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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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wir es, um andere Clubmitglieder zu besuchen, doch später legten wir uns ein Auto zu, um das Baby nicht zu gefährden. Die Runde zu machen war Pflicht im Club, und verheiratete Männer waren keine Ausnahme.
    Am liebsten hingen wir in Sonnys Haus herum. Er hatte die Ellbogen tief in Motorradersatzteilen versenkt und hielt dabei Hof. Beim Klang hochgedrehter Motoren, klirrender Schraubenschlüssel und rauen Gelächters plauderten wir über unsere kleinen Sorgen, leerten Bierkisten und schauten Sonnys wilden Basteleien zu. Er arbeitete trotz aller Ablenkungen weiter und war ein solcher Perfektionist, dass leicht tropfendes Öl ihn veranlasste, den ganzen Motor auseinanderzunehmen. Er verschliss sogar Bolzengewinde.
    »He, Dummerchen«, hänselte ich ihn, »geht es dir nicht auf den Geist, diese Maschine immer wieder auseinanderzunehmen?« »Sie verliert Öl, na und? Gieß doch Öl nach.«
    Anstatt aufzuhören, zeigte Sonny mir einen verschmierten Finger und bat mich, ihm zu helfen, Teile in die Küche zu tragen, wo es sauberer war. Obwohl wir im Raum nebenan waren, kümmerten sich die Männer kaum um die Frauen, außer wenn sie jemanden brauchten, der ihnen Essen oder Getränke holte.
    Das Wohnzimmer war mit Ehefrauen und Freundinnen gefüllt wie das Wartezimmer eines Geburtshelfers. Meist langweilten sie sich, oder sie waren stocksauer auf die Männer. Um die Zeit totzuschlagen, unterhielten sie sich miteinander oder blätterten in Filmzeitschriften. Nur sehr wenige waren befreundet, viele waren Rivalinnen. Sonnys Frau Sharon H., ihre Gastgeberin, machte sich wenig aus ihrer Gesellschaft, und das zeigte sie ihnen.
    Helen war einer der wenigen Menschen, welche die blonde Einzelgängerin zu mögen schien. »Komm mit«, pflegte sie zu sagen, lud Helen ins Schlafzimmer ein und plauderte mit ihr über Sonny, ihren vierjährigen Sohn und ihre Mutter, deren Spirituosengeschäft zum Unterhalt ihrer Familie beitrug. Helen war über die 25-Jährige verblüfft. Sharon schien sehr weltläufig zu sein. Auf ihrem Nachttisch lagen True-Confession -Hefte, und sie hatte immer Geld für den Haushalt und Sonnys Motor-Basteleien.
    Helen hatte keine Ahnung, warum Sharon gerade sie als Freundin auserkoren hatte und ihr gebrauchte Sachen schenkte. Doch aus irgendeinem Grund zeigte Sharon großes Interesse an der Arterienverkalkung von Helens Mutter.
    »Welche Tabletten nimmt sie?«, fragte sie.
    »Weiß ich nicht. Gelbe Tabletten gegen Schmerzen.«
    Sharon strahlte. »Gegen Schmerzen? Kannst du mir ein paar besorgen?« Sie war sich sicher, dass es sich bei den Tabletten um Percodan handelte, ein starkes Betäubungsmittel, das auch Halluzinationen auslösen konnte. Man brauchte dafür ein spezielles Rezept in dreifacher Ausführung, dessen Verwendung staatlich kontrolliert wurde.
    Widerstrebend mopste Helen ein paar gelbe Tabletten für sie, doch diese reichten ihr offenbar nicht. Zufällig fanden wir einige Wochen später heraus, dass Sharon sich für Helen ausgab, um von deren Arzt und von meinem Zahnarzt dieses Medikament zu bekommen.
    Sharon schickte Angels los, um mit gefälschten Rezepten Medikamente zu beschaffen. Sonny fand es bald peinlich, dass seine Alte im Club die fleißigste Drogenkonsumentin war, denn damals lehnte er Drogen strikt ab. Zur Strafe spülte er vor ihren Augen den ganzen Vorrat die Toilette hinunter.
    Dieser Vorfall zeigte mir, dass Helen zu naiv war, um an Ausflügen des Clubs teilzunehmen. Darum gewöhnte ich mir an, sie im Apartment der Jordans bei Betsy abzuladen, die ebenfalls schwanger war, manchmal auch bei Irma, einer jungen Mutter. Helen hatte nicht den Mumm, mir zu widersprechen. Betsy, eine große Blondine, die ganz verrückt nach Motorradfahren war, wollte zwar unbedingt mitfahren, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Und Irma, eine heißblütige Latina, hatte ihren Mann J. B. mit einem Kinderwagen vom Motorrad geschubst. Danach blieb J. B. etwas öfter zu Hause, aber Jerry und ich düsten los.
    Helen und Betsy verloren beim Tauziehen mit dem Club immer mehr an Boden. »Diese Bastarde lassen uns einfach allein!«, klagten sie. »Das ist nicht fair.« Sie beschimpften und verwünschten uns, aber es blieb ihnen nichts anderes übrig als wieder einmal Canasta zu spielen, sich eine Fernseh-Soap anzuschauen und über die Freuden der Mutterschaft zu sinnieren.
    Wegen der Angels und der Berufsschule war ich jede Woche an mehreren Abenden nicht zu Hause, und im Laufe der Monate fing ich auch noch an, um zwei

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