Boese - Horror
als er wieder in seinem Bronco saß und nach Hause fuhr.
Nun fragte er sich, was die Polizei wohl gerade machte.
Er überlegte, ob er anrufen sollte, entschied sich aber dagegen.
Er trank den letzten Schluck von seinem fünften Bier und starrte hinauf zu den Sternen. Weit oben zog ein hellerer Himmelskörper in einer geraden Linie von West nach Ost. Ein Satellit. Weiter unten sah er die blinkenden Lichter eines Flugzeugs, ohne es zu hören.
Außerhalb von Willis drehte die Welt sich weiter.
Doug hatte Trish jede halbe Stunde angerufen, und sie hatte ihm jedes Mal versichert, dass alles unverändert sei. Billy schlief immer noch. Der letzte Anruf hatte Trish offensichtlich geweckt, und gereizt hatte sie Doug gebeten, sich nicht mehr zu melden; sie würde ihm Bescheid geben, wenn sich irgendetwas Neues ergab.
Nicht mehr anrufen.
Doug fragte sich, ob sie ihn verantwortlich machte für das, was geschehen war.
Müde lehnte er sich in den weich gepolsterten Stuhl zurück, bereit, sich in den Schlaf gleiten zu lassen, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass die Atmosphäre um ihn sich verändert hatte. Irgendetwas stimmte nicht. Alarmiert und hellwach richtete er sich auf. Er bemerkte, dass die Grillen verstummt waren. Nicht das leiseste Geräusch war zu vernehmen.
Doch, da war ein Geräusch.
Von der Straße, aus Richtung der Nelsons, hörte er das leise Brummen eines Motors, der näher kam.
Doug erstarrte, unfähig, irgendetwas zu tun.
Das Geräusch kam näher und wurde in der Stille immer lauter. Doug wäre am liebsten weggelaufen und hätte sich versteckt. Er wollte ins Haus, die Tür abschließen und die Vorhänge zuziehen, doch er blieb, wo er war.
Und da war er, am Ende der Auffahrt, der rote Wagen des Postboten, der vor dem Briefkasten zum Stehen kam.
Aber Smith war tot! Doug hatte gesehen, wie der Mann erschossen worden war, hatte gesehen, wie er über die Kante des Abhangs gestürzt war. Er war tot.
Doug starrte auf den roten Wagen. Die Scheibe auf der Fahrerseite senkte sich ein Stück, und eine weiße Hand erschien aus dem dunklen Innern, legte einen Brief in den Kasten und winkte dann höhnisch zum Abschied, ehe der Wagen davonfuhr.
Es dauerte einige Augenblicke, bevor die Grillen wieder zu zirpen begannen.
Dougs Herzschlag wurde langsamer. Er blieb auf der Veranda, ohne sich zu rühren. Der Postbote konnte nicht getötet werden. Er würde nicht sterben. Sie konnten nichts tun. Doug betete zu Gott, mit dem er seit Jahrzehnten nicht mehr gesprochen hatte, bekam aber keine Antwort.
Regungslos saß er da.
Er war immer noch wach, als fünf Stunden später im Osten der Morgen dämmerte.
47.
Doug rief im Krankenhaus an, ehe er sich auf den Weg machte. Billy schlief immer noch. Gut. Das würde ihm Zeit verschaffen, rechtzeitig da zu sein. Er wollte an der Seite seines Sohnes sein, wenn dieser aufwachte.
Trish saß mit müden Augen auf ihrem Bett, das neben Billys stand. Sie war angezogen. Ihre Kleidung war verknittert, weil sie in den Sachen geschlafen hatte, und ihr Haar war zerzaust. Doug umarmte sie.
»Du siehst furchtbar aus«, sagte sie.
»Du siehst auch nicht viel besser aus.«
Beide schauten auf Billy. Im Schlaf sah sein Gesicht ausgeruht und völlig normal aus, als wäre nichts mit ihm geschehen und als würde er derselbe sein wie immer, sobald er aufwachte. Aber er würde nicht derselbe sein. Er würde nie wieder derselbe sein.
»Er ist wieder da«, sagte Doug. »Der Postbote. Ich habe ihn letzte Nacht gesehen. Er hat unsere Post gebracht.« Er hatte Trish bereits erzählt, dass der Mann erschossen worden war, hatte ihr aber verschwiegen, dass die Leiche verschwunden war; wider besseres Wissen hatte Doug gehofft, dass er und die Polizisten Smith' Körper in der Nacht einfach nicht gesehen hatten, dass er in irgendeinem Schatten lag oder irgendwohin gekrochen war, um zu sterben.
Trish wurde blass. »Er ist gestorben und zurückgekehrt?«
»Oder er ist gar nicht gestorben«, erwiderte Doug.
Ihre Miene ließ erkennen, wie ihr Mut schierer Angst und Verzweiflung wich. »Das war's dann also.«
Billy streckte sich, gähnte, stöhnte im Schlaf. Doug setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand auf die Stirn seines Sohnes. Er ertappte sich bei der Frage, warum der Postbote Billy und Trish nicht wirklich verletzt hatte. Smith war von Anfang an hinter ihm und seiner Familie her gewesen, doch als er Billy und Trish in seiner Gewalt gehabt hatte, hatte er ihnen praktisch nichts
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