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Bombay Smiles

Bombay Smiles

Titel: Bombay Smiles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Sanllorente
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mit Schülern unterrichtet würden, denen der Makel der »Unberührbarkeit« anhaftete. Aber wir haben es geschafft, denn für jene Eltern war eine erstklassige Ausbildung wichtiger als soziale Differenzen.
    Ich war sehr froh, dass ich keine Einrichtung mit dem Stigma einer »Armenschule« ins Leben gerufen hatte, sondern eine vorbildliche Bildungseinrichtung, für die einzig die Qualität des vermittelten Wissens zählte.
    Ein Jahr reichte aus und die Diplomatic School war unabhängig - und, das war noch viel wichtiger, sie konnte Kartika Home finanziell unterstützen. Kartika Home würde nie mehr Fremdfinanzierung benötigen, hatte auf diese Weise eine vollkommene Selbstständigkeit erlangt.
    Allerdings hat es lange gedauert - und besonders ich tat mich schwer dabei -, bis wir verstanden, dass wir mit der Unabhängigkeit von Kartika Home unsere Kontrolle übers Heim verloren, denn die war nicht mehr nötig. Es muss aber wohl mit jedem Projekt so sein: Man unterstützt und verteidigt es zunächst mit Zähnen und Klauen, damit es dann, in ein paar Jahren, ohne deine Hilfe weiterbestehen kann.
    Dies bedeutet ja »Helfen« schlussendlich: Nicht den Vogel ewig zu füttern und im Käfig der Abhängigkeit einzusperren, sondern am Ende den Käfig
für den Vogel zu öffnen, damit er frei sein und selbstständig fliegen kann.
    Die Spenden der Mitglieder für Kartika Home konnten wir nun in die Finanzierung neuer Projekte in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern einsetzen, mit Einrichtungen, die von den Bombayer Sozialbehörden gegründet wurden. Ein besserer Ausganspunkt für die Projekte als die Vorgaben und Bedürfnisse der Bevölkerung, die die örtlichen Sozialbehörden doch im Auge haben, ist kaum denkbar.
    Beim ersten Projekt, das wir gemeinsam mit indischen Behörden in Angriff nahmen, ging es um hundert Kindergärten, in denen dreitausend Slum-kinder zwischen zwei und sechs Jahren eine Vorschulausbildung erhalten sollten. Dieses Programm, das auch heute noch läuft, soll den Teufelskreis von mangelnder Bildung und Armut an der Wurzel bekämpfen. Mehr als einmal hatten wir in Kartika Home das Problem, dass wir Mädchen im Alter zwischen acht und neun Jahren aufnahmen, deren schulische Eingliederung zu einem Drama wurde, weil sie weder lesen noch schreiben und deshalb nicht mit Gleichaltrigen unterrichtet werden konnten.
    In den balwadis , so heißen die Kindergärten, sollen die Kinder eine solide Grundbildung erhalten, damit sie dann zu gegebener Zeit eine gute Schule in Bombay besuchen können. Außerdem essen die
Kinder in den balwadis ausreichend und gesund, ihre Eltern müssen dafür nichts bezahlen.
    Wir sind uns bei Sonrisas de Bombay darüber im Klaren, wie komplex sich die Situation der Familien in den Elendsvierteln darstellt und wie schwierig es für die Familien ist, ihre Kinder mit dem zu versorgen, was sie wirklich brauchen. Die dramatische Situation soll aber nicht dazu führen, mutlos zu werden. Was wir tun können, ist wenig, aber es sind kleine Schritte in die richtige Richtung. Das Kindergarten-Projekt ist ein gutes Beispiel.

    Dank unserer Förderer aus vielen Ländern, erhalten über dreitausend Kinder eine altersgerechte Bildung und an fünf Wochentagen genug zu essen. Das mag in Anbetracht der Millionen indischer Kinder in aussichtsloser Lage wenig erscheinen. Aber jedes gesunde Kind, das gut vorbereitet und hoffnungsfroh in die Grundschulzeit startet, bedeutet einen Lebensbeginn mit guten Voraussetzungen. Und auch nur einem einzigen Leben diese Voraussetzungen mitzugeben, bedeutet alles.

    Meine eigene Rolle innerhalb des Projekts hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Ich erinnere mich, dass ich zu Anfang immer selbst mitmischen wollte, egal ob beim Unterrichten oder bei der Krankenbetreuung. Bis mir eines Tages klar wurde, dass mein persönliches Engagement vielleicht nicht
unbedingt immer die beste Lösung ist, ja sogar stören könnte. Ich weiß noch genau, wie mir eines Tages plötzlich ein Licht aufging und ich mir sagte: Mensch Jaume, Respekt ist deine höchste Maxime und dabei mischst du dich dauernd ein. Wieso willst du denn selbst unterrichten, wenn du auf hervorragende Lehrer zurückgreifen kannst? Warum willst du Wunden versorgen, an einem Krankenpflegekurs teilnehmen, wenn das Bombay Leprosy Project über hoch qualifiziertes Personal verfügt?
    Nach dieser Erkenntnis definierte ich meine Funktion neu: Ich würde zwar weiterhin und jederzeit für das Projekt zur

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