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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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mußte Hjelm wie ein innig Gläubiger akzeptieren, ohne zu verstehen.
    Statt dessen wandte er sich wieder an Bertilsson. »Wer ist die Kollegin Elisabeth B und noch was? Ist sie noch in der Redaktion?«
    »Alle sind noch da«, sagte Bertilsson und betonte: »Alle sind immer da.« Dann riß er sich zusammen: »Sie meinen Elisabeth Berntsson, nehme ich an.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Hjelm. »Ist sie hier?«
    »Es ist die, mit der ich eben gesprochen habe.«
    Hjelm warf einen Blick zu der schwarzhaarigen Dame hinüber, die schrieb, als ginge es um ihr Leben.
    »Wie war das Verhältnis zwischen ihr und Hassel?«
    Bertilsson warf einen ängstlichen Blick in die Runde, einen Blick, der die Neugier eines jeden wachen Menschen angestachelt hätte. Möller saß hinter seiner Glastür und schaute aus dem Fenster. Es sah aus, als habe er sich seit Hjelms letztem Besuch nicht von der Stelle gerührt.
    »Das sollten Sie vielleicht sie selbst fragen«, sagte Bertilsson bestimmt. »Ich habe schon mehr als genug gesagt.«
    Sie verließen ihn und gingen hinüber zu der schreibenden Frau. Sie blickte von ihrem Computer auf.
    »Elisabeth Berntsson?« fragte Hjelm. »Wir kommen von der Polizei.«
    Sie betrachtete sie über ihre Brillenränder. »Und Sie heißen?« fragte sie routiniert mit einer ein wenig heiseren Raucherstimme.
    »Ich bin der erste Kriminalinspektor Paul Hjelm, dies hier ist Kriminalinspektor Jorge Chavez. Vom Reichskriminalamt.«
    »Aha«, sagte sie und erkannte ein paar Namen aus den Zeitungsschlagzeilen. »Das bedeutet also, daß hinter Lars–Eriks Tod mehr steckt, als wir erfahren...«
    »Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?«
    Sie hob die eine Augenbraue, stand auf und steuerte auf eine Glastür zu. Sie folgten ihr in einen leeren Büroraum. Er wirkte wie eine Kopie von Möllers Büro.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte sie und setzte sich selbst hinter den Schreibtisch.
    Sie fanden zwei Stühle, die aus der Papierhalde aufragten, und setzten sich.
    Hjelm ging sofort aufs Ganze: »Warum riefen Sie während der Buchmesse 1992 in der Entbindungsstation von Danderyds Krankenhaus an, um der Mutter von Lars–Erik Hassels neugeborenem Sohn mitzuteilen, daß ihr Mann zum Zeitpunkt der Geburt des Sohns in Göteborg sich heftigen sexuellen Umgangs befleißigte?«
    Ihr hätte die Kinnlade herunterfallen sollen. Doch die blieb ebenso fest wie ihr Blick. »In medias res, nicht schlecht«, sagte sie forsch. »Sehr wirkungsvoll.«
    »Das hätte es sein sollen«, entgegnete Hjelm. »Aber offenbar hatten Sie die Frage erwartet.«
    »Weil Sie die sind, die Sie sind, konnte ich mir denken, daß Sie es herausbekommen würden«, sagte sie. Wäre ihr Tonfall ein anderer gewesen, hätte man es für ein Kompliment halten können.
    »Was war es? Rache?« fragte Hjelm knapp.
    Elisabeth Berntsson nahm ihre Brille ab, klappte sie zusammen und legte sie vor sich auf den Schreibtisch. »Nein«, sagte sie. »Ich war betrunken.«
    »Vielleicht war das der Auslöser. Kaum die Ursache.«
    »Vielleicht, vielleicht nicht.«
    Hjelm wechselte die Spur: »Warum haben Sie Hassels sämtliche E–Mails gelöscht?«
    Chavez rückte ein: »Es war nicht besonders schwer, das herauszufinden.«
    Hjelm gab ihm einen Blick, von dem er hoffte, er würde nicht allzuleicht als dankbar zu deuten sein.
    Elisabeth Berntsson schien jedoch ihre Gedanken woanders zu haben. Hinter der kargen Konzentration ihres geläuterten Gesichts tobte ein innerer Kampf. Am Ende sagte sie: »Der heftige Umgang, den Sie erwähnten, spielte sich hauptsächlich mit mir ab. Larsi brauchte was Solideres als diese Zwanzigjährige. Praktisch war es schon aus; alles, was ich tat, war, den Prozeß ein wenig zu beschleunigen. Katalysator«, fügte sie leicht sardonisch hinzu.
    »Und dann? Waren es danach Sie beide in Ewigkeit, Amen?«
    Elisabeth Berntsson schnaubte nur kurz. »Keiner von uns beiden war besonders an in Ewigkeit, Amen, interessiert. Wir waren wohl beide gebrannte Kinder, was die Nachteile des Zusammenlebens angeht. Und hatten beide zuviel Geschmack an den Alternativen gefunden. One–night–Stands sind ja wirklich nicht zu verachten. Ich selbst führe ein sehr soziales Leben und will mich frei bewegen können. Und Larsis Geschmack tendierte wohl mehr in die Richtung ... der jüngeren Altersklassen. Für mich war er ein kultivierter Liebhaber und so etwas wie ein fester Punkt im Leben. Ein Programmpunkt, vielleicht... Gleiche Zeit, gleicher Kanal. Und da meine ich wirklich

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