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Böser Bruder, toter Bruder

Böser Bruder, toter Bruder

Titel: Böser Bruder, toter Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narinder Dhami
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gibt.
    Vergangene Woche dachte ich blöde Kuh, dass ich vielleicht doch nicht so gewöhnlich bin. Das hielt natürlich nicht lange an. Ich war so glücklich, weil ich den Aufsatzwettbewerb gewonnen hatte. Inzwischen hat sich die ganze Sache in eine Katastrophe verwandelt. Dabei hätte ich es mir eigentlich denken können. Mir passiert nie etwas Gutes, ohne dass sofort etwas Schlechtes folgt.
    Der Aufsatz war M s Kennedys Schuld.
    M s Kennedy ist meine Lieblingslehrerin, seit ich auf die Hollyfield School gehe. Sie und ich reden dauernd über irgendwelche Roman e – und ich meine wirklich reden: Wir diskutieren darüber und manchmal streiten wir uns sogar. M s Kennedy leiht mir Bücher und lobt meine Geschichten. Sie hat mir geraten, über eine Karriere als Autorin nachzudenken. Ich, Mia, die Maus, eine Autorin!
    M s Kennedy nimmt mich richtig ernst, als hätte ich Respekt verdient. Das tun nicht viele Leute. Aber es war auch M s Kennedy, die mich überredet hat, bei dem Schreibwettbewerb mitzumachen, der mir nichts als Ärger eingebracht hat. Inzwischen hasse ich sie fast. Oder sagen wir, ich würde sie hassen, wenn ich die Energie dazu aufbringen könnte.
    Ich nehme meine Schultasche und stecke das Buch ein, das M s Kennedy mir geborgt hat: Stolz und Vorurteil . Solche Bücher sind Genuss pur: meine Flucht in eine Welt, in der alles durch Etikette und gutes Benehmen bestimmt wird. Klingt himmlisch.
    Ich muss den Schulbus kriegen. Jamie ist nirgendwo zu sehen, aber das kommt in letzter Zeit öfter vor. Früher sind wir immer zusammen gefahren, doch jetzt verschwindet er einfach und taucht dann irgendwann in der Schule auf. Ich sehe ihn nie auf dem Weg, und ich traue mich auch nicht nachzuhaken, wohin er gegangen ist, wen er getroffen oder was er getan hat. In Jamie steckt so viel mehr, als man ahnt, und ich habe zu viel Angst, ihn das zu fragen, was mich brennend interessiert.
    Heute besonders. Ich wünschte, ich hätte eine Ahnung, was er vorhat.
    Das kann ich dir nicht sagen, Mia.
    Heißt das, er weiß selbst nicht, was er tun wird, oder ist es zu schrecklich, um es mir zu erzählen? Ich hoffe inständig, dass es sich um die erste Möglichkeit handelt.
    »Wie geht’s deiner Mum heute, Mia?«
    Ich bin fast am Schultor, als ich den unvermeidbaren Ruf höre. Ich drehe mich nicht um, denn ich weiß bereits, wer das ist. Kat Randall und ihre Freundinnen, die Hexen, deren Lieblingsbeschäftigung es seit letzter Woche ist, mir die Zeit in der Schule so unerträglich wie möglich zu machen.
    Ich gebe ihr keine Antwort, weil sie mich jeden Morgen dasselbe fragt. Drei Jahre lang wusste keiner auf der Hollyfield von Mums Krankheit, bis auf ein paar Lehrer und meine beste Freundin Bree. Doch letzte Woche hat Kat Randall es herausgefunden. Mir wird immer noch heiß und kalt vor Scham, wenn ich daran denke, was passiert ist.
    Kat Randall kommt in ihren Marken-Sneakern mit den dicken Gummisohlen auf mich zu. Ihre Schulkrawatte hat den dicksten Knoten von allen und ist so kurz wie möglich, und ihr Rock endet zwanzig Zentimeter über ihren speckigen Knien. Ihr schmutzig blondes Haar ist zurückgegelt, bis auf die zwei Locken an ihren Wangen.
    Kat ist richtig hart drauf. Letzte Woche hat sie sich mit ihrem Exfreund Lee Curtis auf dem Schulhof geprügelt. Und glaubt mir: Le e – der gerade von der Schule geflogen ist, weil er mit Gras gedealt ha t – ist größer und noch Furcht einflößender als Kat. Aber sie hat vor nichts und niemandem Angst. Sie hat nur eins im Sinn: Schwache aufzuspüren und zu vernichten. Leider bin ich ihr neustes Opfer.
    »Hast du mich nicht gehört?«, fragt Kat nun mit aufgesetztem Lächeln. »Ich will wissen, wie’s deiner Mama geht.«
    Ich würde am liebsten schweigen, mich ihr widersetzen, aber dazu fehlt mir der Mut, denn sie steht jetzt direkt vor mir.
    »Ihr geht’s gut«, nuschle ich. Ich verstehe Mums Krankheit selbst kaum, und Jamie versucht es nicht einmal. Wie kann ich also erwarten, dass eine Gruppe dämlicher Kühe mit dem Feingefühl und Verstand von Amöben es auch nur ansatzweise kapiert?
    »Immer noch voll durchgeknallt?«, hakt Kat schadenfroh nach, und ihre Lakaien, die sich inzwischen um uns versammelt haben, kichern.
    Kat und ihre Freundinnen sind in jeder Hinsicht unterste Schublad e – und wahrlich nicht intelligent. Aber sie sind ausgesprochen talentiert, wenn es um subtile seelische Folter geht.
    Ich frage mich, was Kat täte, wenn ich ihre albernen Locken packen und fest

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