Böser Mann - Provinzkrimi
daher sind Sie eine feste Größe, wenn ich es so sagen darf. Und jetzt kommt es, wie es kommen muss. Herr Fischer hat seine Frau im Fall seines Todes mit einer großen Summe abgesichert. Den Rest können Sie sich ja denken.«
Lugingers Zigarette hing locker zwischen seinen Lippen. Gernots Kopf kreiste. Faulhuber blickte stumm auf seine Schuhe.
Nur Moni legte sofort los. »Was ist denn das für ein Mist, Sammy! Bist du völlig verrückt geworden? Eine verheiratete Frau vögeln, eine Frau aus dem Ort, eine Frau, deren Mann tot ist. Gibt’s da nicht andere?«
Luginger gab sich Feuer. Dann rückte er den Aschenbecher zurecht und dachte, Heilandszeiten, was geht denn hier ab. Sammy, Sex, Kohle. Klasse Kombination!
Sammy brauchte etwas, bevor er sagte: »Da gibt’s nichts zwischen mir und Frau Fischer. Wer so etwas behauptet, lügt.«
Clara Weibel nickte, trank Wasser und biss in ein Fleischpfanzerl.
»Würden Sie Ihre Zigarette ausmachen«, bat sie Luginger.
Luginger blickte zu Sammy und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. Während er seine Zigarette ausdrückte, sortierte
er laut seine Gedanken: »Sie glauben, dass der Fischer absichtlich überfahren worden ist. Und Sie prüfen, ob Sammy es gewesen sein könnte.«
»Richtig«, entgegnete Frau Weibel kauend und schlürfend. »Entschuldigen Sie meine Manieren, aber je mehr ich esse, desto hungriger werde ich.«
»Wann war denn die genaue Tatzeit?«, fragte Luginger so beiläufig wie möglich.
»Mitternacht, plus minus fünf Minuten.«
»Mitternacht«, wiederholte Luginger, »also da haben wir hier zugemacht. Moni, Sammy und ich. Unser letzter Gast war Bernie. Also Herr Faulhuber. Etwas später hat Moni abgerechnet. Um halb eins war dann das Licht aus.«
Luginger schaute in die Runde. Jeder, der ihn kannte, wusste, was sein Blick zu bedeuten hatte.
Moni, Sammy und Faulhuber nickten.
»Na, das ist ja schon mal gut«, sagte Frau Weibel und leckte ihre Finger ab. »Prima. Bouletten, Senf, Brötchen. Dazu noch Zigarettenqualm, wirklich gelungen. Fast wie früher.«
»Bouletten«, brummte Gernot. »Bouletten kennt hier keener.«
»Jetzt seien Sie mal nicht so. ›Fleischpfanzerl‹ klingt auch nicht wirklich gut.« Frau Weibel schob ihren Teller zur Seite und wandte sich an Moni. »Wer mit wem schläf, interessiert mich nicht. Weder in Leuterding noch sonst wo. Mich interessiert vielmehr, was Sie über die Bürgerinitiative denken. Ich meine, seit heute Morgen weiß ich, dass das ja hier im Ort ein richtig großes Ding ist.«
»Alles ganz einfach«, antwortete Moni, während sie für sich und Sammy Cola einschenkte. »Die einen sind für die Natur, die anderen für ihr Portemonnaie, wieder andere für ihre
Wiederwahl und der Rest für die Zukunf. Alle fühlen sich im Recht, jetzt wird gestritten, und zum Schluss gewinnen die Geldsäcke.«
»Und auf welcher Seite stehen Sie?«, fragte Frau Weibel.
»Hinterm Tresen. Ich zapf Bier und freu mich, wenn’s keinen Ärger gibt.«
»Was wird denn so geredet? Über den Herrn Fischer, der wollte ja wohl den Vorsitz der Bürgerinitiative übernehmen. Über den Bürgermeister und über die Geldsäcke.«
»Geredet wird viel«, sagte Faulhuber. »Bürgermeister Lohmann ist Sozi. Und Sozis haben nicht viel zu melden in Bayern. Vor einem Jahr wurde der gewählt, war eine Riesenüberraschung im Ort. Viele hier hatten die Schnauze voll von zweitausend Jahren CSU-Herrschaf im Gemeinderat. Junger Typ, charmant, beliebt, guter Redner. Der will was reißen, was bewegen. Der will bestimmt auch weiter, Landtag, Bundestag, was weiß ich. Recht hat er. Klar ist die Gemeinde überaltert, und bezahlbarer Wohnraum für junge Familien fehlt an allen Ecken und Enden. Jedes Popelreihenhaus kostet 300 000 und mehr. Dreißigjährige können so was doch nicht bezahlen. Ein Aberwitz ist das. Und einen Markt gibt es auch nicht. Viel Nachfrage, wenig Angebot, das will Lohmann eben ändern. « Faulhuber taxierte sein leeres Glas. »Moni, eins geht noch. Dann geh ich.«
Die Tür sprang auf, und drei Männer begrüßten Luginger mit Handzeichen, ehe sie vorne neben den Spielautomaten Platz nahmen. Ohne ihre Bestellung abzuwarten, stellte Moni weitere Weißbiergläser unter den Hahn.
»Immerhin, ein paar Leute kommen ja noch«, bemerkte Frau Weibel.
»So gegen zehn geht’s noch mal los«, sagte Gernot.
»Und der Herr Fischer, was war denn das für einer?«, wollte Frau Weibel wissen.
»Jedenfalls war er noch nie hier«, sagte
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