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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Francisco, torkelte in weiten Kniehosen herum und war als Kleiner Lord kostümiert.
    Als die Jungs herumzupöbeln und die Frauen zu betatschen begannen, suchte mich Helen fieberhaft in der Menge. Als ich zurückkam, versuchte gerade ein hartnäckiger Biker, sie anzubaggern. Ich stellte mich eine Nasenlänge vor ihm hin und schickte ihn mit einer heftigen Kopfnuss fort.
    »Du bleibst am besten in meiner Nähe«, sagte ich zu ihr. Sie steckte eine Hand in meine Gesäßtasche und folgte mir durch den Saal wie ein Lotsenfisch einem Hai. Wir drängten uns durch das Getümmel und blieben nur gelegentlich stehen, um zu plaudern, Bier zu trinken oder Diätpillen zu schlucken.
    Das langweilte sie bald, und sie wollte tanzen. »Nur zu, tanz alleine«, sagte ich. Einige Angels stampften und wackelten ungeschickt herum, aber ich fand, Tanzen war nichts für einen Kerl. Wenn ich herumtanzte, dann auf dem Gesicht eines Feindes.
    Der Star eines Tanzabends war meist kein Mitglied der Band, sondern der Angel, der sich am wildesten aufführte – einer, der auf dem Tanzboden kopulierte, mit dem Kopf eine Basstrommel durchschlug oder ähnliche Kunststücke zum Besten gab. An diesem Abend war es Scab, ein Anwärter und Matrose, der sich während seiner ersten Motorradfahrt beide Beine gebrochen und seinen Ruf endgültig gefestigt hatte, indem er ein weiteres Mal stürzte, als er sich mit einer Bierkiste auf dem Schoß und Krücken in den Händen auf den Rücksitz eines Motorrads setzte.
    Trotz seiner Pflaster und Verbände betrank sich Scab und fing Streit an, verlor aber das Bewusstsein, bevor der Kampf entschieden war. Einige Angels schleppten ihn auf die Ladefläche des Lieferwagens, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte.
    Gegen zwei Uhr morgens tranken wir im Apartment von Jerry und Betsy Jordan weiter, als wir von weitem Schreie hörten: »Skip! Hilf mir. Hiiilfe!« Das war Scab. Er war aufgewacht und glaubte, er befinde sich im Knast. Darum rief er nach Skip Workman, einem Kumpel von der Marine. Als Scab wieder bei uns war, geriet er wieder in beste Partystimmung, machte aber den Fehler, sich auf dem Küchenboden zu erleichtern. Betsy heulte ungläubig auf: »Jerriii! Verdammt! Schmeiß diesen Hundesohn raus!«
    Also kam Scab erneut in den Knast, doch die Party ging fast bis zur Morgendämmerung weiter. Helen und ich schliefen dann dort und fuhren vormittags nach Hause. Zum ersten Mal hatten wir mit den Angels eine ganze Nacht durchgefeiert.
    Einen Monat später sagte Helen beiläufig zu ihrer Mutter: »George und ich gehen nach Reno.«
    »Was?« Die Frau war verdutzt. »Warum?«
    »Wir heiraten«, sagte Helen, ohne ihre Schwangerschaft zu erwähnen.
    Irgendwie rangen wir unseren Eltern die Zustimmung zur Heirat ab, doch meine weigerten sich, an der standesamtlichen Zeremonie teilzunehmen. Wir wollten an einem Freitagabend nach Reno fahren und am Samstagmorgen heiraten.
    Am Abend vor unserer Abreise verkaufte ich mein Motorrad und zog anschließend mit Jerry und einigen anderen Mitgliedern durch mehrere Kneipen, um meinen Abschied als Junggeselle zu feiern. Helen blieb mit Betsy zu Hause und wunderte sich darüber, dass ich so lange brauchte, um ein Motorrad zu verscherbeln. Nach Mitternacht jammerte sie: »Ich weiß, dass er nicht heimkommt. Er ist unterwegs.« Die größte Sorge bereitete ihr ein Brief, den meine ehemalige Verlobte in Idaho mir kurz zuvor geschrieben hatte. Doch um drei Uhr morgens platzte ich etwas unbeholfen herein. Ich hatte einen großen Teil meines Verkaufserlöses bereits wieder ausgegeben, und die hundert Dollar, die ich von meinem Chef als Hochzeitsdarlehen erhalten hatte, waren ebenfalls weg. Um Helen zu versöhnen, küsste ich sie und schenkte ihr einen Weihnachtsmann auf einem Motorrad, den ich in einer Kneipe gekauft hatte.
    Sie verzieh mir, und wir stiegen zu viert in Jerrys Renault und machten uns auf die fünfstündige Reise. »Reno, wir kommen!«, schrien wir, während das kleine Auto sich die Westseite der Sierra Nevada hinaufkämpfte. Als der Tag anbrach, rumpelten wir in die »größte Kleinstadt der Welt«, wie Reno genannt wurde. Dann zogen wir uns in der Toilette einer Tankstelle um.
    Vor dem Gerichtsgebäude des Bezirks Washoe schliefen Helens Eltern und ihr Bruder Dean in ihrer alten Blechkiste – einarmige Banditen hatten ihnen das Geld fürs Motel gestohlen. Charley schwankte, als er die Treppe hinaufstieg. Die Szene erinnerte mich an den Film Früchte des Zorns . Ich ging voraus in

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