Bold, Emely
weg und wartet zuhause auf mich.“
Er beugte sich dicht zu mir herüber und flüsterte:
„Traust du diesen Schotten wirklich?“
Tja, genau auf diese Frage hatte ich ja für mich selbst noch keine Antwort gefunden, doch Ryan würde niemals Ruhe geben, wenn er von meinen Zweifeln wüsste, darum antwortete ich entschieden:
„Ja. Mach dir keine Sorgen. Mir wird nichts passieren.“
Ryan blickte mir tief in die Augen, dann nickte er und drückte meine Hand.
„Ach, und Ryan,“, rief ich ihm nach, „heute bist du mir beinahe sympathisch!“
Ich zwinkerte mit einem Auge und warf ihm eine Kusshand zu.
„Tja, Sam, aber seit ich dich heute mit dem Schotten gesehen habe, weiß ich auch, dass mir das nichts nützt. Anscheinend gehört dein Herz ja ihm.“
Damit ging er davon.
Noch während Blair und Payton auf mich zukamen und wir uns der Außentreppe des Motels zuwandten, fragte ich mich, was Ryan damit gemeint hatte. War denn für alle so offensichtlich, dass ich Payton liebte? War allen klar, dass der Mann, den ich liebte, eine Gefahr für mich darstellte? Warum war nur alles so kompliziert?
„Sam, mo luaidh, du musst das nicht machen.“, versuchte mich nun auch Payton zu beruhigen. Seine sanfte Stimme schaffte es beinahe, den Damm, der meine Tränen zurückhielt, zum Einsturz zu bringen. Doch ich wollte nun endlich mein Schicksal kennenlernen. Und wenn es hier, in diesem schäbigen Motel auf mich wartete, dann bitte sehr!
„Payton, bitte. Wenn alles wahr ist, was du sagst, dann beschütze Ashley und bring sie heil hier raus. Alles andere werden wir später sehen.“
„Was kann ich denn tun, damit du mir glaubst? Du musst mir vertrauen! Ich liebe dich und werde dich mit meinem Leben verteidigen!“, rief er.
„Ich glaube nicht, dass ich dir jemals wieder vertrauen kann. Dafür ist es zu spät. Lass uns nun einfach tun, was zu tun ist und dann können wir reden. Okay?“
„Samantha, bitte …“
Inzwischen hatten wir auf der metallenen Treppe den vierten Stock erreicht und Blair klopfte bereits an eine der Türen. Schnell schloss ich zu ihm auf, denn hinter seinem breiten Rücken konnte ich etwas Schutz suchen. Trotzdem entfuhr mir ein Schreckenslaut, als uns tatsächlich der Hüne Alasdair öffnete.
„Blair! Was für eine Überraschung! Erst Sean und jetzt der ganze Rest, oder wie?“
Blair, der es aufgrund seiner Stellung nicht gewohnt war, jemandem eine Erklärung abzugeben, schob sich an Alasdair vorbei ins Zimmer. Als Alasdairs Blick nun auf mich fiel, wurde sein Grinsen noch breiter und er deutete eine spöttische Verbeugung an.
„Ah, und das Fräulein Cameron ist auch dabei!“
Jede Faser meines Körpers schrie, ich solle schleunigst von hier verschwinden, doch Paytons Hand, die sich gerade auf meine Schulter legte, gab mir die nötige Kraft, einzutreten. Das Zimmer war düster, stickig und es roch nach kaltem Zigarettenrauch.
„Sam! Gott sei Dank, bitte hilf mir!“, rief Ashley, kaum dass ich den Raum betreten hatte.
Meine Cousine saß aufrecht, aber mit gefesselten Händen auf einem der Betten. Sie dachte wohl, dass ich ihre Rettung war. Hoffentlich täuschte sie sich da mal nicht! Zumindest hatte sich Sean schützend vor ihr aufgebaut. Sie schwebte also nicht in unmittelbarer Gefahr.
Der ganze Raum schien voller Leute. Die Körpergröße der Schotten war wirklich beeindruckend. Auch die einzige Frau im Bunde, zweifellos Nathaira, überragte mich um etliche Zentimeter. Sie war es auch, die als Erste das Wort ergriff:
„Blair, wen hast du denn da mitgebracht?“
„Hallo Schatz. Du hältst es wohl nicht für nötig, eine Reise in die USA mit mir, deinem Verlobten zu besprechen? Stattdessen hintergehst du mich.“
Bei diesen Worten zuckte Alasdair leicht zusammen und senkte schuldbewusst den Blick.
„Was fällt dir ein? Denkst du etwa, ich frage dich um Erlaubnis, ehe ich das Haus verlasse?“
„Nein, das erwarte ich nicht. Aber so ist nun einmal der Eindruck entstanden, ihr alle wolltet mich bewusst über euer Handeln im Unklaren lassen.“
Sein wütender Blick glitt von Nathaira zu seinem besten Freund Cathal. Dieser blieb jedoch gelassen.
„Reg’ dich nicht auf. Jetzt sind wir ja alle hier und noch dazu dieses Cameronmädchen. Ich sehe also nicht, wieso wir die ganze Angelegenheit nicht einfach bereinigen sollten.“
Cathal trat auf mich zu und betrachtete mich von Kopf bis Fuß, so als ob ich eine seltene Pflanze wäre. Entschlossen schob sich Payton neben
Weitere Kostenlose Bücher