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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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schrie: »George, bitte hör auf, ihn zu schlagen, bis wir etwas abgeklärt haben. Okay?« Ich hielt inne, und Durt wandte sich an Sir Gay. »Geh und sprich mit Sonny und erkundige dich, was wir tun sollen. Ich bleibe hier.«
    Eine Minute später kam Sir Gay zurück und berichtete: »Sonny sagt: Alles, was George sagt, ist in Ordnung.« Zorro war bestürzt, und alle anderen wunderten sich, auch ich. Sonny hatte einem Nichtmitglied die Erlaubnis erteilt, eine Grundregel des Clubs zu verletzen. Trotzdem ließ ich nach ein paar weiteren Hieben von Zorro ab.
    Zorros düsteres Schweigen machte mir Sorgen. Vielleicht sann er auf Rache. Da ich mich sehr allein und verwundbar fühlte, begab ich mich auf die Suche nach einem neuen Verbündeten im Club, nach jemandem, dem ebenfalls daran lag, dass die Leichen sicher verwahrt waren. Schließlich begann ich, »Deacon« Proudfoot – der 1974 Präsident des Charters Oakland wurde – auf die Ranch einzuladen. Er half mir, einen Bach mit einem Bulldozer zu stauen. Dann bat ich ihn, den Boden über den beiden Leichen einzuebnen.
    »Weißt du, warum dort ein Hügel war?«, fragte ich ihn später. »Zwei Tote haben die Erde nach oben gedrückt.« Dann fügte ich hinzu: »Zorro hat die Beerdigung organisiert, aber ich traue ihm nicht. Pass gut auf ihn auf, und halt mich auf dem Laufenden.« Als neuer Anführer war Deacon genau der Richtige, um Zorro im Auge zu behalten und mich über jeden Ärger zu informieren, den diese Leichen uns bereiten konnten.
    Einerlei wie glatt der Boden und wie hoch das Gras war, ich konnte die Toten nicht vergessen. Bekifft zu sein oder auf der Ranch zu arbeiten half ein wenig, doch beidem waren finanzielle Grenzen gesetzt.
    Zum zweiten Mal war der Drogenhandel mein Heilmittel. Mein neuer Partner war »Napa Bob« Holmes, ein ehemaliger Frisco-Angel und Gabelstaplerfahrer. Er wurde »Napa« genannt, nicht weil er aus dieser Stadt im Weinbaugebiet stammte, sondern weil er behauptete, dort einige Zeit in der Psychiatrie verbracht zu haben. Angeblich war er 16 Jahre alt gewesen, als er in einem Gässchen mit gezückter Pistole von einem alten Mann Geld verlangt hatte. Der Mann habe gelacht und gesagt: »Gib mir die Kanone, Kleiner.« Bob habe erwidert: »Geben Sie mir das Geld, Mister.« Als der Mann wiederholte: »Gib mir die Waffe«, erschoss ihn der junge Bob.
    Napa Bob blieb seinem Billy-the-Kid-Image treu. Mit Anfang dreißig bevorzugte er immer noch die Ballertaktik und schleppte eine Pistole Kaliber .22 mit Schalldämpfer mit sich herum. Er war 1,90 Meter groß, wog fast hundert Kilo und trug hölzerne Schienbeinschützer an seinen unfallvernarbten Beinen. Ständig träumte er laut davon, eines Tages mit Drogen das große Geld zu verdienen. Da ihm Erfahrung und Beziehungen fehlten, löcherte er mich andauernd mit der Bitte um Tipps.
    Eines Tages erklärte ich mich bereit, mit ihm zusammenzuarbeiten. Tiny und Durt streckten mir Methamphetamin vor, das ich mit Hilfe meiner alten und neuen Kontakte verkaufen sollte. Speed war so gefragt wie früher LSD, vor allem weil es sich als Partydroge eignete, und das war die Richtung, die der Club damals einschlug.
    Meine besten Kunden waren Lawrence »Moose« Chesher, der Frisco-Präsident, und sein Kumpan »Crow«. Zahlreiche Nicht-Angels waren ebenfalls reif für meine Rückkehr, da das Charter Oakland nachlässig geworden war: Zu viele Mitglieder bekifften sich lieber selbst, als sich ums Geschäft zu kümmern. (Die ersten Anzeichen dafür gab es kurz nach meinem Rückzug: Mein Hippie-Trio wurde heroinsüchtig, und Tramp kam zu mir zurückgekrochen und bat mich, ihm dabei zu helfen, sein STP loswerden.) Alte Kontakte wie Duke freuten sich darüber, mit jemandem Geschäfte zu machen, der kein auffälliger aktiver Angel mit langem Vorstrafenregister war.
    Deshalb gedieh meine neue Partnerschaft prächtig, obwohl ich zurückhaltender und weniger aggressiv war als in früheren Zeiten. Ich achtete darauf, nicht in die Reviere aktiver Mitglieder einzudringen, vor allem nicht ins Territorium meiner Lieferanten.
    Das Amphetamin wurde anscheinend durch Los Angeles verschoben. Zufällig begegnete ich dem Kontaktmann des Clubs, als er einen Koffer voller Methamphetamin bei Tinys Haus ablieferte. Die Frau dieses Typen entpuppte sich als Tina, ein großes Groupie mit rabenschwarzem Haar. Sie war mit Magoo zusammen gewesen und dann nach Los Angeles gezogen.
    Mein größter Deal waren 2,7 Kilo Speed, die im Großhandel –

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