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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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konnte man verschwommen eine sich bewegende Gestalt erkennen.
    »Ich glaube, er ist allein«, sagte der Leiter des K 1, nachdem er sich wieder zu seinen Kollegen hin umgewandt hatte. »Das muss sein Atelier sein. Davor steht ein Auto. Ist wahrscheinlich seins. Ich weiß aber nicht, wie wir dort reinkommen können.«
    »Wahrscheinlich durch die Tür«, meinte Dr. Schönthaler mit rollenden Augen. »Oder glaubst du vielleicht, der krabbelt immer durchs Dach?«
    Tannenberg ignorierte die Bemerkung. »Wir teilen uns jetzt auf. Rainer, du bleibst bei mir.«
    Der Rechtsmediziner, der natürlich keine Waffe mit sich führte, nickte brav.
    »Du hältst dich im Hintergrund«, ergänzte er fauchend. »Hast du das kapiert?«
    »Okay, okay.«
    »Und ihr beide schleicht euch von der anderen Seite an den Schuppen heran. Dort am Haupttor könnt ihr ihm den Weg zur Straße abschneiden, falls er versuchen sollte zu türmen. Weil ihr den längeren Weg habt, sind wir früher dort. Aber wir warten so lange, bis auch ihr vor der Halle seid. Erst auf mein Handzeichen hin erfolgt der gemeinsame Zugriff. Alles klar?«
    »Alles klar.«
    »Und achtet ja auf mögliche Sprengfallen oder so was.«
    Der Leiter der Mordkommission ließ seine beiden Kollegen so lange nicht aus den Augen, bis sie hinter einer Bärenskulptur verschwunden waren. Bitte, lieber Gott, mach, dass alles gut geht, schickte er geschwind ein Stoßgebet in das diesige, schwarzgrau verhangene Himmelsgewölbe über ihm. Sein Blick schweifte hinüber zu dem dunklen Felsmassiv, vor dem gerade eine Schar Fledermäuse ihre abendlichen Flugübungen absolvierte.
    Seufzend packte er seinen alten Freund an den Schultern. »Hoffentlich geht das gut, Rainer.«
    »Sicher, alter Junge. Und wenn nicht, denk dran: auch in der Hölle gibt es Mirabellengeist.«
    »Wahrscheinlich.« Schmunzelnd stieß Tannenberg Luft durch die Nase und zupfte an der Fliege des Rechtsmediziners. »Komm, bringen wir es hinter uns.«
    Der Kriminalbeamte atmete noch einmal kräftig durch. Dabei lehnte er seinen Rücken an die glattgesägte Sandsteinwand. Anschließend schob er seinen Körper bis zur Kante des Quaders vor. Langsam drehte er den Kopf um die Ecke, spähte in die etwa fünf Meter breite und circa siebzig Meter lange Schneise. Der Fahrweg war freigeräumt und führte direkt zu dem hellerleuchteten Schuppen.
    Zuerst wechselten die beiden Männer auf die andere Seite. Dann hasteten sie von einer der am Rande der Transportschneise spalierstehenden Skulptur zur anderen. Als ihr Abstand zur Lagerhalle nur noch ungefähr zwanzig Meter betrug, legten sie eine Pause ein. Sie getrauten sich kaum zu atmen. Bis in die Zehenspitzen hinein angespannt lauschten sie dem hochtönigen Schleifgeräusch. Mit einem Mal wurde es leiser und ebbte schließlich ganz ab. Dafür wurde die Hintergrundmusik deutlicher.
    »Hört der vielleicht eine Schrottmusik«, flüsterte Dr. Schönthaler.
    Plötzlich wurden die dröhnenden Bässe noch lauter. Parallel dazu öffnete sich in der Mitte der Gebäudefront eine Glastür. Tannenberg hielt den Atem an. Eine männliche Gestalt trat einen Schritt hinaus ins Freie. Das grelle Neonlicht in seinem Rücken warf einen langen Schatten auf die nassgrauen Verbundsteine unmittelbar vor ihm. Man konnte sein Gesicht zunächst nicht sehen. Erst als der Mann an seiner Zigarette zog, erkannte man im rötlichen Glutschein für einen kurzen Moment sein gespenstisches Antlitz. Nachdem er ein paarmal seinen dunstigen Atem in die kühle Abendluft gestoßen hatte, machte der Mann auf dem Absatz kehrt und schloss die Tür.
    Nun tauchten hinter einem Schaufelbagger Mertel und Sabrina aus ihrer Deckung auf. Sie befanden sich zu diesem Zeitpunkt etwa in gleicher Entfernung vom Schuppen wie Tannenberg. Allerdings standen sie etwas seitlich versetzt rechts neben der Halle. Der Leiter des K 1 gab das verabredete Handzeichen. Von beiden Seiten her näherten sich die Ermittler mit gezogenen Waffen der Eingangstür. Ein circa ein Meter hoher Backsteinsockel und die beschlagenen Scheiben gewährten ihnen dabei ausreichenden Sichtschutz. Allerdings konnten sie dadurch den Mann in der Halle nur verschwommen wahrnehmen. In der Hocke bewegten sie sich bis zur Glastür.
    Tannenberg hörte seinen Herzschlag im Halse pochen. Seine Hände zitterten, er atmete schnell. So lange er nicht weiterarbeitet, ist das Risiko für uns viel zu groß, hämmerte es hinter seiner Schädeldecke. Wir müssen uns unbedingt noch gedulden,

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