Böse Sterne
subventionieren wollen – und Sie schlafen ein. Vorher
haben Sie noch einen Teller Nudeln mit Tomatensauce gegessen oder Grießbrei mit Zimt und Zucker oder einen Pfannkuchen, so
wie damals, nun sinken Sie pappsatt und mit feistem Babylächeln in die Kissen.
Schöner Anblick. Aber hätten Sie nicht Lust, dasselbe im Schlaflabor zu machen? Wird nicht glänzend bezahlt, aber ein bisschen
was bekommen Sie für Ihre stärkste Begabung. |54| Man würde Sie anschließend zu Ihren Träumen befragen, und im Träumen sind Sie ja ebenfalls gut. Vielleicht sollten Sie gar
nicht zu sehr mit Tageslicht belästigt werden?
Aber schon sind wir wieder dabei, etwas für Sie zu arrangieren. Dabei sollen Sie doch selbst in die Gänge kommen. Könnten
Sie was mit Blümchen tun? So ein bisschen gärtnern und wässern und ein paar Stängel zum Strauß binden? Hängt vom Wetter
ab, was? Wetterfühlig ist Ihr tiefsinniges Sternzeichen ja auch noch.
Ach, das wird nichts mit Ihrem beruflichen Abstieg. Dazu müssten Sie ja erst mal aufsteigen, ein kleines Treppenstuflein nur.
Oder meinen Sie, Sie finden jemanden, der Ihnen das Musikhören bezahlt und die geführten Meditationen und das Filmeschauen?
Das wäre was! Noch besser: sich in Meereswellen zu wiegen und in der Silberbahn des Vollmonds über den See treiben zu lassen,
das wäre Ihr Job! Wunschzettel schreiben, wäre auch ein herrlicher Beruf für Sie. Weil Sie im Wünschen und Hoffen unschlagbar
sind.
Sagen wir es offen: Der Beruf für Sie müsste erst erfunden werden. Den gibt es nicht. Die schnöde Welt hat für Ihre stärksten
Begabungen – Schlafen, Träumen, Schwärmen, Wünschen, Nichtstun – keine Verwendung. Nicht mal Ihre Traumdeutung ist gefragt. Wer finanziert
Sie? Ihre selbstgetuschten Bilder sind hübsch, aber unverkäuflich. Ihre Musik ist gefällig, doch allenfalls Spenden sind dafür
drin. Ihre Kochkünste sind ehrgeizig, |55| doch das Lob dafür werden Sie aus Ihrer Familie herauspressen müssen.
Dann bleiben Sie also Hausmann. Oder Hausfrau. Hauskind wäre das Beste, aber diese Rolle wird ja leider von Jüngeren in Anspruch
genommen. Als Hausmann oder Hausfrau können Sie Ihren Talenten ungestört nachgehen und anschließend, wenn Ihr Finanzier nach
Hause kommt, jammern.
Hoffentlich kommt er oder sie nach Hause. Falls nicht, schieben Sie gern Ihre Spardose rüber. Sie haben es schon geschafft:
Wir halten Sie für ein schuldloses Opfer.
So können wir Sie ködern und beerben
Indem wir Ihnen bescheinigen, Sie seien romantisch, empfindsam und liebevoll.
Indem wir fragen, wie Sie Ihre Kindheit verbracht haben.
Indem wir behaupten, Sie hätten uns sehr geholfen.
Indem wir uns Fotos Ihrer Eltern zeigen lassen.
Indem wir unsere Träume erzählen.
Indem wir mit Ihnen ins Kino gehen.
Indem wir fragen, ob wir mit Ihnen ein Nest bauen dürfen.
Indem wir die Speisen Ihrer Kindheit kochen.
Indem wir Sie in Watte packen.
Indem wir Ihnen erzählen, wir seien ein Findelkind und Sie könnten die Patenschaft für uns übernehmen.
Tipp für Erben: Beizeiten die Buchhaltung des Krebses übernehmen.
|56| Häufige Todesarten
Beim Sinken des Schiffes aus Furcht an Bord geblieben.
Als Packesel der Familie zusammengebrochen.
Aus Mangel an beweinbarem Leid verdorrt.
Bei einer Rückführung im früheren Leben geblieben.
Vor Scham in den Boden versunken.
Ihr Grabspruch
Das habt ihr nun davon – ich bin tot!
Typische Krebse
Franz Kafka, ängstlicher Dichter
Soraya, verlassene Kaiserin
Walter Ulbricht, Selbst-Ummauerer
Lady Diana, gekränkte Prinzessin
O. J. Simpson, verletzter Ehemann
Isabelle Adjani, schmollende Schauspielerin
David Hasselhoff, Entziehungspatient
Brigitte Nielsen, geflicktes Starlet
George W. Bush, beleidigter Pensionär
George Michael, bekiffter Sänger
|57|
Löwe
23. 7.-23. 8.
Warum wir Sie mögen
Wahrscheinlich ist Ihnen schon zu Ohren gekommen, was die Mythenforscher herausbekommen haben. Speziell die Historiker der
Astrologie. Die haben aus alten Pergamenten ermittelt, warum im alten Ägypten das Zeichen des Hochsommers nach dem Löwen benannt
wurde.
Wegen der Eigenschaften, die damals als typisch galten für einen Löwen. Erstens: Er liegt überwiegend faul herum. Zweitens:
Er gähnt viel und schnarcht laut (er selbst nennt es »brüllen«). Und schließlich: Wenn er nichts erjagen kann, frisst er die
eigenen Kinder. Zuweilen noch die seiner Nachbarn.
Das
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