Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
informiert, spielen wir irgendeine Showeinlage aus einer schon länger zurückliegenden Sendung ein. Er blickte zu Kern. »Marco moderiert das kurz an: Als besonderer Gag heute Abend: ein weiterer Show-Doppelpack – oder so ähnlich.«
Der Starmoderator signalisierte wortlos seine Zustimmung.
»Mann, das ist es!«, jubilierte Tannenberg und verabreichte dem Regisseur einen kräftigen Schlag auf die Schulter. »Einfach genial«, wiederholte er. »Und wenn die Halle geräumt ist, schnappen wir uns den Geldboten und danach seine Hintermänner. Super Idee, wirklich!«
»Danke.«
»Sie kümmern sich um den reibungslosen Ablauf, Herr Lottner?«
»Ja.«
»Gut.«
»Aber …«
»Aber was?«
Lottners Augen klebten förmlich an der Digitaluhr. »Bis 22 Uhr sind es noch gut zwanzig Minuten. Nach dem Showblock, der gerade läuft, sind es immer noch 15 Minuten. Wir können doch nicht die ganze Zeit über den Leuten an den Fernsehgeräten nur Aufnahmen von Zuschauern oder alte Aufzeichnungen einspielen. Das fällt vielleicht auch den Erpressern auf.«
»Sie haben recht«, entgegnete der Leiter des K 1. Er wies zur Monitorwand hin, und zwar genau auf den Bildschirm, der das Tannenbergteam bei der angeregten Diskussion über die gerade anstehende Quizfrage zeigte. »Dann läuft die Sendung eben noch ein paar Minuten ganz normal weiter – mit diesen Kandidaten da und dem Moderator.«
Lottner nickte kurz mit zusammengepressten Lippen. »Das wäre sicherlich das Beste.«
»Während dieser Zeit können wir schon die Zuschauer und die anderen Kandidaten aus der Halle geleiten. Am sinnvollsten Reihe für Reihe – beginnend mit dem linken Tribünenteil. Darum kümmern sich meine beiden Kollegen. Und Ihr Team unterstützt sie dabei, ja?«
»Ja, natürlich.«
Tannenberg wandte sich an den Einsatzleiter des Sicherheitsdienstes, der die ganze Zeit über schweigend den Äußerungen des Kriminalbeamten gelauscht hatte. »Sie teilen nun Ihren Mitarbeitern unseren Plan mit und helfen nachher bei der Räumungsaktion.«
»Jawohl, Herr Hauptkommissar, selbstverständlich«, antwortete der solariumsgebräunte Muskelprotz, der unwillkürlich Haltung angenommen hatte.
Offensichtlich hatte sich seine Meinung über Tannenberg in den letzten Minuten radikal verändert. Er war sehr beeindruckt von dessen professionellem Auftreten und akzeptierte vorbehaltlos die Amtsautorität, die der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission ausstrahlte.
»Gut, dann gehe ich jetzt zuerst mal in den Kandidatenraum zu diesen Ratefüchsen. Sie schalten das Mikro ab, solange ich in dieser Kabine bin, klar?«
»Warum soll ich das Mikro abschalten?«
»Ganz einfach: Sie würden sonst die Polizei bei ihrer Arbeit abhören. Und das geht natürlich nicht!«
»Okay.«
»Wunderbar. Und als Belohnung für Ihre Unterstützung erhalten Sie jetzt einen Spezialauftrag von mir«, sagte Tannenberg und bedachte den Regisseur mit einem schalkhaften Augenzwinkern, das dieser allerdings nicht zu interpretieren vermochte.
Nachdem er seinen ominösen Auftrag erteilt hatte, rief er Sabrina Schauß an. Die junge Kommissarin hielt sich nach wie vor am Gewerbemuseum auf. Zunächst beschrieb er ihr genau die Stelle im Theater-Parkhaus, an dem sich der Tunneleingang befand. Er wies sie jedoch an, nicht in die Halle zu kommen, sondern dort im unteren Parkdeck zu verbleiben und später die evakuierten Zuschauer in Empfang zu nehmen.
Anschließend ließ er sich von ihr den ranghöchsten LKA-Beamten geben und informierte diesen über die dramatischen Ereignisse. Er weihte ihn in seinen Plan ein und forderte ihn zur strikten Zurückhaltung seiner Einsatzkräfte auf. Angesichts der ihm geschilderten Extremsituation zeigte sich der Kriminalrat ausgesprochen kooperativ und eilfertig. Außerdem bat er ihn darum, sogleich die ihm unterstellten Sprengstoffexperten über den unterirdischen Geheimgang in die Fruchthalle zu schicken.
Danach hastete er zu seiner Familie in den containerartigen Bühnenaufbau. Natürlich staunten die drei Tannenbergs nicht schlecht, als urplötzlich ausgerechnet dasjenige störrische Familienmitglied vor ihnen stand, das sich im Vorfeld der Sendung vehement geweigert hatte, den Rest der Familie in die Fruchthalle zu begleiten. Am stärksten geschockt reagierte allerdings Jacob, befürchtete er doch, dass durch diesen irregulären Auftritt ihr Team sofort disqualifiziert werden würde.
Aber sein jüngster Sohn vermochte ihn umgehend zu beruhigen. »Es ist
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