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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Uhr morgens oder später betrunken ins Bett zu plumpsen. Helen fragte nie, wo ich so lange gewesen war – bis sie in meinem Auto lange Haare und Zigarettenkippen mit Lippenstiftspuren fand. Meine Erklärungen waren so unglaubhaft, dass sie nicht mehr reagierte, wenn ich Sex wollte.
    Im Rückblick nehme ich an, dass sie sich ungeliebt fühlte. Sie glaubte wohl, ich hätte sie nur als Sexobjekt abgeschleppt und später aus schlechtem Gewissen geheiratet. Auch ihre erste und unerwünschte Schwangerschaft setzte ihr zu. Ihre Depression machte sie launisch und gereizt.

Kapitel 4
Junge Engel
    »Im Jahr 1960 war es hauptsächlich ein Motorradclub. Die Mitglieder hingen in Kneipen herum, zettelten Schlägereien an und pissten auf die Motorräder ihrer Kumpels. Viele hatten einen Beruf und schlugen nur abends über die Stränge.«
    Ein Polizist aus Oakland, der den Club kannte
    N achdem ich den ganzen Tag bei der Arbeit geschwitzt und dann kurz den werdenden Vater gespielt hatte, wollte ich nur noch raus. Je gereizter Helen wurde, desto schneller floh ich. Ich duschte, kämmte meinen Ziegenbart, klatschte mein dunkles Haar nach hinten und schlüpfte dann – während Helen missbilligend zusah – in meine stets ungewaschene Bikerkluft. Vorsichtig wie ein Revolverheld zog ich meine Levi’s bis zum Bauch hoch. Der Stoff war mattschwarz und am Hosenboden poliert. Ich knöpfte ein kurzärmliges schwarzes Hemd zu, bückte mich, um die schwarzen Stiefel zu schnüren, die bis zu den Kniekehlen reichten – ganz im Stil der Highway Patrol –, und ließ dann die Hosenaufschläge darüber fallen. Dann war die mit Kupfernieten verzierte Kutte an der Reihe. Zum Schluss stürmte ich mit einem Messingring in der Nase und einem ledernen Harley-Hut auf dem Kopf hinaus in die Nacht.
    Überall in der Stadt winkten andere Angels ihren Frauen, Freundinnen und Kindern zu und verließen Restaurants und Fabriken, Baustellen und Sattelschlepper. Sie holten ihre Kutten aus dem Spind oder aus dem Kofferraum, befreiten ihre Harleys von den Abdeckplanen, rollten sie aus der Garage und erweckten sie zum Leben. Bald trafen sich zwanzig oder mehr Angels am vereinbarten Treffpunkt, erregt vom Vibrieren des Motors und der Straße. Das Fieber stieg.
    Auf dem Parkplatz alberten schon die ersten Angels herum und beschäftigten sich mit ihren Motorrädern. Manche scherzten und rauchten, andere verschlangen Burger und Bier. Wir lehnten uns an unsere Maschinen und weideten uns an den empörten Blicken der braven Bürger, die vorbeigingen. Wir baggerten hübsche Damen an, die sich vorbeimogeln wollten, aber unsere eigenen, ganz in Leder gekleideten Frauen mit den hochgeschnürten Brüsten, Strato-Sonnenbrillen und dramatischem Make-up standen in der Nähe herum. Die meisten waren Twens, doch ihre grimmigen, verkniffenen Gesichter schreckten fast alle Mitbewerberinnen ab. Ab und zu kam eine Neue, die sich nicht einschüchtern ließ oder die Gruppensex ertrug. Dadurch wurde sie eine von uns – sie hockte auf dem Heckkotflügel einer Chopper-Harley, ließ sich den Wind ins Gesicht blasen und schlang die Schenkel um einen wilden Kerl.
    Mit den Gasgriffen machten wir Musik und nahmen eine grobe Formation in dieser Reihenfolge ein:
Ralph »Sonny« Barger sah mit seinen Narben und seinem Machogehabe auf einem Motorrad größer aus als auf den Füßen. Er arbeitete zunächst im Montagewerk von General Motors, dann bediente er eine Maschine in einer Röhrenfabrik.
Ich selbst war etwa 1,83 Meter groß, wog knapp hundert Kilo (mehr Muskeln als Fett) und nahm immer noch zu.
Jerry Jordan, ein dunkelhaariger, adretter Typ, war so groß wie ich und trug seine gut hundert Kilo wie ein Footballspieler. Er arbeitete in der Bonbonfabrik Peter Paul.
Junior, 135 Kilo schwer, war zu monströs, als dass man ihn hätte dick nennen können. Unter ihm verschwand fast das ganze Motorrad. Er trank viel, faulenzte gerne und wohnte bei seinen Eltern.
J. B., ein durchschnittlich großer Mann mit rostrotem Haar, bediente sein Motorrad mit seltener Präzision. Der Lkw-Fahrer und ich waren schon als Kinder befreundet gewesen.
Waldo war ein unbekümmerter Bursche, solange er nicht betrunken war. Er wartete hinter einer trügerischen Hornbrille auf seine Chance, zu zeigen, dass er einer der mächtigsten Angels war. Waldo war etwas größer als ich, wog 115 Kilo und arbeitete als Maler in der Werft Alameda Naval.
»Skip the Scotchman«, ein ehemaliger Marineboxer, der in seiner Fantasie

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