Böser Engel
ich.
Durt brachte mich mit einem warnenden Blick zum Schweigen. Bert wusste anscheinend nichts von den Leichen, und es war besser, ihn im Dunklen zu lassen.
»Ja«, fügte ich hinzu, um meinen Ausrutscher zu vertuschen, »ich muss die verdammten Marihuanafelder auf der Ranch umgraben.«
Da sie mir keinerlei Garantie geben konnten, ging ich zu Tiny, dem hochrangigsten Mitglied, das sich nicht im Knast oder auf der Flucht befand. Tiny, ein schlauer, energischer Schlägertyp, der dem Angel-Ideal nahekam, kümmerte sich ums Geschäft, während Sonny hinter Gittern saß. Er versprach mir, dass Russell sich nicht drücken werde.
»Aber, Mann, wir müssen trotzdem etwas unternehmen«, drängte ich ihn. »Ich muss diese Leichen loswerden. Sie machen mich noch wahnsinnig.«
»Okay, ich komm mit dir«, erbot sich Tiny. »Sag mir einfach, was zu tun ist.« Doch ich schreckte davor zurück, die drei Leichen auszugraben und an einem anderen, sicheren Ort zu verstecken.
Tinys Garantie, dass niemand seine Kaution verfallen lassen werde, setzte eine Kettenreaktion in Gang. Russell wollte sich dem Gerichtsprozess nämlich nur stellen, wenn Tiny die wichtigsten Zeugen der Anklage beseitigte. Einer verschwand, ein zweiter floh nach Washington. Der dritte, angeblich ein Drogensüchtiger, sei vom Club gefangen gehalten und mit allen Drogen versorgt worden, die er haben wollte. Das behauptete jedenfalls die Polizei. Alle wären mit dem Tod bedroht worden, falls sie vor Gericht aussagen sollten.
Nachdem Russell von Tiny die Zusicherung erhalten hatte, dass die Luft rein sei, stellte er sich am 22. Mai. Aber Tiny hatte sich verrechnet. Ein Zeuge hatte bereits bei den Anhörungen durch die Staatsanwaltschaft ausgesagt und ein zweiter wurde mit bewaffnetem Begleitschutz aus Washington zurückgeholt.
Bezirksstaatsanwalt D. Lowell Jensen veröffentlichte nach diesen Aussagen folgende Stellungnahme:
Am 24. Februar 1972 ging Bradley Parkhurst, das Opfer, mit Clyde B., einem seiner Freunde, in das Haus von Connie P. Sie betraten den Keller, den Connie P. und der Angeklagte Marvin Gilbert bewohnten. Gilbert arbeitete an einem Motorrad. Es kam zu einem Wortwechsel, und als Parkhurst dem Angeklagten die Hand schütteln wollte, behauptete dieser, das sei ein » Negerhandschlag « . ... Ein Streit folgte, und es ist unklar, wer zuerst zuschlug. Obwohl Gilbert rund 18 Kilo schwerer war als Parkhurst, wurde er von diesem niedergeschlagen, und Connie P. lief nach oben, um Hilfe für Gilbert zu holen.
Etwa eine Minute später trafen Russell Beyea, Frank H. und Dennis S. im Keller ein. Offenbar hatte Parkhurst immer noch die Oberhand und drückte Gilbert zu Boden, oder dieser taumelte in eine Ecke. Beyea packte Clyde B., stieß ihn mit dem Gesicht an die Wand und befahl ihm, dort zu bleiben. Dann packte er Parkhurst und schlug ihm zweimal brutal ins Gesicht. Beyea wog 120 Kilogramm, rund 44 Kilo mehr als Parkhurst. Dann schlug Gilbert Parkhurst auf die Brust, sodass dieser zu Boden fiel. Danach schlugen und traten die Angeklagten ungefähr 10 bis 15 Minuten auf Parkhurst ein, obwohl dieser sie wiederholt bat aufzuhören. ...
Als Beyea und Gilbert gingen, lag das Opfer in seinem Blut auf dem Boden, stöhnend, würgend und hustend. ... Das Opfer war mit Schnittwunden, Schürfwunden und Platzwunden übersät, und ein Zahn, der ihm ausgeschlagen worden war, wurde später in seinem Magen gefunden. ...
Russell Beyea gilt als einflussreiches Mitglied bei den Hells Angels. Aus diesem Grund setzte der Club Marvin Gilbert unter Druck und forderte ihn auf, beim Prozess als Zeuge aufzutreten und Beyea zu entlasten. ... Gegen den Rat seines Anwalts und weil sein Leben und das Leben seiner Freundin bedroht waren, versprach Gilbert, als Zeuge auszusagen. Während einer Sitzungspause kam es jedoch zu einem Gespräch zwischen Gilbert, Beyea und ihren beiden Anwälten, und man war sich darüber einig, dass Beyea größere Chancen auf einen Freispruch hatte, wenn Gilbert nicht einem ausführlichen und gründlichen Kreuzverhör unterzogen wurde. Als die Jury dann bekanntgab, dass sie zu einem Urteil gelangt sei, erhielt Gilbert erneut die Anweisung, aufzuspringen und zu behaupten, er habe den Mord allein begangen. Dadurch sollte er Beyea entlasten. Das tat Gilbert jedoch nicht, und beide Männer wurden verurteilt [am 17. August 1972 wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz].
Nach dem Urteil näherte sich ein Hells Angel in Anwesenheit eines Hilfssheriffs Gilbert und
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