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Böser kleiner Junge (German Edition)

Böser kleiner Junge (German Edition)

Titel: Böser kleiner Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Mehr wagte sie nicht zu sagen. Sonst hätten die beiden das Zittern in ihrer Stimme gehört und sich Sorgen gemacht. Das wollte sie nicht.
    »Während wir draußen sind, solltest du wohl das Badezimmer putzen«, sagte Dick zu ihr. »Hast du Küchenhandschuhe?«
    Sie nickte.
    »Gut. Zieh sie an.«
    6
    Bis zum Strand waren es zwei Meilen. Rund um den Parkplatz standen geschmacklose Buden, in denen Gebäck, Hotdogs und Souvenirs verhökert wurden, doch jetzt zum Ende der Saison war nirgendwo viel los. Die beiden hatten den Strand fast für sich allein. Auf der Herfahrt hatte Danny sein Geschenk – ein längliches Päckchen, ziemlich schwer und in Silberpapier verpackt – auf dem Schoß gehalten.
    »Du darfst es aufmachen, nachdem wir uns ein wenig unterhalten haben«, sagte Dick.
    Sie gingen am Rand der Wellen entlang, wo der Sand hart war und glänzte. Danny ging langsam, weil Dick schon ziemlich alt war. Irgendwann würde er sterben. Vielleicht sogar bald.
    »Ich werd’s schon noch ein paar Jahre schaffen«, sagte Dick. »Darum brauchst du dir keine Sorgen machen. Und jetzt erzähl mir, was heute Nacht passiert ist. Lass nichts aus.«
    Es dauerte nicht lang. Schwer wäre es allerdings gewesen, die richtigen Worte zu finden, den Schrecken zu erklären, den er jetzt spürte, und das erstickende Gefühl einer Gewissheit, die sich damit verband: Da sie ihn nun gefunden hatte, würde sie nie wieder verschwinden. Aber weil es sich um Dick handelte, brauchte er keine Worte.
    »Sie wird wiederkommen. Das weiß ich. Sie wieder immer, immer wiederkommen, bis sie mich geschnappt hat.«
    »Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?«
    Der Themawechsel überraschte Danny, doch er nickte. Es war Hallorann gewesen, der ihn und seine Eltern am ersten Tag durch das Overlook geführt hatte. Das schien ewig her zu sein.
    »Und weißt du noch, wie ich das erste Mal in deinem Kopf gesprochen habe?«
    »Na klar.«
    »Was hab ich da gesagt?«
    »Du hast mich gefragt, ob ich mit dir nach Florida will.«
    »Genau. Wie hat sich das angefühlt? Zu wissen, dass du nicht mehr allein warst? Dass du nicht der Einzige bist?«
    »Das war toll«, sagte Danny. »Richtig toll.«
    »Und ob«, sagte Hallorann. »Und ob es das war!«
    Schweigend gingen sie eine Weile weiter. Kleine Vögel – Dannys Mutter nannte sie Piepmatze – rannten in die Wellen hinein und wieder heraus.
    »Kam es dir jemals komisch vor, dass ich gerade dann aufgetaucht bin, als du mich gebraucht hast?« Hallorann blickte auf Danny hinunter und grinste. »Nein. Kam es nicht. Wieso auch? Du warst noch sehr klein, aber jetzt bist du ein wenig älter. In mancher Hinsicht sogar viel älter. Deshalb hör mir mal zu, Danny. Die Welt hat es so an sich, die Dinge im Gleichgewicht zu halten. Daran glaube ich jedenfalls. Es gibt so einen Spruch: Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer. Ich war dein Lehrer.«
    »Du warst viel mehr als das«, sagte Danny. Er griff nach Dicks Hand. »Du warst mein Freund. Du hast uns gerettet.«
    Das ignorierte Dick … er tat jedenfalls so. »Meine Oma war auch hellsichtig – weißt du noch, wie ich dir davon erzählt hab?«
    »Klar. Du hast gesagt, ihr hättet euch lange unterhalten, ohne den Mund aufzumachen.«
    »Genau. Sie hat mir das beigebracht. Und es war ihre Ur großmutter, die es ihr beigebracht hatte, damals zur Zeit der Sklaverei. Irgendwann, Danny, wirst du mal der Lehrer sein. Dann wird der Schüler kommen.«
    »Wenn Mrs. Massey mich nicht vorher erwischt«, sagte Danny missmutig.
    Sie kamen zu einer Bank. Dick setzte sich. »Ich gehe lieber nicht weiter, sonst schaffe ich es womöglich nicht zurück. Setz dich neben mich. Ich will dir eine Geschichte erzählen.«
    »Ich will aber keine Geschichten hören«, sagte Danny. »Sie wird wiederkommen, verstehst du das nicht? Sie wird immer und immer und immer wiederkommen.«
    »Halt den Mund, und sperr die Ohren auf. Lass dir was sagen.« Dick grinste und stellte seine funkelnden neuen Zähne zur Schau. »Ich glaube, du wirst es kapieren. Du bist nämlich alles andere als dämlich, Kleiner.«
    [Ende der Leseprobe]

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