Boeses mit Boesem
Tage immer wieder gesagt, aber es war mehr an der Sache. Jede Person mit einer realistischen Einschätzung ihrer selbst hätte die Schrift an der Wand gesehen.
»Was hat Kirov getan? Warum hat man ihn getötet?«
»Ich habe nicht danach gefragt und man hat es mir nicht gesagt. Die Akquisition weiß nie, warum jemand ein Klient ist. Beim Marketing ist es dasselbe, die wissen auch nicht, wie die Akquisition die bezeichneten Personen bestraft oder ob sie sie überhaupt ergreift. Wir sehen nur die Gesamtzahlen. Der einzige Grund, aus dem ich über beides Bescheid weiß, ist der, dass ich von der einen Seite zur anderen |333| wechseln sollte. Alles ist in geschlossene Einheiten aufgegliedert.«
Mehr noch als der Brief trug diese Struktur den Stempel von General Glass. Wenn ein Fisher-Mitarbeiter, der die Bestrafung kannte, auch über das Verbrechen Bescheid wüsste, würde er vielleicht denken, dass beides nicht zusammenpasste. Er könnte in Versuchung geraten, Gnade walten zu lassen. Er könnte vielleicht sogar anfangen, das ganze Programm infrage zu stellen. Ich bezweifelte, dass der Vorstand von Fischer Partners, voll gestopft mit Biedermännern, wie er war, das ganze Ausmaß der Vorgänge kannte. Wie Cassandra gesagt hatte, würden sie besser schlafen, wenn sie nicht Bescheid wussten. Alles war in in sich geschlossene Einheiten untergliedert, sodass niemand verantwortlich war.
Wir kamen zur Bundesjustizbehörde. Emerson parkte neben seinem eigenen Wagen. »Sie können nicht mit reinkommen.«
»Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?«, fragte ich.
»Das Gebäude wird rund um die Uhr sicherheitsüberwacht. Sie müssen einen Ausweis zeigen und einen Fingerabdruck-Scan zulassen, um einen Passierschein für Gäste zu erhalten. Wollen Sie das?«
Das war eine gute Frage. Ich hatte darauf gebaut, dass der Waffenstillstand der Ältesten mit dem FBI noch immer hielt, aber allmählich kamen mir Zweifel. Die Ältesten würden es nicht an die große Glocke hängen wollen, warum man sich für mich interessierte, aber Emerson hatte ja gerade erklärt, warum das keine Rolle spielte. Falls mein Name auf der New Yorker Liste stand, wäre daneben nicht der geringste Hinweis darauf zu finden, was letztes Jahr geschehen war. Wie bei Emerson würde dort einfach nur eine Zahl stehen, ein Verhängnis aus drei Ziffern.
»Geben Sie mir den Schlüssel zum anderen Wagen«, sagte ich.
|334| »Was?«
»Ihren Autoschlüssel.« Ich streckte die Hand aus. »Ich höre Radio, solange Sie weg sind.«
Emerson reichte ihn mir. Das schien ihm mehr aus einer allgemeinen Verstimmtheit heraus gegen den Strich zu gehen, und weniger weil ich ihm damit einen Knüppel zwischen die Beine geworfen und seine Fluchtpläne vereitelt hätte. Unter anderen Umständen hätte ich einem Mann wie Emerson nie so viel Spielraum gegeben, aber das hier war Neuland für alle Beteiligten. Wenn Emerson die Polizei rief, würde sich seine Lage nicht im Geringsten verbessern. Dass ich glaubte, dass die Fisher-Leute hinter ihm her waren, spielte keine Rolle. Das Entscheidende war, dass er selbst daran glaubte.
Ich schloss den Wagen des Leibwächters ab und entfernte den GP S-Sender von Emersons Auto. Es war ein fast neuer Lexus mit allem Drum und Dran. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, stellte das Radio aber nicht an. Das wäre auf die Batterie gegangen, was eventuelle andere am Fahrzeug angebrachte Peilsender aktiviert hätte. Ich saß da und wartete, die Hände in den Taschen. Ich wollte nicht, dass meine Fingerabdrücke das Lederpolster verschmierten.
Emerson brauchte zwanzig Minuten, gerade so lange, dass ich anfing, mich zu fragen, ob ich ihn falsch eingeschätzt hatte. Er kam allein aus dem Büro und ging im Eilschritt zum Wagen. Er stieg auf der Fahrerseite ein und reichte mir einen großen Briefumschlag. Darin befand sich eine Liste mit Namen und Codes, die auf Fisher-Partners-Briefbögen gedruckt waren. Die Liste umfasste viele Seiten.
»Mein Gott«, sagte ich. »Wie viele Menschen sind das?«
»Um die tausend, denke ich«, antwortete Emerson. »Sie könnten eine Weile brauchen, um den zu finden, nach dem Sie suchen; die Liste ist nach Priorität geordnet, nicht nach Nachnamen.«
»Warum?«
|335| »Die Liste selbst spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, wer als Nächster darankommt.«
Tausend Menschen nur in New York. Ich überlegte, wie viele es in den gesamten USA sein mochten, doch das ließ sich daraus nicht erschließen. Die Liste konnte die
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