst hatte. Iwan Ossipowitsch, ein taktvoller und empfindsamer Mensch, wurde sehr verlegen, aber es ist bemerkenswert, daß demnach auch er Nikolaj Wsewolodowitsch jeder Wahnsinnstat bei vollem Verstand für fähig gehalten hatte. Im Club schämten sie sich ebenfalls und waren erstaunt, daß sie alle den Elefanten übersehen hätten und nicht auf die einzig mögliche Erklärung des Mirakels verfallen wären. Selbstverständlich meldeten sich auch Skeptiker zu Wort, aber die konnten sich nicht lange behaupten.
    Nicolas’ Krankenlager zog sich über zwei Monate hin. Aus Moskau wurde ein berühmter Arzt zum Consilium hinzugezogen; die ganze Stadt machte Warwara Petrowna ihre Aufwartung. Sie verzieh. Als Nicolas im Frühjahr völlig wiederhergestellt war und widerspruchslos dem Vorschlag seiner Mutter, nach Italien zu reisen, zugestimmt hatte, war sie es, die ihn bat, bei uns allen Abschiedsbesuche zu machen und sich bei dieser Gelegenheit, so gut es ging und wo es angebracht schien, zu entschuldigen. Nicolas ging bereitwilligst darauf ein. Im Club wurde bekannt, daß er sich mit Pjotr Pawlowitsch Gaganow in dessen Haus auf das taktvollste ausgesprochen und diesen vollständig zufriedengestellt hätte. Auf seiner Besuchstour machte Nicolas einen sehr ernsten und sogar düsteren Eindruck. Alle empfingen ihn mit den Zeichen größter Anteilnahme, aber alle fühlten sich aus irgendeinem Grunde gehemmt und waren erleichtert und erfreut, daß er nach Italien reiste. Iwan Ossipowitsch kamen sogar die Tränen, aber irgendwie konnte er sich sogar beim letzten Abschied nicht entschließen, Nicolas zu umarmen. In der Tat, mancher unter uns blieb bei dem Glauben, der Nichtswürdige hätte sich über uns alle bloß lustig gemacht und seine Krankheit wäre einfach vorgetäuscht gewesen. Er fuhr auch bei Liputin vor.
    »Sagen Sie«, fragte er diesen, »wieso haben Sie vorher gewußt, was ich von Ihrer Klugheit sagen würde, und Agafja mit dieser Antwort auf den Weg geschickt?«
    »Wieso?« lachte Liputin. »Weil ich Sie für einen klugen Mann halte und mir Ihre Antwort im voraus denken konnte.«
    »Trotzdem, ein merkwürdiger Zufall. Aber erlauben Sie: Dann haben Sie mich also, als Sie Agafja zu mir schickten, für einen vernünftigen Menschen und nicht für einen Verrückten gehalten?!«
    »Für einen sehr klugen und sehr vernünftigen, ich habe nur so getan, als glaubte ich, daß Sie nicht bei Verstand wären … Sie haben ja damals meine Gedanken sofort erraten und mir ein Patent auf Scharfsinn ausgestellt und durch Agafja zugesandt.«
    »Nun, hierin haben Sie nicht ganz recht; ich war in der Tat … nicht ganz wohl …«, murmelte Nikolaj Wsewolodowitsch mit gerunzelten Brauen. »Glauben Sie denn allen Ernstes, ich sei fähig, bei klarem Verstand über einen Menschen herzufallen? Wozu denn?«
    Liputin krümmte sich und blieb die Antwort schuldig. Nicolas war erbleicht, vielleicht kam es Liputin nur so vor.
    »Jedenfalls gehen Ihre Gedanken in eine sehr eigentümliche Richtung«, fuhr Nicolas fort, »und Agafja haben Sie selbstverständlich zu mir geschickt, um mir einen Schimpf anzutun.«
    »Sollte ich Sie etwa fordern?«
    »Ach ja, ich habe doch einmal sagen hören, daß Sie vom Duellieren nicht sehr viel halten …«
    »Muß man denn immer aus dem Französischen übersetzen?« Liputin krümmte sich abermals.
    »Sie halten es wohl mit dem Nationalen?«
    Liputin krümmte sich stärker zusammen.
    »Oh, was seh’ ich da!« rief Nicolas aus, als er plötzlich auf dem Tisch, an der sichtbarsten Stelle, einen Band Considérant entdeckte. »Sie sind doch nicht etwa Fourierist? So etwas! Ist das vielleicht keine Übersetzung aus dem Französischen?« fragte er lachend und trommelte mit den Fingern auf das Buch.
    »Nein, das ist keine Übersetzung aus dem Französischen!« Liputin fuhr sogar ergrimmt hoch. »Das ist eine Übersetzung aus der universellen Sprache der Menschheit und nicht nur aus dem Französischen, aus der Sprache der sozialen, allmenschlichen Weltrepublik und Harmonie, so ist das! Und nicht bloß aus dem Französischen! …«
    »Zum Teufel, eine solche Sprache gibt es ja gar nicht«, sagte Nicolas immer noch lachend.
    Bisweilen genügt sogar eine Kleinigkeit, um unsere Aufmerksamkeit besonders und nachhaltig zu fesseln. Von Herrn Stawrogin werde ich in der Hauptsache erst noch zu erzählen

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