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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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alles mit dem Regisseur abgesprochen«, erklärte er. »Gleich verschwinde ich wieder. Dann geht die Sendung wie gehabt weiter.«
    Nun berichtete der Kriminalbeamte von der Erpressung und der Bombendrohung. Verständlicherweise wollten die drei Männer sofort die Kabine verlassen und sich um ihre auf der Zuschauertribüne sitzenden Angehörigen kümmern. Doch Tannenberg konnte sie davon abbringen. Zuerst teilte er ihnen mit, dass die hochschwangere Marieke bereits die Halle verlassen habe. Dann versicherte er seinen ungläubigen Familienmitgliedern, dass nicht der geringste Anlass zur Panik bestehe. Schließlich habe man bislang keine Sprengsätze entdeckt. Nachdem wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt war, präsentierte er ihnen seinen Evakuierungsplan, der durch die pfiffige Idee des Regisseurs erst zur Perfektion gelangt war.
    »Ja, wirklich, Max hat Marieke durch diesen Fluchttunnel bereits in Sicherheit gebracht«, beantwortet er Heiners Nachfrage. »Und auch allen anderen hier in der Halle wird nichts passieren. Das verspreche ich euch. Aber damit alles hundertprozentig klargeht, müsst ihr unbedingt noch ein paar Minuten weiterspielen, so als ob nichts geschehen wäre.«
    Alle nickten. Tannenberg weihte sie anschließend noch in weitere Details seines Plans ein. Doch Jacob schien nicht recht bei der Sache zu sein. Mit eingezogenem Hals ließ er seinen Blick unruhig durch den Raum wandern.
    »Was ist denn mit dir, Vater?«, fragte Tannenberg, dem das merkwürdige Verhalten des Seniors nicht entgangen war.
    Jacob ging zu ihm hin, flüsterte ihm ins Ohr: »Weißt du zufällig, welches Bundesland die höchste Arbeitslosenquote hat?«
    »Was?«
    Der alte Tannenberg wiederholte die Frage.
    Nun endlich verstand sein jüngster Sohn. »Ja, das hab ich gerade gestern in der FAZ gelesen«, wisperte er zurück. »Das ist Mäck-Pomm.«
    Der Senior stutzte, während er den Kopf ein wenig von dem Ohr seines Sohnes hinwegbewegte. »Also Hamburg«, murmelte er vor sich hin.
    »Wieso Hamburg?«, fragte Wolfram Tannenberg verständnislos. »Übrigens kann uns niemand hören. Der Regisseur hat die Mikros abgeschaltet.«
    Jacob schien dieser Behauptung keinen rechten Glauben schenken zu wollen, denn er verringerte abermals die Distanz zum Ohr seines Sohnes und flüsterte: »Du hast doch gerade ›Mäck-Pomm‹ gesagt – das ist doch so’n Amifutter – so’n Hamburger. Versteckter Hinweis, he?« Er drückte ihm seinen Ellenbogen in die Seite, zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
    Tannenberg lachte: »Ach, Vater, das ist doch kein Hamburger, das ist die Abkürzung von Mecklenburg-Vorpommern.«
    Von der geschlossenen Tür her erklang mit einem Mal ein dumpfes Klopfgeräusch. Nur einen Wimpernschlag später stand die Regieassistentin im Türrahmen. »Herr Kommissar, Sie müssen jetzt gleich raus auf die Bühne. Marco ist schon dort und serviert den Fernsehzuschauern mit warmen Worten den Show-Doppelpack.«
    »Ja, ich komme gleich«, erklärte Tannenberg. »Nur noch eine Sekunde.« Er schloss die Tür, umarmte geschwind jeden einzelnen. »Schafft ihr das?«
    »Klar, mein Junge, schaffen wir das«, versicherte Jacob. »Auf deine Familie kannst du dich immer verlassen.«
     
    Die Regieassistentin wartete ungeduldig zwischen der Führungskamera und der vollbesetzten Zuschauertribüne. Als Tannenberg in ihrem Blickfeld auftauchte, gab sie Marco Kern sofort ein Zeichen.
    »Wie ich eben signalisiert bekommen habe, ist gerade ein geheimnisvoller Überraschungsgast bei uns eingetroffen«, verkündete der Starmoderator. »Dieser sympathische Herr hat Ihnen allen etwas sehr Interessantes mitzuteilen. Da Eile geboten ist, verzichten Sie bitte auf Applaus. Hören Sie jetzt bitte genau zu, was er Ihnen zu sagen hat.«
    Mit ausgestreckter Hand begrüßte er den Leiter des K 1 und übergab ihm das Handmikrofon.
    »Guten Abend, meine Damen und Herren«, begann Tannenberg ein wenig zögerlich. Er brach ab, schluckte hart. Sein Mund war total ausgetrocknet. Er hatte Angst, dass ihm gleich die Zunge am Gaumen festkleben würde.
    Junge, da musst du jetzt durch – reiß dich zusammen!, feuerte er sich selbst an.
    Er räusperte sich hinter vorgehaltener Hand und ergänzte danach mit sich erhebender Stimme: »Stellen Sie sich bitte einmal folgendes Szenario vor: Sie haben sich auf irgendein Ereignis, zum Beispiel auf diese tolle Sendung heute Abend, unheimlich gefreut. Ist doch so, nicht wahr?«
    Viele Zuschauer nickten, andere murmelten ihre Zustimmung.

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