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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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fahrenden Autos und dem Lärm in der Fruchthalle stammte.
    »Links oder rechts?«, zerschnitt urplötzlich der Ruf des Kriminaltechnikers die geradezu andächtige Ruhe.
    »Was?«, fragte Tannenberg.
    »Vor mir teilt sich der Stollen in zwei Abgänge.«
    »Links«, entschied Dr. Schönthaler spontan die offene Frage.
    Doch bereits kurze Zeit später blieb Mertel so abrupt stehen, dass Tannenberg von hinten auf ihn auflief.
    »Zurück, marsch, marsch. Das war wohl nichts«, verkündete Mertel, nachdem er sich zu seinem Hintermann umgewandt hatte. Einen Augenblick lang betrug der Abstand zwischen den beiden Männergesichtern höchstens eine Handbreit. »Los, mach schon! Der Gang hier ist verschüttet.«
    Tannenberg und Dr. Schönthaler vollführten nun ebenfalls eine halbe Körperdrehung und gingen zurück zur Gabelung. Dort ließen sie, ohne auch nur ein einziges Wort darüber verlauten zu lassen, dem Kriminaltechniker erneut den Vortritt.
    Plötzlich bebte die Erde über ihnen, dröhnender Lärm betäubte ihre Ohren. Reflexartig duckten sich die Männer, zogen erschrocken die Köpfe ein.
    »Was’n das?«, stieß Tannenberg mit schreckverzerrtem Gesicht aus. »Eine Explosion?«
    »Nein, nein«, beschwichtigte Mertel, der seinen kurzzeitigen Schockzustand bereits überwunden zu haben schien, »das war wohl eher ein schwerer LKW, der eben über uns hinweggerauscht ist. Wir befinden uns schließlich im Moment ziemlich genau unter der Ost-West-Achse.«
    »Mann, bin ich gerade erschrocken«, stöhnte der Kriminalbeamte, der immer noch am ganzen Körper zitterte. »Ich dachte: Eben haben diese Scheißkerle die Fruchthalle in die Luft gejagt.«
    Abermals reagierte Mertel nicht auf den Einwurf seines Kollegen. Er konzentrierte sich auf den Leuchtkegel seiner Stablampe, der grelle Löcher in die rabenschwarze Dunkelheit hineinfraß.
    »Da vorne ist schon wieder so ein blödes Gitter«, verkündete er Sekunden später über seine Schulter hinweg nach hinten.
    Etwa einen Meter vor einem weiteren Eisentor, dessen Stäbe mit dick verkrustetem Rost überzogen waren, fanden sich zum ersten Mal in diesem Felsentunnel senkrechte Stützpfeiler. Es handelte sich um geschälte Rundstämme aus Eichenholz. Die Gittertür war zwar unverschlossen, jedoch bedurfte es einigen Kraftaufwandes, um die stark korrodierten, störrischen Türangeln zum Nachgeben zu bewegen.
    »Bin mal gespannt, wo wir da wohl rauskommen werden«, sagte Mertel, vom spitzen Quietschgeräusch der Scharniere untermalt. »Da vorne geht es eine Treppe hoch.«
    »Eine Treppe?«, rief Dr. Schönthaler nach vorne. »Waren wir denn so tief?«
    »Anscheinend. Es ging ja auch die ganze Zeit über leicht bergab.«
    Die in den Fels gehauene Sandsteintreppe wies eine Höhe von etwa zwei Metern auf. Mertel hatte die Stufen mit vier großen Schritten überwunden. Noch bevor er oben auf einem kleinen Podest angelangt war, hatte er den Lichtkegel seiner Stablampe auf Erkundungsreise geschickt.
    »Verdammt«, stieß er unvermittelt aus.
    »Was, was ist denn los?«, stammelte Tannenberg.
    »Schaut es euch am besten selbst an«, versetzte Mertel.
    Er schlurfte zwei Schritte nach vorne in einen circa zehn Quadratmeter großen, rechteckigen Raum, dessen Wände mit unterschiedlich großen Bruchsandsteinen gemauert waren. Seine beiden Begleiter trafen bei ihm ein, stellten sich neben ihn. Mit entsetzten Mienen starrten die Männer auf das, was sich ihnen da gerade im grellen Schein ihrer Stablampen darbot.
     
    »Natürlich Antwort C – Marcel Proust«, platzte es regelrecht aus Heiner Tannenberg heraus.
    Überrascht sperrten seine Teamkollegen zugleich Mund und Augen weit auf.
    Auch Marco Kern schien einen kurzen Moment lang irritiert zu sein, dass Heiner sofort geantwortet und sich nicht eine Sekunde mit den anderen Mitgliedern seiner Familie beraten hatte.
    »Das kam ja wirklich wie aus der Pistole geschossen. Woher wollen Sie das denn eigentlich so genau wissen?«, zeigte sich der Moderator nach wie vor verwundert.
    »Ganz einfach, Herr Kern, ich bin Deutschlehrer. Und die richtige Antwort auf diese Frage sollte nun einmal zum Basiswissen eines jeden Germanisten gehören. Wenn ein Deutschlehrer nicht weiß, dass Proust unter extremer Geräuschempfindlichkeit litt und sich deshalb in ein schalldichtes Zimmer am Boulevard Haussmann zurückgezogen hat. Wer sollte es denn dann wissen?«, dozierte Heiner.
    Nach einem kurzen Räuspern hinter seiner vorgehaltenen Faust fuhr er fort. »Dort hat

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