Böser Mann - Provinzkrimi
einen Tatort über die Wiesn?«, fragte Luginger und tat so, als ob ihn das wirklich interessierte.
»Freilich«, antwortete seine Mutter. »Da ist einer umgebracht worden, ein Stadtrat, der bei der Vergabe um die Wiesnplätze mitgemischt hat. Wie da geschachert wird, weil’s ums große Geld geht, das glaubst nicht. Die Wirte da, die verdienen noch was, anders als hier draußen, wo wenig los ist.«
»Aha«, sagte Luginger, während er eine Zigarette drehte. »Magst?«, fragte er dann.
»Darf man nimmer«, sagte seine Mutter. »Ist doch schon lang verboten.«
»Ah geh, Mama. Du darfst überall rauchen.«
»Wie Helmut Schmidt«, ergänzte Barbara. »Raucherlaubnis nur für Mitmenschen über 80.«
»Der ist doch schon 90«, stellte seine Mutter klar.
Luginger zündete die Zigarette an. Dann rief er durchs Lokal: »Frau Weibel, sind Sie doch so gut und bringen Sie mir einen Aschenbecher, bitt schön.«
Barbara lächelte, wie Anna Luginger lächelte.
»Die junge Höpfner braucht einen guten Anwalt, Bub. Da musst dich drum kümmern.«
»Soll das nicht der Sammy machen, Mama? Die Neger kennen sich doch aus mit Anwälten. So oft, wie die mit der Gendarmerie Ärger haben.«
Seine Mutter pustete ihm eine Qualmwolke ins Gesicht. »Jetzt hörst aber auf, ja.« Dann fragte sie Barbara: »Kann das nicht die Anwältin machen, die Sammy geholfen hat. Die hat doch was taugt.«
Barbara nickte. »Ich frag die Frau Hilgard, Frau Luginger. Schließlich ist das ihr Beruf.«
Faulhuber brachte Bier und Aschenbecher
»Magst noch was von meinem Wein?«, säuselte er Richtung Barbara.
»Danke, danke. Ich bin eh schon so besoffen, dass ich dem Franz alles verzeih.«
»Habt ihr euch gestritten?«, wollte Lugingers Mutter wissen, und ihr Blick verriet grenzenlose Neugier.
»Ah, Mama, das geht dich nix an«, brummte Luginger. »Musst in alles deine Nase reinstecken?«
»Gestritten ist viel zu viel gesagt, Frau Luginger«, wehrte Barbara ab. »Der Franz sollte halt mal einkaufen, wenn er mich zum Frühstück einlädt. Außerdem glaubt er, wir Frauen seien zu blöd, um DVDs anzuschauen, ohne dass sich die Männer um die Technik kümmern.«
»Mir hilft der Dr. Brettmann«, sagte Frau Luginger trocken.
Faulhuber grinste und steckte sich auch eine an. Dann flötete er: »Na dann, die Herrschaften.«
Sammy drehte den Lautstärkeregler hoch, und AC/DC donnerte Whole Lotta Rosie ins Lokal. Luginger spielte einige Riffs auf seiner Lufgitarre, Markus Polterer schleuderte seinen Kopf Richtung Monis Brüste, und Faulhuber zeigte beim Mitsingen schneeweiße Zahnarztzähne. Gernot machte Russn und Neger fertig, während Erika Joe um den Hals fiel, der gerade zusammen mit Clara Weibels Sohn zur Tür reingestolpert war.
»Ihr Abholkommando«, sagte Luginger zur Kommissarin.
»Irgendwann muss Schluss sein, Herr Luginger.«
»Hat’s Ihnen gefallen?«
Frau Weibel fuhr sich durchs Haar. »Schon. Ja. Was bin ich denn schuldig?«
Luginger fragte Gernot nach Frau Weibels Deckel.
»Faulhuber übernimmt das«, rief Gernot über die Theke.
»Das ist mir unangenehm«, sagte Frau Weibel zu Luginger. »Als Polizistin darf ich mich nicht einladen lassen. Könnten Sie das mit Herrn Faulhuber klären?«
Luginger nickte, griff sich den Deckel und zählte alles zusammen.
»Zwei fünfzig gradaus«, sagte er schließlich. »Wenn Sie’s passend hätten, wär’s gut.«
Frau Weibel winkte ab und suchte ihre Handtasche. Luginger sah, wie Faulhuber den Rest Wein in ihr Glas schenkte.
»Sagen Sie, will Ihre Bedienung wirklich heiraten?«, fragte sie Luginger, nachdem sie mit Faulhuber im Schlepptau zurückgekommen war.
»Unbedingt«, preschte Faulhuber vor. »Sie möchte Kinder, Haus, Garten, Hunde und Katzen, alles, was dazugehört eben.«
Frau Weibel blickte zu Moni. »Der Herr passt aber nicht so recht hierher.«
Luginger zog einen Hocker herbei und setzte sich. »Quatsch. Bernie ist in vielen Dingen a bisserl optimistisch. Moni hat schon viele angeschleppt und nix war.«
»Mit Sammy hat sie es auch mal probiert, stimmt’s?«
Luginger lächelte. »Hab mir schon gedacht, dass Sie das spitzgekriegt haben.«
»Ist ja auch ein prachtvoller Junge. Warum sollte eine ungebundene junge Frau den von der Bettkante schubsen?«
Faulhuber rieb über seinen Bauch und verzog das Gesicht. Dann fragte er wie aus heiterem Himmel: »Ehe Sie verdufen, gnädige Frau, der Geiger, was wird aus dem?«
Frau Weibel lächelte breit. »Was uns Frau Höpfner nicht
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