Böser Engel
wurden sie härter, nachdem ich die Angels 1969 verlassen hatte. Da ich jedoch jedes der 13 Mitglieder kannte und dem Club eng verbunden blieb, bezweifle ich sehr, dass jeder dieser Männer einen Mord begangen hat. Allerdings schienen einige von ihnen dazu fähig zu sein.
Was die Geselligkeit anbelangt, unterschieden sich die Filthy Few nicht von clubinternen Gruppen wie den Federales, den Dirty Thirty und der Wrecking Crew. Es gab einen kameradschaftlichen Wettbewerb zwischen diesen Gruppen, und jede versuchte, bei Clubtreffen möglichst zahlreich vertreten zu sein. Wenn sie während einer Party auftauchten, rief garantiert jemand »Die 30er sind da!« oder »Die Federales kommen!«.
Die Wrecking Crew, einigen Ermittlern zufolge ein Abbruchtrupp, hatte sich aus Männern gebildet, die wegen einer heute vergessenen Beleidigung jemandem das Haus abgerissen und die Habe in einen Swimmingpool geworfen hatten. Die Polizei behauptete, die Crew sei das Sprengstoffkommando des Clubs und verkaufe Sprengstoff oder setze ihn für Auftragsmorde und interne Clubangelegenheiten ein. Im Jahr 1973 hatte die Crew angeblich fünf Mitglieder in Oakland.
Die Federales waren hauptsächlich Mitglieder mexikanisch-amerikanischer Herkunft, die laut Polizeiangaben Geschäfte mit Sprengstoff, Prostitution und Drogen machten. Ihre Kunden seien kriminelle Latino-Banden gewesen, vor allem in San Jose und Umgebung.
Die Mitglieder wechselten oft von einer Gruppe zur anderen oder gehörten gleichzeitig mehreren an. Manche gründeten eigene Gruppen, die sich auf gesellschaftliche oder geschäftliche Verbindungen stützten.
Auch nach meinem Rückzug kaufte der Club Schusswaffen für den eigenen Gebrauch und den Handel; ich selbst tauschte einige bei Tiny und Durt gegen Speed und bei Sonny gegen Kokain ein. Außerdem bewahrte ich gestohlene oder illegale Waffen für den Club auf, darunter einen Maxim-Schalldämpfer, der Sonny gehörte. Der Präsident interessierte sich nicht nur für starke Waffen, die er der Polizei anbieten konnte, sondern auch für Pistolen mit kleinem Kaliber, besonders für kompakte und automatische Waffen Kaliber .22 und .32, deren Herkunft nicht zu ermitteln war und die man leicht mit Schalldämpfern ausrüsten konnte. Diese Pistolen wurden oft von Profikillern benutzt.
Obwohl ich bezweifle, dass der Club Mordaufträge annahm, wurde ich zweimal von Leuten angesprochen, die Killer anheuern wollten.
Ende 1968 wollten Juan und Mark, zwei Dealer in Berkeley, dass ich einen neuen Mitbewerber beseitigte. Dafür boten sie mir eine 12 Meter lange Yacht an, die im Hafen von Sausalito lag. Sie sagten, ein junger Dealer namens Jose habe ihnen 25 000 Dollar geraubt, nachdem er seine Frau bei Juan und Mark eingeschleust hatte. Als die Dealer mit dem Geld nach Hause gekommen seien, hätten Jose und die Frau bewaffnet auf sie gewartet.
Zwar amüsierte mich dieses Seemannsgarn, aber ich brauchte kein zweites Boot. Daher lehnte ich das Angebot ab. Allerdings verdrückte Jose sich dennoch, als er hörte, der Club beschäftige sich mit ihm.
Ein andermal sprach mich einer meiner Dealer an, ein Speedfreak namens Dave. Er behauptete, seine Exfrau erpresse ihn, damit er zu ihr zurückkehre. » Ich will sie loswerden « , sagte er. »Kannst du das erledigen, George? Wie viel würde es kosten? «
»Wie viel kannst du ausgeben?«
Nach einigem Herumdrucksen sagte er: »Ungefähr 2500.«
»Mal sehen, was ich tun kann«, versprach ich.
Ich traf Sonny zu Hause im Bett an. Er sah fern und zog Kokain. Als ich ihm von Daves Angebot berichtete, lachte er schallend. »Spinnt der? Sag ihm, es kostet mehr. Mindestens 5000.« Er zuckte mit den Schultern und wechselte den Kanal.
Dave sagte, er wolle darüber nachdenken, aber er machte nie ein neues Angebot.
Kapitel 28
Die Schraube dreht sich
W ährend ich mich zurückhielt, machte der Club häufig Schlagzeilen. Diese Publicity gefiel mir nicht, weil ich wegen meiner bestehenden Kontakte zum Club ein potenzielles Ziel für Polizeiaktionen war. Ich wollte vergessen werden, so wie ich die Leichen vergessen wollte. Doch jeder neue Artikel wies darauf hin, dass die Angels und ihr Umfeld Anfang der 70er-Jahre mehr waren als nur weiße Rebellen und Rüpel.
Beispielhaft dafür waren Berichte im San Francisco Chronicle :
11. April 1970. Sonny wurde wegen Verdachts auf Drogenhandel festgenommen, nachdem Donald Howarth, 36, Filmrequisiteur und nach eigener Aussage »ehemaliger Mr. Amerika aus Studio City«,
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