Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
Kerns zu warten. Als diese sich aber nicht einstellte, fuhr er fort: » Ich wiederum bin mir hundertprozentig sicher, dass die Pilzkunde My-ko-lo-gie heißt.«
»Interessante Thesen«, bekundete der Moderator. »Wenn das beides stimmt, wären nur noch zwei Antwortalternativen übrig.«
»Genau. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Sie haben nicht einen kleinen Tipp für uns?«
Marco lachte. »Nein, nein, Sie Ratefuchs. Das müssen Sie schon alleine hinkriegen.«
Tobias flüsterte aufgeregt seinem Vater etwas ins Ohr. Daraufhin ergriff Heiner das Wort: »Vater, Tobi hatte gerade eine Idee. Heißt Wolfs Krankheit nicht Fibromyalgie?«
Jacob zuckte die Achseln, schob die Unterlippe vor.
»Fibro-my-al-gie«, wiederholte Heiner abgehackt.
»Meine Herren, Sie sollten nun allmählich zu einem Ergebnis kommen«, drängte der Quizmaster.
»Nur noch eine Sekunde«, bettelte Heiner und schob an seine Mitspieler gerichtet nach: »Ich denke, wir sollten es damit versuchen. ›My- oder Myos‹ oder so was kann ›Muskel‹ heißen. Das wäre dann Antwort C.«
»Und Antwort B würde übrig bleiben«, schlussfolgerte Jacob, »also die Ameisenkunde.«
Die beiden anderen nickten, woraufhin der Senior der Familie verkündete: »Dann nehmen wir Antwort B – Ameisenkunde.«
»Jetzt sind wir aber alle sehr gespannt darauf, was unser superschlauer Computer von Ihrer Vermutung hält.«
»Meinst du, da ist ein Sprengsatz drin versteckt?«, fragte Tannenberg mit entsetztem Blick auf die blaue Sporttasche, die unmittelbar neben einer weiteren Brandschutztür platziert war.
»Woher soll ich das denn wissen, Wolf?«, antwortete Mertel mürrisch. »Und wenn es so wäre? Was sollen wir dann tun? Ich bin schließlich kein Sprengstoffexperte.« Er hielt einen Moment inne. Bedeutend lauter und mit einer vorwurfsvollen Klangfärbung versetzt, ergänzte er: »Oben an der Pfalzgalerie sind die Fachleute des LKA. Vielleicht hättest du sie doch besser vorhin in deinen verrückten Plan einweihen sollen.«
»Dafür ist es jetzt sowieso zu spät«, gab Tannenberg schroff zurück.
»Ich glaub das nicht«, murmelte Dr. Schönthaler, während er sich zur Tür hin in Bewegung setzte.
»Was glaubst du nicht?«, fragte Tannenberg, der seinem Freund auf dem Fuß folgte.
Der Rechtsmediziner kniete sich etwa einen Meter vor der Sporttasche auf den Boden. Er musterte die antiquiert und verschlissen wirkende Tasche mit skeptischer Miene. Er wies mit seinem ausgestreckten Arm zur Sporttasche hin und sagte: »Also, Wolf, wenn es sich hierbei wirklich um eine Sprengfalle handeln sollte, müssten dann nicht irgendwelche Drähte zu sehen sein, die mit der Tür verbunden sind?«
»Stimmt.«
»Quatsch!«, zischte Mertel, »habt ihr denn noch nie etwas von Bewegungsmeldern oder Lichtschranken gehört, mit denen man die Zünder von Sprengsätzen koppeln kann?«
Dr. Schönthaler reagiert nicht auf den Einwurf des Kriminaltechnikers. Unbeeindruckt inspizierte er die Tasche weiter. »Wenn der Reißverschluss offen wäre, könnten wir wenigstens mal einen Blick reinwerfen.«
Aus Richtung der Tür konnte man die ganze Zeit über gedämpfte Musik hören. Doch urplötzlich brach sie ab und wurde durch ein aufbrausendes Geräusch ersetzt, das unzweifelhaft auf euphorische Zuschauerreaktionen zurückzuführen war.
Dieser akustische Impuls löste bei Tannenberg eine spontane Trotzreaktion aus. »Mir ist jetzt alles egal. Ich muss durch diese Tür«, verkündete er todesmutig und setzte sich in Bewegung.
Der Kriminaltechniker hielt ihn am Arm fest.
»Mensch, Karl, lass mich! Meine gesamte Familie ist da drin. Die befinden sich doch alle in akuter Lebensgefahr! Bringt euch jetzt mal besser schnell in Sicherheit!«
»Und wie willst du die Tür aufkriegen? Mit den Fingernägeln?«, spottete Mertel, der keinerlei Anstalten machte, der Aufforderung Tannenbergs nachzukommen.
»Vielleicht ist sie ja gar nicht abgeschlossen.«
»Wolf, geh mal zur Seite«, meinte Mertel gelassen. »Ich denke, dass wir aus lauter Panik zur Zeit überall Gespenster sehen.«
»Wieso?«
»Na, nun mal ganz rational: Weshalb sollten denn die Erpresser ausgerechnet diesen Zugang absichern? Von dem weiß doch niemand etwas.«
»Außer diesem Hausmeister – hast du doch vorhin selbst gesagt«, wandte Tannenberg ein. »Vielleicht steckt der ja mit denen unter einer Decke.«
»Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Das ist eine ausgesprochene Dumpfbacke. Also, das kannst du getrost
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