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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Manhattan auf, das sich seinerseits an den Kentuckymörder–Spezialisten Ray Larner wandte, und erhielt die Bestätigung, daß es sich um The Famous Kentucky Killer handelte. Nach einer Durchsuchung der Hinterlassenschaft des Opfers war Hayden gerissen genug, die wichtige Schlußfolgerung zu ziehen, daß der Mörder wahrscheinlich den Platz des Opfers nach Stockholm Arlanda eingenommen hatte. Nach einer Weile erhielt er vom Nachtpersonal am SAS–Schalter auch die mündliche Bestätigung, daß ein Flug zu spät storniert worden war, um umgebucht werden zu können, wobei sich die übernächtigte Schalterangestellte auch daran erinnerte, daß noch eine späte Buchung vorgenommen worden war. Sie kam jedoch nur an die Passagierliste, nicht an die spezifischere Information, wann jeder Fluggast gebucht hatte. Während das FBI fieberhaft nach einem Zuständigen für die Computerdaten suchte, nahm Hayden Kontakt mit dem Reichskriminalamt in Stockholm auf und landete via Reichskriminalchef bei Kommissar Jan–Olov Hultin. Das war um 7 Uhr 09 schwedischer Zeit. Hayden faxte geistesgegenwärtig alles Material, das er hatte, herüber, und dieses wurde Teil des Papierhaufens, den Hultin zu dem schnellen Durchgang vor dem Hubschrauberflug nach Arlanda mitgebracht hatte.
    Nichts im frisch eingetroffenen, gewissenhaften Bericht des FBI–Agenten Ray Larner zeigte irgendwelche Abweichungen vom bisher Gesagten und auch keine denkbaren Verbindungen nach Schweden. Also gab es eigentlich nichts zu tun. Außer auf das erste Opfer zu warten. Und das war unerträglich.
    Deshalb widmete man sich der mentalen Vorbereitung auf die Aktivität, die kommen würde. So vertrieb man sich den Rest des Nachmittags mit kleinen Aufträgen, die nicht nur die Illusion von sinnvoller Beschäftigung vermittelten, das Gefühl, etwas zu tun, sondern auch eine Betätigung in Abgeschiedenheit. Jeder schien den Zustand der Dinge ganz für sich verdauen zu müssen.
    Hultin sammelte weiter Material des FBI und ordnete es. Kerstin Holm fuhr noch einmal nach Arlanda, um zu sehen, ob jemand vom Personal eine plötzliche Erinnerung oder einen Geistesblitz gehabt hatte, irgend etwas. Das Kabinenpersonal des Flugs SK 904 sollte einer Auskunft zufolge auch anwesend sein, und sie bereitete sich auf ihre Spezialität vor, Gespräche, Interviews, Verhöre. Nyberg tat, was er üblicherweise tat: Er begab sich in die Stockholmer Unterwelt, um das Terrain zu sondieren. Söderstedt schloß sich in sein Zimmer ein und telefonierte mit sämtlichen Stellen, von denen irgendwie zu hoffen war, daß sie Reynolds, der sicher nicht mehr Reynolds hieß, beherbergten. Chavez stürzte sich in die Welt des Internets; was er dort zu finden hoffte, blieb Uneingeweihten ein Rätsel. Norlander wurde Hultins Aussage zufolge damit beauftragt, alle Toiletten des Polizeipräsidiums mit einer elektrischen Zahnbürste zu schrubben, was in der noblen Kunst der Bestrafung als ein technischer Fortschritt betrachtet werden mußte.
    Hjelm entfernte sich in eigenem Auftrag. Für ebenso gering wie die Wahrscheinlichkeit, daß der Kentuckymörder trotz allem in den USA geblieben war, schätzte er die Wahrscheinlichkeit ein, daß das Vorleben des Literaturkritikers Lars–Erik Hassel etwas mit dem Fall zu tun hatte. Gleichwohl begab er sich in das große Zeitungshaus, das Hassels Arbeitsplatz gewesen war.
    Er genehmigte sich einen Spaziergang dorthin – eine kleine Gewohnheit, zu deren Entstehen die relative Beschäftigungslosigkeit des vergangenen Jahres Anlaß gegeben hatte. Über Kungsholms Torg ging er hinunter nach Norr Mälarstrand. Das Regenwetter von Arlanda hatte sich offenbar andere Opfer als Stockholm gesucht; er konnte nicht umhin zu denken, daß es nur seine Zeit abwartete, daß es hinter den Kulissen lauerte, bereit, die Stadt in Herbst zu hüllen. Doch noch schien die Sonne, wenn auch bleicher mit jedem Tag, der verging. Jenseits von Riddarfjärden streckte sich eine enorme Katze aus und schnurrte genüßlich im weißen Strahlenbad der Spätsommersonne; der Kopf von Marieberg schleckte mit der Zunge von Söderleden das Wasser des Mälaren, der schwere Körper von Skinnarviken wand sich lüstern und streckte sich hinab zu den eleganten Hinterpfoten von Langholmen, wo der Västerbroschwanz den Weg nach Marieberg und zu den Zeitungshäusern wies.
    Das einzige, was Hjelm über Hassel wußte, war, daß er Literaturkritiker war. Dann und wann hatte er seinen Namen im Feuilleton der großen

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