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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Moni. »Ein Zugereister, wie Tausende andere auch. Über den wüsste ich nichts zu sagen.«
    Während Luginger ein Schälchen mit Erdnüssen füllte, um es zum Tisch der Neuankömmlinge zu bringen, sagte Faulhuber: »Bei mir saß der ab und an auf dem Stuhl. Seine Frau und sein Sohn auch. Ich bin Zahnarzt. Ruhiger Typ, unauffällig. Unterrichtete Deutsch und Geschichte, wenn ich mich nicht irre. Sein Häuschen steht eben genau da, wo gebaut werden soll. Logisch, dass der nicht begeistert war. Frau Fischer ist ganz anders. Die würde am liebsten noch mit tamponiertem Mund reden. Ihr Interesse für Feld, Wald und Wiesen dahinten ist echt. Wenigstens glaube ich das. Die ärgert es maßlos, dass ein großer zusammenhängender Grüngürtel verschwinden soll.«
    »Und Sie?«
    »Ich? Ich möchte, dass alles bleibt, wie es ist. Ich möchte immer, dass alles bleibt, wie es ist, obwohl nichts bleibt, wie es ist. Prost.« Mit geschlossenen Augen nahm Faulhuber einen tiefen Schluck.
    »Wird denn bei Ihnen über die Streitigkeiten viel geredet?«
    Moni und Sammy schüttelten gleichzeitig den Kopf.
    »Nein«, sagte Moni. »Wer hierherkommt, hat andere Sorgen.«

    Luginger und Sammy saßen auf alten Holzstühlen und drehten Bierdeckel. Mittlerweile waren alle gegangen. Bis auf eine matte Deckenfunzel brannte kein Licht mehr. Die Tür war geschlossen, die restlichen Stühle waren hochgestellt.

    »Die Kripotante sehen wir noch öfer«, sagte Luginger.
    Sammy fuhr sich durch sein kurzes schwarzes Haar. Dann verschränkte er die Arme hinterm Kopf und wippte auf seinem Stuhl vor und zurück.
    »Und?«, fragte Luginger.
    »Nix«, erwiderte Sammy.
    »Nix ist a bisserl wenig, mein Lieber.«
    Sammy zog die Nase hoch und schwieg.
    »Von einer Frau Fischer hab ich noch nie was gehört«, sagte Luginger.
    »Geht dich auch nichts an, Mann.«
    Luginger nickte und trommelte mit zwei Fingern auf die Tischplatte. »Wo warst gestern Nacht?«
    »Hatte was vor.«
    »Wie alt?«
    Sammy hatte zu wippen aufgehört und schaute zum Tresen. Dann brummte er leise: »Scheiße.«
    »So seh ich das auch«, meinte Luginger trocken. »Wirst Ärger kriegen, also pass auf, wer was von dir will.«
    Luginger starrte auf James Dean. Denn sie wissen nicht, was sie tun. Die Fischer und Sammy, dachte er. Blöder hätte es nicht kommen können. Dabei hatte er die Frau nie in Sammys Nähe gesehen. Was hätte die auch von ihm kriegen können? Sex, guten Sex, besseren Sex als von ihrem Mann. Kurzfristig riskieren die Weiber schon mal Kopf und Kragen, dachte er, langfristig wollen sie was anderes. Geld, Sicherheit, Kopf höher als die anderen, zeigen, was sie haben und wo sie hingehören. Weiber saugen einen aus, das wusste er aus Erfahrung, die riechen, ob was zu holen ist oder nicht.
    Stöhnend stand er auf und schlenderte zum Klavier. Im Stehen
spielte er die ersten Takte von As time goes by. Sammy und die Fischer, eine Affäre, so offensichtlich, dass andere davon Wind bekommen hatten. Und dann die Kripolady. Clara Weibel. Machte einen auf locker und tat so, als wollte sie nur mal vorbeischauen. Die hat’s faustdick hinter den Ohren. Die wusste mehr, als sie rausgelassen hat. Viel mehr.
    An der Theke schenkte er sich Whisky ein. Neben der Kasse lag die Abrechnung. Sammy hatte sie diesmal für Moni gemacht, weil die keine Lust mehr gehabt hatte und früher als sonst gegangen war.
    Vor zehn Jahren hatte Sammy bei ihm vor der Tür gestanden und gefragt, ob er kellnern könne. 18 war er gewesen, sah aber älter aus. Löchrige Jeans, Turnschuhe, eine Tasche unterm Arm. War von zu Hause abgehauen, hatte die Schnauze voll gehabt. Gestrichen, Oberkante Unterlippe. Hatte mit seiner Mutter in irgendeinem finsteren Kaff im Bayerischen Wald gelebt. Kasse bei EDEKA, samstags besoffen, sonntags Dorffußball. Vier Jungs auf zwölf Mädels. Immer dumme Sprüche, Anmache und Schlägereien. Nichts Ernstes, der übliche Mist halt.
    Luginger war zufrieden, als er die Zahlen prüfe. Guter Samstag, dachte er. Geschluckt wird immer, mit und ohne Bayern-Tore.
    Sammy konnte Deutsch, packte an, war verlässlich und hatte die Idee mit der Küche. Vor Sammy gab’s im Hammer-Eck jahrelang nur Flüssiges zwischen die Zähne. Mit ihm hatte sich das geändert. Nichts Großes, nichts Aufwendiges, Kleinigkeiten eben, etwas, das Umsatz brachte, nicht verdarb und schnell hergerichtet war. Sammy wusste, wie der Hase lief. Preiswert einkaufen, teuer verkaufen, kein Ausschuss. Wenn die Marge stimmt, Franz,

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