Böse Sterne
verdächtig freundliche Formeln: »Hat sich im Großen und Ganzen bemüht«, »versuchte
stets, das Aufgabengebiet zu erkennen«, »war jeden Tag aufs Neue bestrebt, pünktlich zu sein«, »trachtete häufig danach,
motiviert zu erscheinen«, »trat gegenüber Kunden und Geschäftspartnern bescheiden auf«, »fügte sich unauffällig in das Team«,
»erledigte manches zu unserer Zufriedenheit«, »hat im Großen und Ganzen einige unserer Erwartungen erfüllt«. Besonders aufmunternd
ist immer der Schluss: »Verlässt unser Unternehmen auf unseren Vorschlag hin« und »wünschen wir für die Zukunft alles erdenklich
Gute«.
Das klingt alles ungewöhnlich positiv. Aber trotz dieses glanzvollen Zeugnisses könnten selbst wir uns nicht entschließen,
Sie einzustellen. Wir würden lieber erst ein paar Monate darüber schlafen und hoffen, dass Sie die Idee inzwischen vergessen.
Zweifellos sind Sie zum Angestelltendasein geboren, weil Sie sich so gut beugen und biegen und anpassen können. Doch man merkt
Ihnen auch an, dass Sie vor allem auf Sicherheit aus sind und dass Sie sich täglich die Höhe Ihrer Rente ausrechnen. Das gibt
Ihrem Enthusiasmus einen schalen Beigeschmack.
Also, was machen wir mit Ihnen? Was können wir Ihnen raten? Als eines der wenigen Sternzeichen haben Sie |79| ja nichts dagegen, Ratschläge zu bekommen. Sie sind zwar nicht in der Lage, sie zu befolgen, aber Sie hören sie wenigstens
an. Als eines der wenigen Sternzeichen besuchen Sie überdies Weiterbildungsveranstaltungen. Es kommt nie etwas dabei heraus.
Aber Sie hatten nette Gesellschaft und konnten in der Mittagspause ein bisschen plaudern.
Wie bitte? Wann Sie Urlaub bekommen? Richtig, das interessiert Sie am meisten. Sie wollen auf Kur gehen und ein bisschen wandern,
beides von der Kasse finanziert, und abends fernsehen und Sudokus lösen. Es wäre natürlich toll, wenn Sie das ingesamt zum
Beruf machen könnten. Das wäre dann etwa: Kur-Sachbearbeiter in der Krankenkasse. Oder Lehrer auf Klassenreise.
Astrologen raten Ihnen im Allgemeinen, in die Verwaltung zu gehen, egal in welche, nur weg, und sich nie wieder draußen blicken
zu lassen. Also Hausverwaltung, Finanzverwaltung, Verwaltungsrecht, Versicherung, Buchhaltung – es wird immer faszinierender –, Steuerprüfung, Datenverarbeitung, Bibliothekarswesen. Wir könnten uns aber auch etwas ganz anderes vorstellen, nämlich
dass Sie als Kassierer an irgendeiner Museumskasse säßen, am besten im Bundesmuseum für Verwaltung.
Oder gibt es das noch gar nicht? Dann sollte es aber ganz schnell als Beschäftigungsmaßnahme für Sie gegründet werden! Es
wäre nicht viel los da. Sie hätten drei Besucher pro Tag. Dazu ein paar nette Kollegen. Und Sie |80| könnten sich Ihr Knäckebrot mitnehmen, Ihren Salat in der Plastikdose, Ihren Biokäse. Sie könnten ausgiebig frühstücken, langsam
kauen und sich dabei unterhalten und ein bisschen nölen und mäkeln und andere beneiden. Alles wäre so wie jetzt, aber Sie
würden Geld dafür bekommen. Na, wäre das was? Ja, da leuchten Ihre Augen! Zeigen Sie bitte mal Ihr Arbeitszeugnis!
So können wir Sie ködern und beerben
Indem wir Ihnen versichern, dass Sie kein schlechtes Gewissen zu haben brauchen.
Indem wir behaupten, Sie seien locker.
Indem wir bedauern, Sie nicht früher kennengelernt zu haben, weil wir Sie dann hätten heiraten können.
Indem wir uns die Haare raufen, weil nicht alle Menschen so vernünftig denken wie Sie.
Indem wir Ihnen therapeutische Fähigkeiten zusprechen.
Indem wir erklären, Sie könnten sich von Schuldgefühlen befreien, wenn Sie uns als Erben einsetzen. »Dann wird dir endlich
leichter ums Herz!«
Tipp für Erben: Jungfrauen legen ihr Geld risikorarm an. Ihr Sicherheitsbedürfnis muss unterstützt werden: »Gib mir vorsichtshalber
eine Kontovollmacht, falls was passiert.«
|81| Häufige Todesarten
Im Weserbergland verlaufen.
Vom Airbag erdrückt.
Auf der Fastenkur verhungert.
Nicht mehr aus der Yogastellung gefunden.
Ins Sparschwein gerutscht.
Ihr Grabspruch
Wer diesen Text ohne Brille lesen kann, steht auf meinem Grab.
Typische Jungfrauen
Elisabeth I., unverheiratete Königin
Mutter Teresa, Nonne
Michael Jackson, Mönch
Erich Honecker, Staatsratsgeizhals
Agatha Christie, Papiermörderin
Richard Gere, Buddhist
Claudia Schiffer, Fasten-Model
Karl Lagerfeld, Magersucht-Designer
Heidi Kabel, Drögheits-Darstellerin
Sean Connery,
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