Bold, Emely
Samantha nichts tun. Es gibt auch einen anderen Weg!“
„Und wie soll das gehen? Was ist das für eine andere Möglichkeit?“, verlangte Alasdair zu wissen.
Etwas verlegen und entmutigt gestand Blair:
„Hm, so genau wissen wir das nicht. Angeblich soll die Hexe eine Tochter gehabt haben, die wohl laut Vanoras Brief, den Fluch brechen wird.“
Ungläubig schüttelte Cathal den Kopf.
„Eine Tochter? Wer würde sich schon eine Hexe ins Bett holen? Und überhaupt wäre dieses Kind doch schon lange tot.“
„Das wissen wir nicht! Wir selbst sind ja wohl der beste Beweis dafür, dass es durchaus sein kann, dass sie noch am Leben ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Mutter eine Hexe war.“, erklärte Payton.
Nathaira war ganz blass geworden. Ihre verschlossene Miene ließ keinen ihrer dahin rasenden Gedanken erkennen.
„Sguir, mo nighean. Mo gràdh ort.“
Dies waren die Worte der alten Frau gewesen. All die Jahre hatte Nathaira es nicht geschafft, diesen Moment zu vergessen. Den Moment, als die Hexe behauptet hatte, sie sei ihr Mädchen und sie würde sie lieben. Diese irre Alte!
„Na gut, aber wie sollen wir diese Tochter finden?“, wollte Cathal wissen.
„Laut unseren Informationen war Vanora bei einem Clan in Gefangenschaft, der an das Land der Camerons grenzte, darum war sie ja auch dort geblieben.“
Payton schöpfte Hoffnung, doch noch alles friedlich regeln zu können. Immerhin hörte sich Cathal seine Ausführungen sehr genau an. Und auch Nathaira hatte schon einige Minuten keine Widerworte mehr hören lassen. Sie schien in Gedanken vertieft. Womöglich überlegte sie, wie das alles zusammenhängen konnte.
Ich selbst war von dem Gehörten so gefesselt, dass ich kaum mehr an die Gefahr dachte, der ich noch immer ausgesetzt war. Der nächste Satz, von Blair so achtlos dahingesagt, änderte alles.
„Womöglich hat sich die Hexe aber auch hier getäuscht. Sie hat ja auch behauptet, dass ihre eigene Tochter sie töten würde. Aber wie wir alle nur zu genau wissen, war es Nathaira.“
In Cathals Mine zeigte sich Entsetzten. Doch noch bevor er ein Wort sagen konnte, brach Nathaira in hysterisches Gelächter aus.
„Blair, du Idiot!“, ihr Gesicht hatte sich in eine hämische Maske verwandelt, während sie ihren Dolch zog und Schritt für Schritt auf mich zukam.
„Natürlich hatte die Hexe recht! Ich bin ihre Tochter!“, schrie sie.
Cathal schüttelte den Kopf.
„ Du? “, fragte er ungläubig.
„Ja, ich! Willst du wissen, woher ich das weiß? Deine Mutter hat es mir gesagt, als ich zehn war. Sie sagte, sie hasst mich! Sie sagte, ich sei die Ausgeburt der Hölle und dass meine wirkliche Mutter eine schmutzige Braut des Teufels sei, die mein Vater genommen hatte, wann immer er wollte.“
Nathairas Wut richtete sich nun auf Cathal, ihren eigenen Bruder, der kaum glauben konnte, was er da hörte. Für mich dagegen fügten sich nach und nach die Puzzleteile zusammen. Heißer als jemals zuvor brannte das Medaillon und ich war nicht so verrückt, es zu ignorieren. Langsam und unauffällig versuchte ich, näher an die Tür zu gelangen. Auch Payton spürte die Gefahr, und er schirmte mich noch etwas mehr mit seinem Körper ab. Aber Nathaira schenkte uns schon keine Beachtung mehr.
„Dass deine Mutter mir die Wahrheit gesagt hatte, wusste ich. Ich konnte Vanoras Kraft in mir spüren, auch wenn ich keine ihrer Fähigkeiten geerbt habe. Ich war noch ein Kind Cathal, verstehst du das? Und sie hat mir gesagt, dass sie mich hasst! Die einzige Mutter, die ich jemals kannte! Da wusste ich, was ich zu tun hatte. Sie musste sterben! Darum habe ich sie vergiftet! Alle dachten, sie hätte Schwindsucht, aber ich wusste es besser.“
Cathal war weiß wie die Wand hinter ihm und er zitterte am ganzen Leib. Blair, der seinen Freund noch nie so gesehen hatte, griff entschlossen ein. Mit aller Kraft packte er Nathaira und schlug ihr mit der Hand ins Gesicht.
„Still jetzt! Was ist nur in dich gefahren! Weißt du eigentlich, was du da sagst?“, brüllte er.
Nathairas Wange färbte sich dort, wo der Schlag sie getroffen hatte, rot, doch sie ließ sich keinen Schmerz anmerken. Von ihrer eleganten Schönheit war im Moment nicht mehr viel übrig. Das schwarze Haar fiel ihr ins Gesicht, aus ihrem Blick sprach Hass und ihre Nasenflügel bebten bei jedem hektischen Atemzug. Wie ein Tier, das in der Falle sitzt, dachte ich. Doch wenn ich erwartet hatte, dass seine Einmischung die Frau zum Schweigen bringen
Weitere Kostenlose Bücher