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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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einem langen Röhrchen.«
    Nyberg und Norlander wechselten Blicke. Sie hatten einen Treffer gelandet. John Doe war Amerikaner. Er hatte mit Modelliermasse den Abdruck eines Sicherheitsschlüssels gemacht. Damit war er zu einem Mister Minit auf Gärdet gegangen, um einen Nachschlüssel zu bekommen. Dann war er ins Herz geschossen worden. Warum? Wo? So auf Anhieb gelang es ihnen nicht, alle Fäden miteinander zu verknüpfen, aber sie mußten zum Freihafen, soviel war ihnen klar.
    Es war fast halb acht, als sie das Wachhäuschen vor der Lagerhalle von LinkCoop erreichten. Es war pechschwarz, die Himmelstore waren weit geöffnet, sie hatten keine Schirme und mußten mindestens vierunddreißig Türen testen. Dennoch zögerten sie nicht.
    Im Wachhäuschen saß nicht Benny Lundberg, sondern ein anderer Wachmann.
    Nyberg ging zu ihm und wedelte mit seinem Dienstausweis. »Wir müssen uns wegen des Einbruchs hier drinnen noch einmal ein wenig umschauen«, sagte er zu der leicht geöffneten Fensterluke. »Arbeitet Benny nicht?«
    »Er hat Urlaub«, sagte der Wachmann.
    »Wie lange schon?«
    »Ein paar Tage. Seit dem Einbruch.«
    »Komische Zeit, um Urlaub zu machen«, sagte Nyberg und verspürte den Stich einer Ahnung.
    »Ich weiß«, sagte der Wachmann. Er war Benny Lundberg zum Verwechseln ähnlich. Der Steroidgestank trotzte dem ewigen Ozongeruch des Unwetters. Er fuhr fort: »Er hatte im August auch Urlaub, ein bißchen komisch ist es schon. Er ist verreist. Im Ausland, glaube ich. Waren es die Kanaren?«
    Nyberg nickte. Norlander kam hinterhergestiefelt, nachdem er den Wagen um die Ecke geparkt hatte. Sie betraten das Gelände und gingen als erstes zu der Tür, bei der eingebrochen worden war. Dicke Bretter waren provisorisch quer über die Tür genagelt. Nyberg hievte sich auf die Laderampe und schob den Schlüssel ins Schloß. Er paßte. Aber das Schloß ging nicht auf.
    »Auf jeden Fall die richtige Sorte«, sagte er. »Wir fangen am besten links an.«
    Sie gingen auf der Laderampe an der Reihe von Türen vorbei bis zum hinteren Ende des großen Lagergebäudes. Es gab ungefähr ebenso viele Türen links vom Eingang wie rechts davon.
    Auf der Rückseite sollte es auch noch einige geben. Der Sicherheitschef Mayer hatte von vierunddreißig Lagerräumen gesprochen. Nachdem sie zehn Türen probiert hatten, kam ihnen die Zahl erheblich höher vor. Sie waren klatschnaß. Der sturzbachartige Regen ging eine galante Verbindung mit widerwärtigen Windstößen ein. Zwei Lungenentzündungen kamen durch die Luft gesegelt und suchten ihre rechtmäßigen Besitzer.
    Der Schlüssel paßte in sämtliche Schlösser, war jedoch nie der richtige. Sie gelangten zum Eingang und begannen, sich durch die andere Hälfte hindurchzuarbeiten. Es erschien ihnen mit jeder Tür trostloser. Idiotenjob. Und freiwillig noch dazu. Überstunden, und sie waren sich nicht mal sicher, ob sie es wagen konnten, sie aufzuschreiben. Es hätte wohl genausogut bis morgen Zeit gehabt.
    Sie näherten sich dem Ende der langen Reihe. Als sie die allerletzte Tür erreichten, waren sie total resigniert.
    »Was glaubst du?« sagte Nyberg und hielt den Schlüssel ein paar Zentimeter vors Schlüsselloch.
    »Gibt es nicht noch Türen auf der Rückseite?«
    »Das wird sich zeigen«, sagte Nyberg und schob den Schlüssel hinein. Er drehte ihn. Es ging. »Haha«, wieherte er und zog die Tür ein paar Zentimeter auf.
    Dann knallte sie ihm ins Gesicht. Sie wurde mit gewaltiger Wucht aufgetreten, ihm direkt in die Visage. Er taumelte zu Boden. Eine schwarzgekleidete vermummte Gestalt sprang über ihn hinweg und rannte die Rampe hinunter. Norlander zog seine Pistole und jagte durch den strömenden Regen hinter ihr her. Nyberg kam hoch, die Hand vorm Gesicht. Er brüllte. Das Blut quoll ihm zwischen den Fingern hervor. Er wollte gerade hinter ihnen herstürmen, als er einen Blick in den Lagerraum warf.
    Am Fuß einer Treppe saß der Wachmann Benny Lundberg. Er war nackt und auf einem Stuhl festgezurrt. Von seinen zermatschten Fingerspitzen troff das Blut. Durch sein Geschlecht war eine Nadel getrieben. Und in seinem Hals steckten zwei leicht hängende Pferdespritzen.
    Gunnar Nyberg erstarrte. Sein eigener Schmerz verschwand sofort. Er nahm die Hand vom Gesicht und ließ das Blut aus der Nase tropfen. Er ging die Treppe hinunter. Er zitterte. Eine kleine nackte Glühbirne warf einen gespenstischen Schein auf die makabre Szene.
    Benny Lundberg lebte. Seine Augen waren verdreht, nur

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