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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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verstand Hultin. »Eine einzige Frau in der ersten Serie, eine von achtzehn. Zwei von sechs in der zweiten.«
    »Immerhin gibt es gewisse Unterschiede«, faßte Holm zusammen.
    »Wie gesagt«, fuhr Hultin fort. »Er ist vielleicht auch aus der Geschlechterperspektive Demokrat geworden. Warten wir ab, was Larner zu diesem Punkt zu sagen hat. Er hat den Fall von Anfang an verfolgt. Die Vorgehensweise trug dazu bei, daß man gegen Ende der siebziger Jahre einen Kreis von wenn nicht verdächtigen, so doch möglichen Tätern ins Auge faßte. Sie wies, wie sich zeigte, gewisse Ähnlichkeiten mit einer Foltermethode aus dem Vietnamkrieg auf, ob ihr es glaubt oder nicht. Eine spezielle und ausgesprochen inoffizielle amerikanische Einheit in Vietnam bediente sich dieser Methode, um gefangene Vietcong zum Reden zu bringen, ohne daß sie schrien. Eine dem Dschungel angepaßte geräuschlose Foltermethode. Weil die Existenz der Einheit von offizieller Seite abgestritten und als ein weiterer Vietnammythos abgetan wurde, war es für Larner extrem schwierig, Namen in Erfahrung zu bringen. Er hat angedeutet, daß er vielen hohen und empfindlichen Tieren auf die Zehen getreten ist, und vermutlich machte er sich unmöglich und versaute sich obendrein noch die Beförderung. Aber langsam und beharrlich kreiste er die Einheit ein, die unter dem wenig angenehmen Namen Commando Cool lief, und identifizierte die Mitglieder. Vor allem kristallisierte sich einer heraus, den man fast als Verdächtigen bezeichnen könnte, der Anführer der Einheit, ein Wayne Jennings eben aus Kentucky. Es gab nie irgendeinen Beweis, aber Larner hängte sich an Jennings und folgte ihm, wohin er auch ging. Und dann geschah etwas, was nicht hätte geschehen sollen. Jennings hatte es satt, vom FBI beschattet zu werden, versuchte bei einer Verfolgungsjagd zu entkommen und stieß frontal mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Larner war selbst am Unglücksort und sah ihn verbrennen.«
    »Und gingen die Morde danach weiter?« fragte Chavez.
    »Leider. Es kamen noch zwei weitere Morde dicht hintereinander, bevor es aufhörte, und Larner wurde vorgeworfen, einen Unschuldigen in den Tod getrieben zu haben. Es kam zu einem Prozeß. Er wurde zwar freigesprochen, begann aber in der Hierarchie nach unten zu sinken. Und es machte die Sache nicht viel besser, daß er nach fünfzehn Jahren des Kraxeins bei Gegenwind erkennen mußte, daß der Mörder wieder angefangen hatte. Seit einem guten Jahr ist Larner wieder da, wo er angefangen hat: auf der Suche nach dem Kentuckymörder, der ihn an der Nase herumführt. Ich beneide ihn nicht.«
    »Das solltest du aber«, entgegnete Söderstedt. »Jetzt fällt er nicht mehr unter Larners Verantwortung, sondern unter deine. Larner ist frei, du nicht.« Söderstedt machte eine Pause und fuhr dann maliziös fort: »Du übernimmst einen Fall praktisch bei Null, den das FBI mit Mitteln, die dem schwedischen Bruttosozialprodukt entsprechen, zwanzig Jahre lang untersucht hat.«
    Hultin betrachtete ihn neutral.
    »Was war denn eigentlich so speziell mit dem Modus operandi des Commando Cool?« versuchte Nyberg von neuem. »Wie starb denn dieser Literaturkritiker?«
    Hultin wandte sich ihm mit einer Miene zu, die möglicherweise als unterdrückte Erleichterung gedeutet werden konnte. »Der Clou ist der, daß es zwei verschiedene Dinge sind«, sagte er. »Der Serienmörder bedient sich einer, nennen wir es persönlichen, Variante der Methode des Commando Cool. Die ganze Methode baut auf einem einzigen Spezialinstrument auf: einer eigens angefertigten mikromechanischen Zange, die in geschlossenem Zustand am ehesten einer furchteinflößenden Kanüle gleicht. Einer Pferdespritze. Sie wird von der Seite in den Hals eingeführt. Mit Hilfe kleiner Regulierdrähte lassen sich im Innern der Luftröhre minimale Greifhaken ausfahren, die sich um die Stimmbänder legen und bewirken, daß kein Laut über die Lippen des Opfers dringt. Er oder sie wird vollständig zum Schweigen gebracht. Auch in bedrängter Lage im Dschungel, mit Vietcong in allen Büschen ringsumher, kann man sich einer kleinen erfrischenden Folter mit konventionellen Methoden widmen, am besten gegen Nägel und Geschlecht gerichtet, wo kleine, stumme Bewegungen den größten Schmerz verursachen. Und dann läßt man die Greifhaken um die Stimmbänder eine Ahnung lockerer, so daß ein Flüstern möglich ist. Und jetzt kann das Opfer sein Geheimnis verraten, leise, leise. Zu diesem Zweck

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