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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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entwickelte das Commando Cool eine Zwillingszange, die nach dem gleichen Prinzip funktioniert, aber diese zweite ist auf zentrale Nervenstränge im Nacken ausgerichtet, an denen man von innen ein wenig zieht und zerrt, wodurch unerträgliche Schmerzen in den Kopf und in den ganzen Körper schießen. Die beiden Löcher im Hals mit den entsprechenden inneren Verletzungen sind bei sämtlichen vierundzwanzig Opfern des Kentuckymörders gefunden worden, außerdem spezifische Folterverletzungen an Geschlechtsteilen und Fingern. Larner hält sich ein wenig bedeckt, was die unterschiedliche Vorgehensweise unseres Freundes und der Spezialeinheit betrifft, aber anscheinend hat es mit der Konstruktion der beiden Spezialzangen zu tun. Es ist, als seien die Zangen in einem fast industriellen Weiterentwicklungsprozeß für ihren makabren Zweck noch perfekter gemacht worden.«
    Hultin schwieg und blickte auf sein Pult. »Ich möchte, daß ihr jetzt einen Augenblick innehaltet und nicht ganz betriebsblind werdet«, sagte er ernst. »Lars–Erik Hassel starb wahrscheinlich einen der schrecklichsten Tode, die man sterben kann. Ich wünsche mir, daß ihr euch wirklich klarmacht, was wir hier vor uns haben. Es gleicht nichts von alldem, womit wir in unserem Leben bisher zu tun hatten. Es gibt nicht den Schatten einer Ähnlichkeit mit unserem guten alten Machtmörder. Die eiskalte Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben anderer und der perverse Genuß angesichts ihres Leidens sind kaum vorstellbar. Wir haben es mit einem schwer gestörten Menschen von der Art zu tun, wie sie das amerikanische System am laufenden Band zu produzieren scheint und die zu exportieren sie lieber hätten unterlassen sollen. Aber jetzt ist er hier. Und eigentlich ist das einzige, was wir tun können, zu warten, bis er wieder anfängt. Es kann lange dauern, es kann morgen sein. Aber geschehen wird es, und wir müssen bereit sein.«
    Hultin stand auf, um auf die Toilette zu gehen. Dafür, daß er an Inkontinenz litt, hatte er erstaunlich lange durchgehalten. Zu der sich nur langsam auflösenden Gruppe sagte er noch: »Sobald ich Ray Larners Material kriege, bekommt ihr Kopien. Der Ausgang dieses Falles hängt auch davon ab, wie fleißig ihr darin studiert.«
    Er nickte ihnen zu und wandte sich seiner privaten Spezialtür zu. Jorge Chavez hielt ihn mit der Frage auf: »Wie alt ist Edwin Reynolds laut seinem Paß?«
    Hultin schnitt eine steife Grimasse, grub mit zusammengeklemmten Beinen in seinem Papierstapel und fand eine Kopie des abfotografierten Passes. »Zweiunddreißig.«
    Chavez nickte. »Der Paß war zwar gefälscht«, sagte er, »aber warum sollte er sich dafür entscheiden, fünfzehn Jahre jünger zu erscheinen, als er plausiblerweise sein muß?«
    »Das Risikomoment vielleicht«, sagte Hultin wider besseres Wissen und stürmte davon, fliegende Blätter hinter sich zurücklassend.
    Chavez und Hjelm sahen sich an. Hjelm zuckte mit den Schultern. »Er kann doch einen fertigen gefälschten Paß gekauft oder geklaut haben.«
    »Möglicherweise«, sagte Chavez.
    Aber keiner wurde das Gefühl los, daß etwas nicht stimmte. Grundsätzlich nicht stimmte.

6
     
    Eigentlich gab es nichts zu tun.
    Zwar lag eine mikroskopisch kleine Möglichkeit vor, daß alles auf Zufällen beruhte, daß der Kentuckymörder nicht auf dem Flughafen war, um zu fliehen, sondern nur, um ein neues Opfer zu suchen, daß der arme Lars–Erik Hassel selbst den Heimflug abbestellt und seinen Flugschein fortgeworfen hatte und daß anschließend noch eine letzte Buchung von einem vollkommen unbeteiligten Mann mit einem falschen Paß vorgenommen wurde. Die Kombination des Ganzen war jedoch zu starker Tobak. Es herrschte kein Zweifel daran, daß der Kentuckymörder nach Schweden gekommen war. Die Frage war nur, warum.
    Der ausführlichere Bericht des FBI–Agenten Ray Larner war eingetroffen. Die Maschine war planmäßig um 18 Uhr 20 Ortszeit von Newark gestartet. Um 18 Uhr 03 hatte ein Mann, der sich Lars–Erik Hassel nannte, angerufen und seinen Flug abbestellt, und um 18 Uhr 08 gelang es einem Edwin Reynolds, den frei gewordenen Platz zu ergattern; er wartete also fünf riskante Minuten, um kein Aufsehen zu erregen. Gegen Mitternacht hatte eine Reinigungskraft in einer Besenkammer die makabre Entdeckung gemacht – knapp zwei Stunden vor der Landung. Ein Kommissar Hayden von der Flughafenpolizei erkannte die zwei kleinen Löcher im Hals des Opfers, nahm Kontakt mit dem Hauptbüro des FBI in

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