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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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brauche die Adresse jetzt, Belohnung«
    »öffne den Brief, lese, ich wußte es, es war unmöglich, daß er«
    »öffne die Tür, ins Licht. Chaos, muß raus, muß«
    »Zigarettenglut, unser kleines Geheimnis, unsere kleine Hölle«
    »warum wir mitten in all dieser Vollendung, die kleinste Molluske ist angepaßter ans Leben, kann nicht leiden«
    Sie lasen und warfen einander verstohlene Blicke zu. Als alle fertig waren, sagte Larner: »Dies ist also der Grund, warum es nicht zusammenpaßte. Das hier ist ein klassischer Serienmörder von der eher intellektuellen Sorte, unglaublich beschädigt, sehr intelligent. Es ließ sich mit der früheren Kälte nicht vereinbaren. Ich hätte das verstehen müssen. Am 27. Juli haben wir eine Datierung. Am 27. Juli 1997 wurde in Manhattan die Prostituierte Sally Browne getötet. Das war Lamar Jennings' erster Mord. Da fängt es an: ›Die Azteken töteten, um leben zu können.‹ Irgendwelche anderen Überlegungen?«
    »Arkaius«, sagte Kerstin Holm. »Robert Arkaius ist ein schwedischer Steuerflüchtling. Er ist der Besitzer der Hütte, in der Lamar seinen ersten Mord in Schweden beging. Er bekam die Adresse offenbar als Bezahlung für sexuelle Dienste. Arkaius konnte auf keinen Fall nach Schweden zurückkehren. Er wußte natürlich nicht, daß der Sohn seiner früheren Geliebten, Andreas Gallano, sich dort nach einer Flucht aus dem Gefängnis versteckt hielt.«
    Larner nickte stumm.
    Schonbauer sagte: »Es muß gewesen sein, nachdem er diesen Brief geöffnet und erfahren hat, daß sein Vater in Schweden war, da hat er schon angefangen zu morden. Er macht sich in zwielichtigen Kneipen an Schweden ran, um in Stockholm eine geeignete Unterkunft zu finden. Sex scheint ansonsten mit der Sache nichts zu tun zu haben. Das Trauma dürfte in die Zeit vor der Pubertät zurückreichen.«
    »Die Rekonstruktion, die wir vornehmen können«, sagte Larner, »liegt ziemlich dicht an dem, was Sie, Jalm, schon skizziert haben. Als Kind wird er vom Vater mißhandelt, das geschieht wohl mit Zigarettenglut, und der Höhepunkt wird tatsächlich erreicht, als er diese Tür öffnet, nachdem er eine Treppe hinabgestiegen ist, und den berufskillenden Vater bei der Arbeit sieht. Danach kommt er nie wieder auf die Beine. Und es folgt Schlag auf Schlag. Der Vater stirbt, die Mutter bringt sich ein, zwei Jahre danach um, möglicherweise aufgrund dieses Briefes, der sie auf unbekannten Wegen erreicht und anschließend in einem unberührten Karton bei der Großmutter landet. Als die Großmutter stirbt, gelangt der Brief in die Hände des inzwischen vierundzwanzigjähngen Sohns in New York, wo er – wie die Wohnung zeigt – als sozialer Dropout lebt. Der Brief bestätigt ihm, was er die ganze Zeit vermutet hat: Sein Vater lebt. Der Tyrann ist noch da, er schwebt über ihm und ergreift Besitz von ihm. Die verdrängten Bilder der Vergangenheit kehren zurück, sie bewegen sich in eine bestimmte Richtung: ›als sei es in mir unterwegs, als würde ich einem Ziel entgegengetriebene Schließlich treiben die Bilder ihn zu jener Tür. Er öffnet sie und wird mit dem am stärksten verdrängten Bild konfrontiert, dem Vater über einem Opfer mit Schaum vorm Mund und den Mikrozangen im Hals. Es muß weg, und das geht nur mit homöopathischer Magie: Gleiches mit Gleichem beschwören. Er hat die Zangen, und er weiß sie zu benutzen. Die Erinnerung ist exakt, er weiß genau, wie er vorgehen muß. Sobald die Bilder sich einstellen, muß er raus und töten. Es beruhigt ihn: ›wenn die Bilder eine Erzählung werden können‹. Die Morde machen die blitzartigen, hart treffenden Bilder zu einer Erzählung, mit der leichter umzugehen ist. Aber wie gesagt, Jalm, es geht gleichzeitig darum, sich auf den großen, den entscheidenden Mord vorzubereiten, der Vater muß weg, er soll mit seinen eigenen Methoden getötet werden, genau denen, die den Sohn heimsuchen. Endlich hat er die Adresse eines sicheren Hauses in der Nähe von Stockholm; jetzt ist die Zeit reif. Der Brief hat offenbar verraten, daß der Vater in Stockholm lebt und, was wichtiger ist, wie er sich nennt – sonst wäre das ganze Projekt aussichtslos. Die Techniker müßten bald mit dem verbrannten Brief fertig sein. Wenn wir Glück haben, steht der Name da. Naja, er beschafft sich einen falschen Paß auf den Namen Edwin Reynolds und begibt sich zum Flughafen Newark. Ärgerlicherweise ist der nächste Flug nach Stockholm ausgebucht. Das ist eigentlich keine Katastrophe,

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