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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Leiter des K1.
    Gerda Klöckner rieb sich die Hände. »Sonne, Wärme, Salzwasser. Das wird uns so gut tun. Walter hat nämlich Schuppenflechte und ich hab starkes Rheuma.«
    Als Tannenberg diesen Begriff hörte, fiel ihm schlagartig auf, dass er seit gestern Abend keinerlei rheumatische Schmerzzustände mehr verspürt hatte. Sein Körper hatte sich offensichtlich als Reaktion auf die psychische Extremsituation mit hohen Dosen körpereigener Schmerzmittel quasi selbst narkotisiert.
    Er verscheuchte dieses leidige Thema, indem er mit der Befragung fortfuhr. »Wann sollte er das Geld denn erhalten?«
    »2000 Euro haben wir schon gekriegt. Den Rest bekommt Walter in Barcelona.«
    »Wie haben Sie das Geld erhalten?«
    Gerda Klöckner krauste die Stirn.
    »Ich meine: Auf welchem Weg wurde Ihnen das Geld übergeben?«, erläuterte er. »Wurde es Ihnen zum Beispiel mit der Post geschickt? Oder hat es jemand vorbeigebracht?«
    »Vorbeigebracht? Nein, vorgestern steckte ein braunes Couvert im Briefkasten. Da war das viele Geld drin. Und Unterlagen – Wegbeschreibungen und so.«
    »Haben Sie das Couvert noch?«, wollte Sabrina wissen.
    »Nein. Das hat Walter in seine Tasche gesteckt. Das weiß ich deshalb, weil ich ihm ja die Tasche gepackt hab – und da war das Couvert drin.«
    »Vielen Dank, Frau Klöckner. Ich denke, das war’s erstmal«, sagte Tannenberg und erhob sich. Seine junge Kollegin tat es ihm gleich. »Sobald wir etwas über Ihren Mann erfahren, melden wir uns wieder bei Ihnen.«
    »Glauben Sie, dass ihm etwas passiert ist?«
    »Nein«, log Tannenberg.
    »Aber warum meldet er sich dann nicht? Er hat es mir doch fest versprochen.«
    Der Leiter des K 1 fühlte sich immer unwohler in seiner Haut. Am liebsten hätte er sofort fluchtartig das Haus verlassen. Aber eine Sache musste er zuvor unbedingt noch abklären. Er ging zwei Schritte zur Schrankwand hin. »Was ist ihr Sohn denn von Beruf?«, fragte er.
    »Zimmermann.«
    »Wohnt er noch bei Ihnen hier im Haus?«
    »Nein, schon lange nicht mehr.«
    »Und wo wohnt er?«
    »Kantstraße, Nr. 66. In einem dieser schrecklichen Hochhäuser. – Aber warum wollen Sie das denn wissen?«
    »Nur damit wir ihn verständigen können, falls Sie nicht erreichbar sind.«
    Bei Tannenberg krampfte sich der Magen zusammen angesichts seiner Lügenorgie. Er musste raus, dringend an die frische Luft. »Bemühen Sie sich nicht, Frau Klöckner. Wir finden alleine den Weg. Auf Wiedersehen.«
    Im Vorbeihuschen erspähte er im Flur einige Fotos von weißen Häusern vor tiefblauem Meereshintergrund.
    »Ich glaube, ich habe mich noch niemals in meinem Job so elend gefühlt wie jetzt gerade«, seufzte er, nachdem er wieder in seinem Dienstwagen saß. Mit einem gequälten Blick schaute er Sabrina in ihre kastanienbraunen Augen. »Aber ich hab’s einfach nicht fertiggebracht. Ich konnte der armen alten Frau nicht sagen, dass aus ihrem Lebenstraum nun nichts mehr werden wird.« Er fletschte die Zähne, ballte seine Fäuste. »Weil irgend so ein elender Drecksack vor ein paar Stunden ihren Mann und ihren Sohn erschossen hat.«
    »Ich hätte es auch nicht gekonnt, Wolf.«
    »Oh je, oh je. Was haben wir doch manchmal für einen beschissenen Job.«
    Sabrina streichelte sanft über das dick aufgequollene Aderngeflecht seiner linken Hand. »Aber irgendwer muss es ihr doch beibringen.«
    Tannenberg stieß geräuschvoll einen Schwall Luft durch die Nase. »Sicher. Aber wir nicht, denn wir dürfen ja eigentlich gar nicht ermitteln. Das LKA ist bestimmt schon unterwegs hierher.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Den Vorsprung müssen wir ausnutzen. Komm, lass uns schleunigst zur Taxizentrale fahren und die Leute dort befragen.«
    Allerdings konnten die beiden Kriminalbeamten ihr Vorhaben nicht direkt in die Tat umsetzen, denn als sie in der Blumenstraße einfuhren, fiel ihnen sofort ein schwarzer PKW mit MZ-Kennzeichen auf. Das Auto parkte direkt vor der Taxizentrale.
    »Da müssen wir uns wohl noch ein wenig gedulden, bis die lieben LKA-Kollegen verschwunden sind«, sagte Tannenberg und lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Dass die vor uns da sind, hat aber durchaus auch Vorteile.«
    »Du meinst, damit kommt uns keiner so schnell auf die Schliche?«
    »Genau, Sabrina. Und wenn da drinnen irgendjemand skeptische Fragen an uns stellt, behaupten wir einfach, dass es bei der Polizei im Moment etwas chaotisch zugeht.« Er wies auf das zweistöckige Gebäude. »Die Leute da in der Zentrale haben doch garantiert auch

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