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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Zimmer gelaufen. Sie schrie: »Tante Gretha hatte eine Handynummer, die sonst nirgendwo steht.«
    Sie hielt Hultin einen Zettel mit einer Nummer hin. Er drückte das Gespräch mit Hjelm aus und wählte die Nummer.
    »Ja?« klang es schwach im Hörer. Eine Frauenstimme.
    »Justine?« sagte Hultin nur.
    »Wer ist denn da?«
    »Orpheus«, sagte Hultin auf gut Glück. »Wo sind Sie?«
    Einen Augenblick war es still. Dann sagte Justine Lindberger: »Kennwort?«
    Hultin sah Holm und Norlander an. Sie schüttelten die Köpfe.
    »Bla Viking«, sagte Hultin.
    »Verdammt«, sagte Justine und brach die Verbindung ab.
    »Verflucht«, sagte Hultin.
    »Hintergrundgeräusche?« fragte Kerstin Holm.
    Hultin schüttelte den Kopf. Er wählte die Nummer erneut. Keine Antwort.
    Er ging in sein Büro und schloß die Tür hinter sich. Es war Viertel vor fünf. In einer guten Stunde würde der Frachter Vega von Karlshamn auslaufen. Sie würden ihn verpassen. Die Information, die nach Karlshamn wies, war extrem vage: Eine Andeutung von einer Freundin, daß Justine in der Nachbarstadt Karlskrona gewesen war, ein Lokal, das Bla Viking hieß und das vielleicht ab sofort unter Bewachung gestellt werden sollte, doch dann war er gezwungen, die Polizei in Blekinge hinzuzuziehen, und wie sollte er die Lage erklären? Er verstand sie ja selbst nicht richtig. Sollte er die Vega auslaufen lassen oder die Provinzpolizei auf sie ansetzen? Er blieb in seinem Zimmer, seine Schultern wurden von einem unsäglichen Gewicht niedergedrückt.
    Kerstin Holm und Viggo Norlander blieben auf dem Flur stehen. Alles kam ihnen nebelhaft vor. In welche Richtung gingen Hultins Gedanken?
    Hjelm tauchte auf. Er hatte ein blaues Auge. »Fragt nicht«, sagte er. »Frauen«, fügte er kryptisch hinzu.
    »Bro«, sagte Kerstin. »Mir lag etwas auf der Zunge, was Bro betraf.«
    »Bri, Bro, Brutze«, sagte Norlander. Er schien aufgegeben zu haben. Er warf einen bitteren Blick hinein auf Fawzi Ulaywi und fuhr fort: »Hier sitzt er und trägt das Schicksal der Welt auf seinen Schultern, und er wird nicht sprechen.«
    »Wer ist das?« sagte Hjelm.
    »Ist Bro nicht ein ziemlich gewöhnlicher Ortsname?«
    »Das ist der Mann, der Justine geholfen hat zu verschwinden«, sagte Norlander. »Iraker. Einer von denen, die sich hinter der angeblichen Menschenrechtsorganisation Orpheus Life Line verbergen. Wahrscheinlich fundamentalistische Spione. Er ist unsere einzige Verbindung zu den Sprengköpfen.«
    »Es sind Steuerungssysteme für Atomsprengköpfe«, sagte Hjelm.
    »Hat mich jemand gehört?« sagte Holm.
    »Man sollte ihn auf seine Sprengköpfe aufspießen«, sagte Norlander. »Ist es nicht moralisch gerechtfertigt, da reinzugehen und ihn unter Druck zu setzen? Und zwar richtig?«
    »Wie Wayne Jennings es in einer solchen Lage zu tun pflegt?« sagte Kerstin Holm. »Hat er uns zu seinen Ebenbildern gemacht? So schnell?«
    »Was hast du gesagt?« wollte Paul Hjelm wissen.
    »Wir sind zu Marionetten des Kentuckymörders geworden«, sagte sie.
    »Nein, vorher. Über Bro.«
    »Ob Bro nicht ein ziemlich gewöhnlicher Ortsname ist? Meinst du das?«
    »Du meinst, daß ich im falschen Bro war? Wo liegen die anderen?«
    »Das weiß ich doch nicht. Es war nur ein Einfall.«
    »Wenn Herman ein Liebhaber ist und sie sich jeden Dienstag treffen, dann kann es nicht allzuweit entfernt sein.«
    »Aber vielleicht ist Herman gar kein Liebhaber. Arto hat sie unter Druck gesetzt, sie mit seinem kleinen Kopiertrick überrascht, und sie mußte etwas erfinden, blitzschnell. Vielleicht war Herman sogar der richtige Name in der Eile, und sie mußte es mit der Lüge vom Liebhaber verdecken.«
    Sie liefen in Kerstins Büro und schlugen in einem Autoatlas auf. Bro in Uppland, Bro in Värmland, Bro in Bohuslän — und Bro auf Gotland.
    »Nur ein paar Kilometer von Visby entfernt«, sagte Kerstin. »Ein kleines Kirchdorf.«
    Norlander schaltete den Computer ein und rief das Telefonverzeichnis auf. In dem kleinen Dorf nordöstlich von Visby gab es zwei Hermans.
    Hjelm nahm sein Handy und knipste es an. Kerstin nahm es ihm aus der Hand und wählte die erste der beiden Nummern.
    »Bengtsson«, sagte jemand in klingendem Gotländisch.
    »Herman«, sagte Kerstin. »Hier ist Justine.«
    Es wurde still. Je länger das Schweigen dauerte, desto höher stieg die Hoffnung.
    »Warum rufst du wieder an?« sagte Herman Bengtsson schließlich. »Ist etwas passiert?«
    »Nur doppelte Absicherung«, bekam Kerstin heraus.
    »Ich bin

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