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Böse Sterne

Titel: Böse Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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würden Sie natürlich nie tun. Faul herumliegen, klar. Gähnen auch, schnarchen gern. Aber ein Kannibale |58| sind Sie nicht! Sie essen allenfalls Hacksteak. Im schlimmsten Fall einen Tofuburger.
    Doch das ist nicht gemeint. Die Astrologie sieht in solchen Eigenschaften nur das Symbolische. Gemeint ist: Sie bereichern
     sich am Hab und Gut Ihrer Familie. Und weil Sie großzügig sind, auch am Hab und Gut von Freunden. Sie leben auf Kosten anderer,
     heißt das. Und das stimmt ja nun wirklich.
    Was andere erreicht haben, Sie biegen es unbekümmert zum eigenen Verdienst um. Fremde Ideen geben Sie bedenkenlos als eigene
     aus. Anderer Leute Siege münzen Sie zu Ihren um. Fremde Autos, Wohnungen, Partner benutzen Sie wie Ihr Eigentum. Man sagt
     auch: Sie sind groß im Nehmen.
    Allerdings, das wollen wir nicht verschweigen, Sie sind auch groß im Geben. Zum Beispiel geben Sie lästige Pflichten ab. Die
     Mühe, die eigentlich Sie sich machen sollten, übertragen Sie großmütig anderen. Die Arbeit, die von Ihnen erwartet wird, lassen
     Sie Freunde, Eltern und Geschwister tun. Oder uns. Lediglich die Früchte der Arbeit stellen Sie als eigene dar.
    Nehmen wir Ihnen das übel? Nicht im Geringsten. Wir finden das gut! Wir fühlen uns geschmeichelt, wenn wir Ihnen nützlich
     sein können. Wenn wir einen Witz erfinden, und Sie erzählen ihn weiter, dann ist das für uns ein Adelsschlag. Wenn wir einen
     genialen Einfall haben, und Sie streichen das Lob und die Beförderung ein, dann macht uns das stolz. Wenn wir kreativ waren,
     und Sie verdienen |59| das Geld damit – das jagt uns Wonneschauer über den Rücken.
    Von Ihnen benutzt zu werden, das ist eine Ehre. Daran erkennen wir: Sie akzeptieren uns. Sie dulden uns in Ihrer Umgebung.
     In Ihrem Hofstaat. Sie mögen uns. Sie haben uns zum Fressen gern. Dafür Dank. Und nur weil jetzt und hier der Boden etwas
     hart ist, fallen wir im Moment nicht auf die Knie. Aber innerlich tun wir es, da können Sie sicher sein.
    Wir mögen Sie, weil wir einfach gerne jemanden bewundern. Den alltäglichen Kleinkram erledigen wir mit links für Sie. Wir
     haben ja schon damals Ihre Schultasche getragen, erinnern Sie sich? Wir möchten heute wenigstens Ihr Geschirr raustragen und
     abwaschen. Vielleicht noch Ihre Brille reinigen. Ohren und Zahnzwischenräume übernehmen Sie vielleicht selbst?
    Im Pulen sind Sie unnachahmlich. Und Ihr ungeniertes Benehmen in der Öffentlichkeit nötigt uns weiteren Respekt ab. Wie Sie
     prustend Feinstaub ausniesen, wie Sie ächzen, stöhnen, berstend husten, das ist Musik in unseren Ohren. Und wie Sie posaunenmäßig
     ausschnauben, damit aller Welt klar ist, dass Sie Schnupfen haben, das möchten wir nicht missen. Sie sollen auch so toll rülpsen
     können. Vielleicht später, ja?
    Stimmt es eigentlich, dass Sie vor allem deshalb immer zu spät kommen, damit jeder auf Sie aufmerksam wird? Stimmt es, dass
     Sie extragroße Gläser mit stillem Wasser bestellen, damit Sie sich in der spiegelnden Oberfläche |60| betrachten können? Und dass Sie dieses Nervengift von Parfum nur deshalb aufladen, damit Insekten und Allergiker Abstand halten?
     Muss wohl stimmen.
    Wir mögen diese Haltung. Dieses Blasierte, Selbstgefällige, Großspurige. Es gibt zu wenige Leute, die selbstverständlich
     Brillies tragen oder im Ferrari durch die Gassen röhren. So eine Portion Rotz und Protz und Größenwahn tut allen gut. Sie
     bringen den Glamour in unsere Welt.
    Wenn wir irgendwie zu Ihrer Verherrlichung beitragen können, geben Sie uns bitte einen Wink, gern mit dem Zaunpfahl, wie das
     so Ihre Art ist. Sie wünschen Applaus? Aber sicher! Gleich. Kritik benötigen Sie nicht? Nein. Haben wir kapiert.
    Kritik und Schmerz – das sind eigene Kapitel. Die lassen wir aus. Wenn Ihnen etwas weh tut, geht gar nichts mehr. Dann stoppt
     der Verkehr. Dann stehen wir schweigend und senken den Kopf. Wenn Sie Schnupfen haben, muss der Staat Trauerbeflaggung anordnen.
     Was läge näher?
    Aber wir wollten ja etwas Gesundes von Ihnen hören, bevor wir applaudieren. Ihr berühmt pompöses Löwen-Rülpsen. Sind Sie so
     weit? Oder können Sie das nur, wenn Sie Kinder gefressen haben? Nein? Na dann, bitte! Wir stehen zum Beifall bereit!
     
    Ihr sicherer Weg zum Liebeskummer
    Ihr Weg zum Liebeskummer ist ganz einfach und gerade. Sie machen einfach so weiter wie bisher! Dreist herumstolzieren. Über
     die Bedürfnisse anderer hinwegwalzen. |61| Stur die eigene Position verteidigen. Und immer

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