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Böse Sterne

Titel: Böse Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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schwer an Sie ranzukommen ist, das werden Sie nicht
     bestreiten. Keiner von uns ist bisher so richtig bei Ihnen gelandet. Alle werden von Ihnen auf Distanz gehalten, besonders
     diejenigen, die lieb zu Ihnen sein wollen. Die sollen sich erst mal durch Dornen kämpfen und dann noch über Mauern klettern.
     Sagen Sie mal – lohnt sich das eigentlich?
    Viele Steinbock-Geborene verbreiten das Gerücht, sie seien im Grunde sinnlich und verfügten über vulkanische Leidenschaften.
     In der Praxis konnte das bislang nie bestätigt werden. Hätten Sie Lust, den Beweis anzutreten? Können Sie schnell mal auf
     vulkanisch machen? Nein, |126| natürlich nicht. So mal eben und auf die Schnelle, das ist nicht Ihr Ding. Na, vielleicht in hundert Jahren?
    Eines ist klar: Es ist schwierig mit Ihnen. Wer an Sie ran will, muss sich gewissen unangekündigten Prüfungen unterziehen.
     Schriftliche Arbeiten sind nicht fällig. Aber eine Beobachtung über einen längeren Zeitraum halten Sie für unumgänglich.
     Leider hat Ihr Blick etwas Unbestechliches. Man möchte Ihnen etwas vormachen, und es geht nicht.
    Wer mit Ihnen lediglich flirten will, und sei es noch so harmlos, kommt sich rasch vor wie ein Wackelkandidat im Examen. Und
     wer erst mal wackelt, der macht bald was falsch. Der tritt in Fettnäpfchen, die vorher nicht zu sehen waren. Durchgefallen.
    Wissen Sie, dass überdurchschnittlich viele Steinböcke und Steinziegen allein leben? Einsam hinter Burgmauern? Hinter unüberwindlichen
     Dornen? Gut, es gibt Fernsehen und Internet. Da spielt sich auch eine Menge ab. Sie können ja nichts dafür, dass Sie all die
     Spieler und Leichtgewichte und Abenteurer durchschauen. Sie sind einfach so gestrickt. Die Absichten sollen ernst sein. Auf
     spaßige Absichten stehen Sie nicht.
    Und trotzdem fallen Sie rein. Und zwar gründlich. Das ist bitter für all diejenigen, die es gut gemeint haben und die abgewiesen
     wurden. Sehr bitter: jetzt zusehen zu müssen, wie Sie auf etwas völlig Unpassendes fliegen und in die Grütze fahren.
    Der Grund ist Ihr verhängnisvolles Faible für Schwierigkeiten. |127| Sie kommen erst in Gang, wenn es problematisch wird. Ihr Partner muss eine Art Härtefall sein, sonst läuft da nichts. So von
     der Sorte: borstig, liederlich und unverstanden. Ihren leidgeprüften Eltern ist diese Neigung schon aus frühesten Flirts bekannt.
     Unser kleines Steinböckchen könnte es so leicht haben!, seufzten sie, aber es sucht sich partout den beschwerlichsten Weg.
    Daran hat sich nichts geändert. Sie verlieben sich in Leute, von denen Sie glauben, die bräuchten Sie. Vorzugsweise in Chaoten.
     In charmante Kindsköpfe, deren Leben Sie unbedingt auf die Reihe bringen müssen. Sie haben nun mal diese unleugbare Begabung
     zu Klarheit, Konsequenz und Struktur.
    Und anfangs klappt das sogar. Ihr auserwählter Messie lässt sich Ihre ordnenden Eingriffe gefallen. Zumal Sie sogar das Zimmer
     aufräumen. Sie werden nicht als Putzhilfe tätig, da passen Sie schon auf, doch Sie sorgen dafür, dass das Leben Ihres Schutzbefohlenen
     frischer, klarer, sauberer wird.
    Sie machen das nicht mit Gewalt. Sie sind besonnen. Planerisch. Sie haben Ausdauer. Aber ist Ihnen bekannt, dass man einer
     Katze selbst in jahrelangem Training nicht das Bellen beibringen kann? Sie macht am Ende doch Miau. So scheitert auf die Dauer
     auch Ihr Ehrgeiz. Der Langschläfer mag sich am Anfang Mühe gegeben haben; ein Frühaufsteher wird nicht aus ihm. Aus der Schlampe
     entwickelt sich keine qualitätsbewusste Lady, aus dem Messie keiner, der sein Leben in den Griff kriegt, aus dem |128| Frittenfresser wird kein Ökofreak, der obendrein für Ihre Kräutertees auf Bier verzichtet.
    Na schön. Sie sind ja stark. Sind unabhängig. Selbstgenügsam. Müssen Sie auch sein. Dem Vernehmen nach sollen Sie sehr gut
     enthaltsam leben können. Das ist doch was! In hundert Jahren schauen wir mal vorbei, einverstanden?
     
    So schaffen Sie den beruflichen Abstieg
    Eigentlich wollen Sie nach oben. Langsam, sicher und unauffällig. Und von Ihrem Wappentier glauben Sie auch, dass es Schrittchen
     für Schrittchen aufwärts klettert, genau wie Sie das vorhaben. Aber das trifft nicht zu.
    Haben Sie schon mal einen Steinbock auf einem Gipfel gesehen? Bestimmt nicht. Steinböcke erklimmen keine Gipfel. Die bleiben
     im Schatten des Berges auf einem öden Geröllhang, geben acht, dass sie nicht abrutschen, lassen ein paar Steine nach unten
     kullern und steigen zuweilen

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