Böse Sterne
nicht.
Wie einfach alles ist! Sie wollten wissen, wie Sie am schnellsten zum Liebeskummer gelangen. Nun, wie eingangs gesagt: ganz
von selbst! Sie machen einfach so weiter wie bisher!
So schaffen Sie den beruflichen Abstieg
Sie sollten sich nicht bemühen müssen. Nicht Sie. Niemals. Wären Sie damit einverstanden, dass wir für Sie arbeiten? Dass
wir in dunklen Verliesen schuften, während Sie oben das Leben genießen? Ach bitte!
Natürlich sollen Sie nicht ganz untätig sein. Wir haben an einen imposanten Schreibtisch gedacht, hinter dem Sie sitzen, im
gepolsterten Chefsessel, lautlos drehbar, damit Sie die Aussicht aus den Panoramafenstern genießen können. Ab und zu würden
wir klopfen und das Geld abliefern. Entschuldigen Sie die Schweißflecken und die staubigen Arbeitskittel.
Wäre das schön? Das wäre schön. Oder mögen Sie das nicht offen zugeben? Kommen Sie. Sie finden so eine Arbeitsteilung zumindest
angemessen. Wir doch auch! Aber viele Ignoranten leider nicht. Die verlangen von Ihnen Zeugnisse oder gar Kompetenzbeweise,
während wir Sie ohne Weiteres in jede Führungsposition hieven würden.
Es soll Leute gegeben haben im Laufe Ihrer mittelmäßigen Karriere, die Ihnen ins Gesicht sagten: Spuck nicht |65| so große Töne, tu was. Solche Leute gibt es sogar jetzt. Wir finden das unsensibel. Warum sollen alle Menschen gleichermaßen
arbeiten? Bei manchen genügt es, dass sie da sind! Und lediglich ein paar Freiflüge und Sonderrabatte in Anspruch nehmen.
Zu diesen auserlesenen Exemplaren gehören Sie. Finden wir.
Es hat aber Leute gegeben, und es gibt sie auch jetzt, die unterstellen Ihnen ein unstillbares Bedürfnis nach Bewunderung.
Die behaupten, Sie wollten immer der oder die Größte sein und seien eingeschnappt, wenn jemand Zweifel anmeldet. Diese Leute
wollen beobachtet haben, dass Sie Niederlagen nur ganz schwer wegstecken. Dass Sie abhauen, wenn Sie sich nicht respektiert
fühlen. Die verkünden sogar, Ihr Hunger nach Lob und Bestätigung sei dermaßen übersteigert, dass Sie immer wieder Opfer von
Schmeichlern würden.
Also, wirklich! Diese Banausen! Sie fallen doch nicht auf Schmeichler rein! Dazu sind Sie erstens viel zu scharfsinnig. Und
zweitens sehen Sie viel zu gut aus. Ach, übrigens: Wir wollten Sie um etwas bitten. Wir finden den Bildschirmschoner auf Ihrem
Rechner so toll! Der besteht doch aus lauter Bildern von schönen Menschen, von Models und Stars.
Was? Wie bitte? Das sind immer nur Sie? Da laufen ausschließlich Porträtfotos von Ihnen? Ist ja irre! Dürfen wir uns diesen
Bildschirmschoner mal kopieren? Das wäre toll! Und könnten Sie uns bei der Gelegenheit auch das Selbstporträt zuschicken,
das Sie auf Ihrem Mobilphone |66| als Background benutzen? Darauf sehen Sie so super aus! Wir würden das Foto gern auf unserem Handy haben, um Leute damit zu
beeindrucken: Hier, schau mal, diese tolle Person kenne ich.
Na, wie waren diese Zeilen eben? Ganz gut, nicht? Wie finden Sie uns? Sympathisch, oder? Okay, trotzdem fühlen wir uns verpflichtet,
Sie dezent darauf hinzuweisen, dass viele Löwen sich gar nicht so bewundernswert entwickeln, wie sie sollten. Die werden
also keine Herzchirurgen, sondern einfach nur herzkrank. Die werden nicht Golf-Champions, sondern kriegen lediglich den
Ball an den Schädel. Die werden nicht Global Player, sondern daddeln nur so am Computer herum.
Es gibt lauter Löwen, die werden nicht, wie sie dachten, Dirigent, Kunsthändler, Vorstandsvorsitzende, Reeder, Diva, Oscar-Gewinner
oder Spitzenpolitikerin. Die werden stattdessen Hausmeister, Küchenhilfe, Plakatkleber, Schausteller, Treppenreiniger, Anstreicher,
Maurergehilfe, Kanalarbeiter oder Frittenverkäuferin. Sonderbarerweise sind Löwen in diesen Berufen sogar überproportional
häufig vertreten.
Was ist da geschehen? Nichts Schlimmes. Da hat sich der hohe Anspruch einfach nicht mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung
bringen lassen. Das passiert allen Löwen. Fast allen. Ihnen nicht, da sind wir ganz sicher.
Kleiner Tipp: Peilen Sie weiterhin den großen Wurf an, aber lassen Sie die unwürdigen kleinen Schritte aus. Gehen Sie nicht
Klinken putzen, sondern warten Sie einfach |67| darauf, dass andere Ihr Talent entdecken. Sie haben es nicht nötig, hinter Ruhm und Reichtum herzulaufen. Erwarten Sie beides
einfach mit offenen Armen. Wir sehen Ihnen gern dabei zu.
Bleiben Sie so! Wir mögen es, wenn Sie die große Nummer
Weitere Kostenlose Bücher