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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Poster hingen noch an den Wänden, Batman, eine Baseballmannschaft. Ein Buch lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch, Mary Poppins. Auf dem Kissen saß ein kleiner sandbedeckter Teddy. Kerstin nahm ihn auf, ein Bein blieb im Bett liegen. Sie blies ihn an und betrachtete ihn. Es sah aus, als wollte es ihr das Herz brechen.
    Von Lamars Zimmer gingen sie weiter zu dem der Eltern; es lag ganz hinten, mit Aussicht auf die Ebene, die sich vollkommen platt bis zum Cumberland Plateau erstreckte. Larner zeigte auf das Doppelbett; statt des einen Kissens war da ein riesiges Loch, Daunen wirbelten noch auf in die sandvermischte Luft.
    »Hier fand Lamar eines Morgens im Sommer seine Mutter«, sagte Larner mit gedämpfter Stimme. Schrotflinte. Der Kopf war fast weggepustet.«
    Sie gingen wieder in den Flur hinaus und von da ins nächste Zimmer, ein Gästezimmer mit eigenem Eingang von der Veranda.
      »Hier muß es sein«, sagte Larner.
       Er trat an den Wandschrank und öffnete ihn. Die gesammelte FBI–Truppe tauchte mit diversen Meßinstrumenten und standfesterem Werkzeug hinein. Ein Mikrophon wurde an der Wand entlanggezogen.
    Hier«, sagte einer der FBI–Männer.  »Hierhinter ist es wohl.«
    »Seht zu, ob ihr den Mechanismus finden könnt«, sagte Larner und zog sich zurück. Sie suchten weiter, er setzte sich auf das Bett, auf dem die Schweden schon saßen.
    »Sie können den jetzt aber wieder weglegen«, sagte er.
    Kerstin starrte auf den Teddy, der auf ihrem Schoß saß. Sie legte ihn aufs Bett. Aus dem Loch am Bein war Sand gerieselt, so daß am Ende nur noch eine Hülle zurückgeblieben war. Sie hielt den Fetzen hoch.
    »Was machen wir mit unseren Kindern«, sagte sie nur.
    »Ich habe Sie gewarnt«, sagte Larner.
    Es dauerte fast eine Viertelstunde intensiver wissenschaftlicher Jagd. Aber dann fand man einen komplizierten Mechanismus hinter einer festgeschraubten Eisenabdeckung. Offenbar hatte Wayne Jennings nicht gewollt, daß jemand nach seinem vermeintlichen Tod dort hinuntergelangte. Aber sein Sohn hatte es getan und die Zangen an sich genommen.
    Eine massive Metalltür glitt im Innern des Wandschranks auf; Hjelm meinte sogar, den Jackenärmel vor sich zu sehen, an dem die Tür sich eines Nachts verhakt hatte, so daß sie nicht einrastete, wie sie sollte. Er trat zurück und stellte sich an die Tür des Gästezimmers. Da ging er in die Hocke und versuchte, sich das Gesichtsfeld eines Zehnjährigen vorzustellen. Hier hatte Lamar gestanden, hier hatte er den Schatten in den Kleiderschrank gleiten sehen, und dann war er ihm gefolgt. Die schwere Metalltür war nicht richtig zugegangen.
    Larner trat in den Kleiderschrank und zog die Tür ganz auf; der Mechanismus war ein wenig eingerostet, er knarrte auf eine Art und Weise, wie er es vor zwanzig Jahren sicher nicht getan hatte. Er knipste eine starke Taschenlampe an und verschwand. Sie folgten ihm.
    Es war eine schmale Steintreppe mit einem Eisengeländer. Sand knirschte unter ihren Füßen, als sie hinabstiegen. Die Treppe war lang, erstaunlich lang, aber schließlich standen sie alle vor einer massiven rostigen Eisentür. Larner öffnete sie und leuchtete mit seiner starken Lampe ins Dunkel dahinter.
    Es war ein schäbiger Kellerraum, eng, fast absurd klein. Ein Zementkubus tief unten im Wüstenland. In der Mitte stand ein kräftiger Eisenstuhl, der mit ein paar Krampen im Fußboden verschweißt war, Lederriemen hingen schlaff von den Armlehnen und den Stuhlbeinen herunter. Daneben stand eine stabile Bank, wie eine Hobelbank. Das war alles. Larner zog ein paar Schubfächer unter der Bank hervor. Sie waren leer. Er setzte sich auf den Eisenstuhl, während sich der kleine Zementkubus mit Menschen füllte; der letzte FBI–Mann fand keinen Platz, sondern mußte hübsch draußen auf der Treppe bleiben.
    »Diese Wände haben viel gesehen«, sagte Larner.
    Hjelm hatte für einen Moment das Gefühl, Kontakt mit all dem Leiden zu bekommen, das die Wände bewahrten, ein heißer und zugleich eiskalter Wind durchfuhr ihn. Doch das war eine Erfahrung jenseits aller Worte.
    Larner stand auf und schlug die Hände zusammen. »Tja, wir führen wohl eine lückenlose Tatortuntersuchung durch, aber es besteht kein Zweifel, daß hier die meisten Opfer des Kentuckymörders ihren lang ersehnten Tod fanden.«
    Sie stiegen wieder nach oben. Eine klaustrophobische Stimmung lag in der Luft.
    Was wäre passiert, wenn der zehnjährige Lamar plötzlich in die Rosenkammer eingetreten wäre?

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