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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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irritiert.
    »Hast du irgendeine Tafel oder so was? Worauf ich ein paar wichtige Ergebnisse festhalten könnte?«
    »Nein, leider.«
    »Macht nichts. Dann gib mir bitte einen Schreibblock. Zur Not tut’s auch normales Druckerpapier.«
    Sabrinas Gesicht leuchtete auf. »Doch, ich glaub, ich hab etwas für dich«, sagte sie und begab sich sogleich in die Küche.
    Dort entführte sie eine direkt neben dem Kühlschrank aufgehängte, großflächige Pinwand und stellte sie im Wohnzimmer auf einen Stuhl am Esstisch. Dann entfernte sie die darauf angebrachten Zettel. Anschließend zauberte sie Spiralblock und Kugelschreiber aus einer Kommodenschublade und legte beides auf die Tischplatte.
    »Danke, Sabrina«, sagte Tannenberg. Er setzte sich neben die Pinwand und forderte seine Kollegen mit einer Geste zum Hinsetzen auf. »Was haben wir bis jetzt?«
    »Drei Opfer«, sagte Mertel, »einen Politiker, einen Taxifahrer und dessen Sohn.«
    »Der von Beruf Zimmermann ist«, ergänzte der Leiter des K1.
    »Na ja, ob uns diese Information wohl entscheidend weiterbringen wird, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.«
    »Wer weiß, Rainer, wer weiß. Jede Information ist im Augenblick wichtig.« Trotzig schrieb er den Beruf des Opfers neben dessen Namen und pinnte den Zettel auf die Korkplatten. Er schob nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Ich schlage vor, wir fangen mal ganz von vorne an.«
    »Du meinst bei dem Sprengstoffanschlag auf diese beiden Kunstwerke vor der Pfalzgalerie?«, fragte Sabrina.
    Tannenberg schürzte verächtlich die Lippen. »Wenn ich in diesem Zusammenhang dieses Wort höre, krieg ich sofort Bauchweh.«
    »Was? Welches Wort?«
    »Kunst-Werke«, wiederholte er mit noch etwas leidvollerer Miene. Er seufzte tief, zupfte sich am Ohrläppchen. »Weißt du, Sabrina, ich hab vielleicht ein anderes Kunstverständnis als viele meiner Mitmenschen. Aber für mich fängt Kunst genau dort an, wo ich ein bestimmtes Gefühl habe …«
    »Hört, hört, der Herr Hauptkommissar behauptet, Gefühle zu besitzen«, höhnte der Rechtsmediziner dazwischen.
    Ohne auf diesen Einwurf zu reagieren, fuhr Tannenberg mit seinen Erläuterungen fort: »Eigentlich ist es ganz einfach, Sabrina: Ich muss eine tiefe Bewunderung vor einer künstlerischen Leistung empfinden. Ja, ich muss regelrechte Ehrfurcht vor dem Künstler haben, von seinem schöpferischen Werk zutiefst ergriffen und begeistert sein. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich glaube schon.«
    Seiner ausdrucksstarken Gestik und Mimik konnte man entnehmen, dass ihm dieses Thema offensichtlich sehr wichtig war.
    »Siehst du«, fuhr er fort, »wenn es für mich keine Kunst ist, nach zwei, drei Wochen Einarbeitungszeit selbst dazu in der Lage zu sein, ein solches, so genanntes Kunst -Werk zu schaffen, dann ist es für mich auch keine Kunst. Und diese beiden hässlichen Dinger vor der Pfalzgalerie könnte ich dir garantiert sofort zusammenbasteln. Vorausgesetzt natürlich, ich besäße dazu das nötige Material und Werkzeug.«
    Dr. Schönthaler sah sich spontan zum Eingreifen veranlasst. Er ging zu seinem besten Freund und griff ihm ans Handgelenk. »Wolf, dein Puls rast.« Er fasste ihn an die Stirn. »Und du hast hohes Fieber!«
    »Hör auf mit dem Quatsch«, schnauzte er ihn an.
    »Du immer mit deinen merkwürdigen Ansichten! Was ist denn eigentlich los mit dir? Sollten wir nicht besser mal eine längere Pause einlegen?«
    »Warum machst du dich darüber lustig?«, fragte Tannenberg, der ganz und gar nicht den Eindruck hatte, Unsinn von sich gegeben zu haben. »Vielleicht liegt ja genau dort der Schlüssel zu diesem Fall vergraben.«
    »Wo?«
    »Na, in diesen beiden Kratern.«
    »In den Kratern vor der Pfalzgalerie?« Er lachte schallend. »Im linken oder im rechten?«
    »Mensch, Rainer, jetzt hör doch mal auf, hier so herumzualbern. Eine entscheidende Frage ist doch wohl die: Warum hat der Täter – wir gehen als Arbeitshypothese immer noch von einem Einzeltäter aus – diese beiden Skulpturen in die Luft gejagt? Warum ausgerechnet die? Warum keine anderen?«
    Dr. Schönthaler klatschte in die Hände, knetete sie kurz. Anschließend riss er sie auseinander und reckte sie beschwörend an die Zimmerdecke. »Oh, Gott, was weiß denn ich. Vielleicht ist der Kerl ja genau so ein elender Kunstbanause wie du.«
    »Also, ich denke«, mischte sich Mertel mit ruhiger Stimme ein, »der Ort der Anschläge und die davon betroffenen Objekte spielten für den Täter überhaupt keine Rolle. Er

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