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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gegen einen Aschenbecher.
    »Darf man bei Ihnen rauchen?«
    »Nein«, entgegnete Faulhuber bestimmt. »Nur ich. Dann krieg ich geschimpf, und alles ist wieder gut.«
    Luginger stellte die Musik leiser.
    »Möchten Sie was trinken?«, fragte Moni.
    Während Frau Weibel noch überlegte, sagte Gernot: »Wie wär’s mit einem Persiko?«
    »Persiko!«, antwortete Frau Weibel erstaunt. »Gibt’s den noch? Den habe ich bestimmt 30 Jahre lang nicht mehr getrunken. «
    »Länger«, sagte Faulhuber. »War sogar mal verboten.«
    »Persiko, Wasser und Kaffee«, entschied Frau Weibel. »Haben Sie auch was zu essen?«
    »Da müssen Sie Sammy fragen«, sagte Moni. »Irgendwas Kleines können Sie schon haben.«
    Schließlich kam Sammy aus der Küche, und Luginger beobachtete, wie die Polizistin seine Erscheinung prüfe. Wie gemalt fürs Bett, wird sie denken, schoss es ihm durch den Kopf, muskulös, jung, schwarz. Ein Klassiker für Dummheiten, die man niemals bereut.
    »Sie wollen mich sprechen?«, fragte Sammy.
    »Ja. Wahrscheinlich haben Sie es schon gehört. Gestern Nacht hat es einen Verkehrsunfall mit Todesfolge und Fahrerfucht gegeben. Am anderen Ende von Leuterding, im Erlenweg. Herr Fischer wurde überfahren, leider kam jede Hilfe zu spät.«

    »Ist zu uns vorgedrungen«, sagte Luginger.
    »Kennen Sie Herrn Fischer?«, fragte Frau Weibel Sammy.
    »Eigentlich nicht.«
    »Eigentlich?«
    »Den Namen hab ich schon gehört. Und dass er in der Bürgerinitiative mitmischt.«
    »Sind Sie da auch engagiert?«
    »Nein.«
    »Kennen Sie Frau Fischer?«
    »Nein.«
    »Der ist doch Lehrer hier am Gymnasium«, sagte Faulhuber. »Und seine Frau hat das kleine Reisebüro in der Pestalozzistra-ße. Richtig?«
    »Richtig«, bestätigte Frau Weibel. »Sagen Sie, Sammy, könnten Sie mir was zum Essen bringen?«
    »Fleischpflanzerl, Semmel, Senf, Ketchup. Wenn Ihnen das reicht?«
    »Reicht. Wie heißen Sie eigentlich mit vollem Namen? Ich meine, ich nenne Sie einfach Sammy, das ist vielleicht etwas salopp für eine Fremde.«
    »Passt schon«, erwiderte Sammy und verschwand in der Küche.
    Alle schwiegen. Luginger kramte sein Tabakpäckchen aus der Hosentasche, und Moni stellte Frau Weibels Getränke auf den Tresen. Nach einem Schluck Kaffee hielt die Polizistin erschrocken den Atem an, öffnete unwillkürlich den Mund und wedelte aufgeregt mit der Zunge.
    »Wow, ist der heiß«, rief sie schließlich. »Das sind doch mehr als 100 Grad.«
    »So ein Kaffee muss richtig wehtun«, sagte Gernot. »Lauwarm ist bei Moni nicht.«

    Faulhuber musterte das randvolle Likörglas. »Nehmen Sie den zum Schluss. Alles andere ist Verschwendung.«
    »Wie lange arbeitet Sammy denn schon bei Ihnen, Herr Luginger? «, fragte Frau Weibel, als sie aufgehört hatte, mit der Hand vor ihrem Mund rumzuwedeln.
    »Zehn Jahre, denk ich mal.«
    »Und er wohnt hier?«
    Luginger drehte sich eine Zigarette. »Oben, da gibt’s eine kleine Wohnung.«
    »Sagen Sie, worum geht’s denn?«, fragte Moni.
    Frau Weibel pustete in ihren Kaffee. »Der Unfall heute Nacht war etwas merkwürdig. Es gibt Ungereimtheiten, denen wir nachgehen.«
    »Aha«, murmelte Gernot.
    »Und Sammy hat was damit zu tun?«, fragte Faulhuber.
    »Noch wissen wir nicht viel, Herr …«
    »Faulhuber.«
    »Wissen Sie, es ist wie im Fernsehen. Es passiert was, wir schauen hin, fragen, denken nach, kriegen Hinweise und so weiter.«
    Ein großer Teller mit zwei Fleischpfanzerl, einer Semmel und gewaltigen Senf- und Ketchupmengen stand plötzlich vor ihr.
    »Guten Appetit«, wünschte Sammy.
    »So viel kriege ich nie und nimmer runter«, sagte Frau Weibel. »Das sind ja Riesendinger.«
    Während sie kaute, sah Luginger, wie ihre Blicke durch sein Lokal wanderten. Zuerst die verblassten Bilder von Dennis Hopper, Marlon Brando und Robert Mitchum, dann die Baseballkappen mit ihren Aufschrifen, die weiter oben hingen. Danach die Spielautomaten und das nicht mehr ganz weiße
Klavier, das vor einer Holzwand stand, an der lauter Postkarten klebten.
    Schließlich sagte Luginger: »Mein Klo ist da links runter, falls Sie das auch interessiert.«
    Frau Weibel wischte mit einer Serviette über ihren Mund. »Herr Sammy, wir haben gehört, dass Sie mit Frau Fischer ein Verhältnis haben sollen. Sie haben aber gerade eben ausgesagt, Sie kennen die Frau gar nicht. Frau Fischer sagt das Gleiche, na ja, nicht ganz. Sie sagt, sie kenne Sie, wie Sie jeder in Leuterding kennt. Unter 15 000 Mitbürgern sind Sie der einzige Schwarze,

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